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Skibergsteigen

Sophia und der große Traum von Olympia

Lindau / Lesedauer: 3 min

Der 16-jährigen Lindauerin Sophia Weßling ist kein Berg zu hoch
Veröffentlicht:09.10.2019, 19:25

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Eigentlich ist sie ein ganz normales, 16-jähriges Mädchen, das die elfte Klasse der Droste-Hülshoff-Schule in Friedrichshafen besucht. Und doch hat Sophia Weßling eine Besonderheit: Sie ist eine erfolgreiche Skibergsteigerin. Durch ihre Teilnahme an der deutschen Meisterschaft 2018 im Skibergsteigen wurde der Deutsche Alpenverein ( DAV ) auf sie aufmerksam – seither trainiert Weßling gezielter und nimmt regelmäßig an Trainingslagern der DAV-Beobachtungsmannschaft teil. Ein Training, das sich mit sehr guten Platzierungen bei der deutschen Meisterschaft, beim Alpencup und bei den Weltmeisterschaften 2019 bereits ausgezahlt hat. Doch die junge Lindauern steckt ihre Ziele noch höher: Ihr großer Traum sind die Olympischen Jugendspiele 2020 in Lausanne.

Die junge Lindauerin wurde in eine Familie hineingeboren, die leidenschaftlich gerne Sport treibt und ihrer Tochter bereits im Alter von vier Jahren das Skifahren beibrachte. Papa Rüdiger , Mama Petra und ihr 21-jähriger Bruder Jakob sind ebenfalls Skibergsteiger – ein Begriff, den sich viele erst einmal erklären lassen müssen. „Wie sich aus dem Wort Skibergsteigen schon ableiten lässt, wird ein Berg meist abseits der Piste mit Ski erklommen. Um beim Aufstieg ein Hinabrutschen zu verhindern, werden an der Skiunterseite Felle angeklebt, die im Gegensatz zum Skitourengehen jedoch nur zwei Drittel der Skiunterseite bedecken und keine Spannhaken haben. Dies ermöglicht ein besseres Gleiten in Flachstücken und ein schnelles Abfellen, bergauf erfordert es aber eine gute Aufstiegstechnik. Die gesamte Ausrüstung ist auf Rennen ausgelegt und sehr leicht“, erklärt Sophia Weßling ihre Sportart.

Im Rennsport Skibergsteigen gibt es drei Disziplinen: das Vertical, bei dem 500 bis 700 Höhenmeter nur bergauf zurückgelegt werden. Außerdem den Sprint, bei dem nur rund 100 Höhenmeter bewältigt werden. Er beinhaltet auch eine Tragepassage bergauf und zum Schluss eine Abfahrt. Die Königsdisziplin ist das Individual, wo Mädchen in Wesslings Altersklasse bis zu 1000 Höhenmeter zurücklegen. Das Rennen besteht aus einem Wechsel von mehreren Aufstiegen, Abfahrten sowie teilweise extrem steilen Trage- und Kletterpassagen. „So ein Rennen kann in meiner Altersklasse durchaus mal über anderthalb Stunden dauern“, sagt die Lindauerin.

Was für sie den Reiz an der Sportart ausmacht? „Das Schöne am Skibergsteigen ist, dass man die Möglichkeit hat, an Orte zu kommen, zu denen kein Lift hinaufführt. Aber nicht nur die Natur und die schöne Winterlandschaft machen diesen Sport so abwechslungsreich, sondern auch die alpinen Aufstiege und die Tiefschneeabfahrten.“

Durch ihren dritten Platz im Vertical bei der deutschen Meisterschaft 2018 wurde der DAV auf die junge Lindauerin aufmerksam. Sophia Weßling wurde in die Beobachtungsmannschaft aufgenommen und trainiert seither deutlich intensiver. Die Früchte ihrer Arbeit erntete sie bereits ein Jahr später: Bei der deutschen Meisterschaft 2019 wurde sie Erste im Sprint, beim Alpencup 2019 Gesamtsiegerin ihrer Altersklasse und bei der Weltmeisterschaft 2019 im Skibergsteigen belegte sie im Individual einen beachtlichen zehnten Platz. Damit macht sie sich berechtigte Hoffnungen auf eine Nominierung für die Olympischen Jugendspiele , die im Januar 2020 im schweizerischen Lausanne stattfinden und bei denen Wettbewerbe im Skibergsteigen voraussichtlich erstmals olympisch ausgetragen werden. Seit Juli 2019 trainiert Weßling nach einem Trainingsplan des Lindauer Trainingsspezialisten Tomotion und bereitet sich unter anderem auf die Europameisterschaften im Skibergsteigen vor, die im Frühjahr 2020 anstehen.