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So war der Papstbesuch in Regensburg

Regensburg / Lesedauer: 3 min

Benedikt XVI. besucht seinen schwer kranken Bruder in Regensburg – Gemeinsame Messe
Veröffentlicht:20.06.2020, 12:00

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Benedikt XVI. ist in Regensburg . Mit dieser Nachricht überraschte das Bistum am Donnerstagnachmittag die Öffentlichkeit. Das ehemalige Kirchenoberhaupt eilte zu seinem drei Jahre älteren Bruder, seinem letzten noch lebenden engen Verwandten, ans Krankenbett. Wie ernst der Gesundheitszustand des 96-Jährigen ehemaligen Domkapellmeisters ist, darüber lässt sich nur spekulieren. Aber dass Papst Franziskus dieser Visite zugestimmt und sie zugleich als strikt privat deklariert hat, spricht dafür, dass die Beteiligten auf alles gefasst sind.

Sich noch einmal leibhaftig sehen zu können, war für die beiden Geschwister ein Herzenswunsch. Dazu passte dann auch, dass der Malteser Hilfsdienst den emeritierten Papst mit einem „Herzenswunsch“-Fahrzeug vom Flughafen in die Regensburger Altstadt brachte. Der Transporter dient sonst dazu, schwer kranke Menschen an einen Wunschort zu bringen, den sie anders nicht mehr erreichen können, wie Alexandra Bengler von der Hilfsorganisation auf Anfrage am Freitag erläuterte.

Wie lange Joseph Ratzinger in Regensburg bleibt, ist eine offene Frage. „Das wissen wir auch nicht, wir schauen von Tag zu Tag“, sagt Subregens Christoph Leuchtner. Er ist als Vizechef des Priesterseminars sozusagen der Quartiermeister des prominenten Gastes. Für Benedikt XVI. wurden genau dieselben Räumlichkeiten hergerichtet, die er 2006 bei seinem letzten offiziellen Besuch in Bayern in Anspruch nahm. „So kann er sich zu Hause fühlen und ist abgeschirmt von neugierigen Blicken, auch von Seminaristen.“ 28 Priesteramtskandidaten wohnen aktuell in dem Haus am Bismarckplatz, dazu drei Gastpriester und die vier Personen zählende Seminarleitung.

Der emeritierte Papst wird von einer kleinen Delegation begleitet, die auch im Seminar beherbergt wird. Erzbischof Georg Gänswein, Benedikts Privatsekretär, dazu ein Arzt, ein Krankenpfleger, eine Ordensschwester aus seinem Haushalt und drei Sicherheitskräfte des Vatikans, wie Leuchtner erläutert. Benedikts Räume seien seit 2006 „lange nicht benutzt“ worden. Seit dessen Rücktritt vom Papstamt 2013 hätten sie nur noch Kardinal Gerhard Ludwig Müller als Unterkunft während seiner gelegentlichen Reisen nach Deutschland gedient.

Die Gastgeber versuchen nach den Worten des Subregens, ihren Besuch unauffällig, aber aufmerksam zu versorgen. Da geht es auch um in Rom lang vermisste Kleinigkeiten wie bayerische Brezn oder eine Flasche Kracherl, das ist gelbe Limonade, erklärtermaßen ein Lieblingsgetränk Benedikts. Und sein größter Wunsch? „Dass wir ihn in Ruhe lassen und nicht ständig um ihn herumschwirren“, sagt Leuchtner. Seine Mahlzeiten nimmt der emeritierte Papst nicht mit der Hausgemeinschaft ein, sondern in einem eigenen Speisezimmer auf seinem Stockwerk, zusammen mit vier Begleitern. Serviert werde das, was auch die anderen bekommen. Für die Besuche bei seinem Bruder Georg in der Luzengasse müssen sich beide ihre Kräfte einteilen. Der 93-jährige Besucher ist auf den Rollstuhl angewiesen. „Der eine hört schlecht, der andere tut sich schwer mit dem Reden“, sagt einer, der es wissen muss, über die Verständigungsschwierigkeiten. Das gemeinsame Gebet und die tägliche Eucharistiefeier im kleinen Kreis sind als Fixpunkte geblieben.

Inzwischen mehren sich die Zeichen reger Anteilnahme an der Begegnung aus den Reihen der Gläubigen und der Regensburger Bevölkerung. Dass die Brüder bis ins hohe Alter miteinander so treu verbunden sind, verfehlt seine Wirkung nicht. Und dieses Zusammensein-Können sei für sie „auch ein Lebenselixier“, ist Bistumssprecher Clemens Neck überzeugt.