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Kanzache

Das ganze Dorf feiert Geburtstag

Kanzach / Lesedauer: 4 min

850-Jahrfeier mit großem Programm – Vorstellung der neuen Ortschronik
Veröffentlicht:20.10.2019, 19:47

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Im Beisein der meisten Bewohner und von viel Prominenz haben die Kanzacher am Sonntag ihre 850-Jahrfeier abgehalten. Zudem wurde das neue Dorfbuch von Rudolf Obert präsentiert.

Der Festtag begann, wie in Oberschwaben üblich, mit einem feierlichen Gottesdienst in der Kanzacher Kirche, der von Pater Karl König zelebriert wurde. Musikalisch umrahmt wurde er vom Kanzacher Kirchenchor, Dorothèe Schweizer und Theresa Bleicher (Sopransoli) und Veronika Burth und Lavinia Lutz an den Violinen. Volker Braig war an der Orgel und die Leitung hatte Christine Braig.

Nach dem Gottesdienst zogen die Festgäste, begleitet von der Musikkapelle Dürnau , in die Halle am Bahnhof. Bürgermeister Klaus Schultheiß begrüßte in der festlich dekorierten Halle die Gäste. „Der Geburtstag ist das Echo der Zeit“, so Schultheiß, und er sei auch ein Anlass auf dieses Echo zu hören. Denn wenn man erkenne, was ist und darüber nachdenke, wie etwas werden könnte, dann müsse man auch wissen, wie es geworden ist. Jede Epoche habe ihre Herausforderungen gehabt und die Kanzacher Vorfahren hätten sich diesen gestellt und sie gemeistert.

Die Geschichte einer Gemeinde werde maßgeblich durch handelnde Personen geprägt, so Schultheiß. Deutliche Spuren hinterlassen und wichtige Akzente gesetzt habe Ehrenbürger Rudolf Obert – schon mit der Bachritterburg und nun auch mit dem umfangreichen Dorfbuch.

Fast zwei Jahre hat die ganze Gemeinde Kanzach auf das 850-jährige Jubiläum hingearbeitet. Im Vorfeld haben sich viele Bürger im Vorbereitungsteam und viele Engagierte aus dem Sportverein, der Kirchengemeinde und dem Gemeinderat eingebracht, berichtete Schultheiß.

Nächster Höhepunkt war die Präsentation des Dorfbuches durch Ehrenbürger Rudolf Obert. Er wolle keinen Geschichtsvortrag halten, so Obert scherzhaft, denn um „Zwölfe wird gessa“. Nur eine Kurzgeschichte wolle er anreichen, einige wenige Bemerkungen als Kaufanreger und die unverzichtbaren Dankesworte.

Obert ging zurück bis in die Steinzeit, wo die Region ja schon besiedelt gewesen sei. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Kanzach 1169. Kurz und bündig erhielten die Besucher dann einen Abriss der Geschichte des Orts in den vergangenen 850 Jahren. Das Buch sollte keine Chronik werden, sondern ein Dorfbuch mit über 300 Bildern und umfassenden Texten. Mitgeholfen haben Herbert Herwanger, Melchior Sailer, Volker Braig und sieben weitere Co-Autoren. Die gemeinsame Arbeit, betonte Obert, habe dieses Buch erst ermöglicht. Auch aus der Bevölkerung seien viele Bilder und Erzählungen eingeflossen, darunter auch die Bilder der beiden Ortsfotografen Karl Stallbaumer und Dieter Wuttge.

Landrat Schmid gratulierte der Gemeinde zum Jubiläum und zollte dem Autor Respekt für das Dorfbuch. Eine Chronik schreibt nur derjenige, dem die Gegenwart wichtig sei. Es sei ein Buch für alle Kanzacher Bürger geworden, so Schmid. Eine Dorflinde als Geburtstagsgeschenk brachte der Landrat mit, die zu einem Begegnungspunkt im Ort werden könnte.

Auch der CDU-Landtagsabgeordnete Thomas Dörflinger reihte sich in die Schar der Gratulanten ein. Kanzach hatte für Dörflinger schon immer eine gewisse Bedeutung. Er sage nur „Go-In“. Das sei zwar schon lange her, aber die Erinnerungen seien immer noch da. Lobende Worte hatte Dörflinger für das Engagement der Kanzacher in den Vereinen und Gruppierungen, die eine Gemeinde erst lebenswert machen. Die ländlich geprägten Regionen seien ein kostbarer Schatz, für den man sich einsetzen müsse: Er im Landtag und die Kanzacher vor Ort, dann habe Kanzach eine tolle Zukunft vor sich.

Ulme für 1000-Jahr-Feier

„Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft“, meinte der CDU-Bundestagsabgeordnete Josef Rief in seinem Grußwort. 850 Jahre gelte es für die stolze Gemeinde gebührend zu feiern, und das neue Dorfbuch könne sicher zum Stolz beitragen. Bei so viel Engagement der Bürgern habe Kanzach eine Zukunft. Und die Ulme als Gastgeschenk könnte auch noch die 1000-Jahr-Feier Kanzachs erleben.

Nach dem Essen wurden die Bücher ausgegeben. Und die meisten musste der Autor signieren, was dieser auch gerne tat.

Am Nachmittag gaben die Regenbogen-Kinder vom Kanzacher Kindergarten einige Lieder zum Besten und wurden mit reichlich Beifall belohnt. Extra für diesen Festtag wurde der ehemalige Männerchor wieder aktiviert. Unter neuem Namen „850 Jahre Kanzach“ überzeugten die Sänger aller Altersklassen aus Kanzach und Dürnau – unter der Leitung von Volker Braig – die Zuhörer im voll besetzten Saal mit spritzigen Liedern. Schön wäre es, so die Meinung der Zuhörer, wenn der Männerchor öfter auftreten würde.