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Oberschwabenklinik

So soll es mit den Kliniken im Landkreis Ravensburg weitergehen

Ravensburg / Lesedauer: 3 min

Petra Krebs und Sebastian Wolf sehen die Krankenhausentwicklung im Landkreis dennoch positiv
Veröffentlicht:21.02.2020, 05:00

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Nach der Schließung des Krankenhauses 14 Nothelfer in Weingarten und kleinerer Krankenhäuser im Landkreis, und der Umstrukturierung der Oberschwabenklinik fragen sich viele Menschen: Wie soll es weitergehen mit der Krankenhaus-Landschaft in der Region?

Was sagt die Landesregierung? Wie positioniert sich der Landkreis zu dieser Entwicklung? Die katholische Erwachsenenbildung in Ravensburg hatte dazu Petra Krebs, die gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen im Landtag, sowie Sebastian Wolf , den Geschäftsführer der Oberschwabenklinik, zum Seniorenforum Ravensburg geladen.

 Petra Krebs

„Grundsätzlich läuft es gut“, sagte Petra Krebs zu Beginn der Veranstaltung. Im weiteren Verlauf merkte man: sie hat eine Ahnung von was sie spricht. Kein Wunder, ist sie doch ausgebildete Krankenschwester und mit dem Metier bestens vertraut. Die Finanzierung des Gesundheitswesens ist laut ihren Worten kompliziert.

Zur speziellen Situation der Krankenhausentwicklung im Landkreis sollte es erst zum Schluss der Veranstaltung kommen – Viele der anwesenden Senioren hatten konkrete Fragen bezüglich der eigenen Versorgung und der ihrer Familien.

Immer mehr pflegebedürftige und chronisch Kranke

Krebs und Wolf erläuterten zuerst die momentan gegebenen Rahmenbedingungen. Deutschland liegt beim Gesundheitswesen im europäischen Durchschnitt. Für die 11,02 Millionen Einwohner Baden-Württembergs stehen etwa 250 Krankenhäuser sowie circa 750.000 Ärzte und Pflegepersonal zur Verfügung. 70 Prozent der Ärzte sind weiblich, viele davon arbeiten in Teilzeit oder teilen sich eine Praxis.

Damit hat man zwar eine große Anzahl Ärzte, aber nicht alle arbeiten in Vollzeit. Eine weitere interessante Zahl: die durchschnittliche Verweildauer einer Pflegekraft beträgt sieben bis neun Jahre. Demgegenüber gibt es immer mehr pflegebedürftige und chronisch Kranke.

 Petra Krebs   (Mitte) und Sebastian Wolf (Zweiter von rechts) berichteten über die Krankenhaus-Entwicklung im Landkreis. Werner Langenbacher (links) moderierte. Geladen hatten Bernhard Steimle (rechts) und Annabel Munding (Zweite von links) von der kat

Vor diesem Hintergrund gilt es laut Krebs effiziente Krankenhausstrukturen zu schaffen. Die Versorgungslandschaft soll sich dazu in zwei Teile gliedern. Auf der einen Seite die kleinräumige Grundversorgung und den Notfalldienst; auf der anderen Seite spezialisierte Zentren für Hochleistungsmedizin. Und wenn Krankenhäuser wegfallen, sollen dort Kurzzeitpflegeplätze, Tageskliniken und so weiter eingerichtet werden.

Geschäftsführer spricht von enormen Herausforderungen

Der Geschäftsführer der Oberschwabenklinik, Sebastian Wolf, sprach von enormen Herausforderungen. Im Landkreis habe man aber seine Hausaufgaben gemacht, zukunftsgerichtet und frühzeitig agiert. Zur aktuellen Situation nach der Schließung des Nothelfer Krankenhauses in Weingarten sagte er: „In der Notaufnahme, der Geburtshilfe und der allgemeinen Pflegestation lief die Übergabe reibungslos. Wir haben die räumlichen Kapazitäten und die Betten.

Personal ist der kritische Faktor. Dem Patienten muss das Personal folgen.“ Im mittelfristigen Bereich sei man dazu gut aufgestellt. Probleme könnten im kurzfristigen Bereich auftreten, zum Beispiel wenn Mitarbeiter durch Krankheit ausfallen. Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, müssen die Rahmenbedingungen stimmen.

Dazu muss man zum Beispiel beim Pflegedienst sichere Dienstpläne anbieten und den Ärzten sichere Weiterbildungspläne. Dazu kommt natürlich der Verdienst, wozu auch die Bezahlung von Überstunden zählt. „Niemand muss für einen Hungerlohn arbeiten. Es gibt genügen Betriebe, wo man gutes Geld verdient.“ Trotz guter Bedingungen ist es für die Oberschwabenklinik nicht einfach, Fachpersonal zu bekommen. Für die Pflege habe man 2019 im Vergleich zum Vorjahr 60 Vollzeitkräfte mehr geplant.

Davon sind zurzeit 40 besetzt. Man bemüht sich auf verschiedenen Ebenen um neue Mitarbeiter, so zum Beispiel mit der Kampagne „Mitarbeiter suchen Mitarbeiter“. Wolf ist zuversichtlich bis Mitte des Jahres noch die fehlenden 20 Pflegekräfte zu bekommen. „Man muss ein guter Arbeitgeber sein“. Um damit die Voraussetzungen zu schaffen, den Menschen im Landkreis eine gute gesundheitliche Versorgung zu gewährleisten.