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Posaune

Lange klingt die Posaune nach

Neresheim / Lesedauer: 3 min

Posaune und Orgel harmonieren beim Konzert in der Abteikirche Neresheim
Veröffentlicht:23.09.2019, 16:03

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Der Posaunist Stephan Kirsch und der Organist und Komponist Michael A. Müller haben am Sonntag das zweite Konzert in diesem Jahr in der Abteikirche in Neresheim gespielt. Der Besucherandrang war dabei nicht ganz so stark wie vor zwei Wochen beim ersten Konzert mit der Royal Academy of Music aus London.

Kirsch und Müller haben ihr Konzert unter das Motto „Odem zu Klang“ gestellt, wobei der Organist, was den Odem, also den Atem, die Luft für das Instrument betrifft, klar im Vorteil ist. Der Odem für die Orgel wird bekanntlich mechanisch erzeugt, der Posaunist jedoch muss sich selbst um die „Puste“ für sein Instrument kümmern und vor allem die Bassposaune benötigt davon eine ganze Menge.

Für Stephan Kirsch, der stilistisch ausgesprochen breit aufgestellt und in verschiedenen Ensembles musikalisch unterwegs ist – von der Stuttgarter Staatsoper bis zu Jazz und Musical – war das allerdings kein Problem. Im Gegenteil. Bei den Stücken, die unten im Kirchenraum gespielt und von Michael A. Müller am kleinen Orgelpositiv begleitet wurden, ging die kleine historische Orgel klanglich fast ein wenig unter. So etwa in einer Sonate aus der Feder von Johann Ernst Gaillard, die am Anfang des Konzertprogramms stand.

Die Kombination von Posaune und Orgel hört man eher selten, Originalliteratur gibt es dafür so gut wie keine. Die Orgelbegleitungen hat Müller deshalb alle selbst arrangiert.

Reizvolle Klangspektren

Das Zusammenspiel der Instrumente eröffnet zuweilen ungewohnte, dabei aber durchaus reizvolle Klangspektren, wie man etwa in einer Canzona von Frescobaldi hören konnte. Zum ruhigen Duktus der Holzhay-Orgel oben auf der Empore spielte der Posaunist virtuos die lebhaften Motive der immer wieder eingebetteten Zweier – und Dreiertakte.

Auf ganz anderen, zeitgenössischen musikalischen Pfaden wandelte Kirsch in einem von Müller 2017 komponierten „Solo für Stephan“. Im Stil freier Improvisationen mit Glissandi und chromatischen Strukturen nutzte der Posaunist dabei auch den langen Nachhall in der Klosterkirche. Immer wieder hatte er die Posaune schon abgesetzt und der Ton „stand“ trotzdem noch einige Sekunden im Raum.

In einer Sarabande aus einer Cello Suite von Bach ließ er seine Posaune mit rundem und warmem Ton gefühlvoll „singen“. Müller präsentierte sich sowohl in eigenen Kompositionen, wie etwa einem erst in diesem Jahr geschriebenen Präludium oder auch einer Orgelfantasie aus 2017, als auch in Bachschen Orgelkompositionen (Präludium Es-Dur BWV 552, Passacaglia BWV 582) als kreativer Komponist und versierter und virtuoser Organist, der es verstand, die Register der Holzhay-Orgel effektvoll und stilsicher auszuwählen und zum Klingen zu bringen.