Elektroauto

NMN will immer am Ball bleiben

Hohentengen / Lesedauer: 3 min

SZ-Leseraktion „Schwäbische Türöffner“ – Maschinenbauunternehmen beschäftigt knapp 100 Mitarbeiter
Veröffentlicht:04.08.2019, 17:03

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Immer am Ball bleiben und die neuesten Entwicklungen beobachten: Laut NMH-Chef Alexander Frick ist das überlebenswichtig für sein Maschinenbau-Unternehmen NMH in Hohentengen . Mehr als 20 Leser haben im Rahmen der SZ-Aktion „Schwäbischer Türöffner“ eine Führung durchs Unternehmen bekommen.

Prominent in der Nähe der Bundesstraße steht er da, der moderne Neubau mit den großen Fenstern und dem weithin sichtbaren Schriftzug NMH. „Er hat um die sieben Millionen Euro gekostet“, sagt Alexander Frick über den Neubau, den NMH 2015 bezog. Heute, da ist sich der Firmenchef sicher, hätte man für das Geld diesen Bau nicht mehr bekommen – selbst in Hohentengen seien die Grundstückskosten gestiegen, bemerkt er. Mit dem Neubau hat NMH jetzt einen deutlich niedrigeren Energieverbrauch. Auch gibt es eine Photovoltaik-Anlage, die einen guten Teil des Stroms, den die Firma verbraucht, bereitstellt.

Fast 100 Vollzeit-Arbeitsplätze gibt es in dem Unternehmen, das neben Frick auch von dem weiteren Geschäftsführer Christian Bulander geleitet wird. Die Mitarbeiter bauen Mess- und Prüfanlagen, beispielsweise im Bereich Sondermaschinenbau. „Jetzt ist das für Sie vielleicht ein bisschen ein abstrakter Begriff“, meint Frick zu den SZ-Lesern und erklärt genauer, was damit überhaupt gemeint ist: „Wir messen beispielsweise Differenzialgetriebe oder Bremsscheiben.“ NMH geht individuell auf die jeweiligen Kundenwünsche ein und bietet Lösungen für die Bereiche Montage-, Mess-, Hebe-, Einpress-, Spann-, Schweiß-, Prüf- und Handhabungstechnik an. Manche Dinge, die NMH macht, sind dabei so komplex, dass Frick auf seine Ingenieure und Fachleute vertrauen muss: „Da bin ich dann raus“, bekennt er freimütig.

Frick führt zusammen mit Personalleiterin Ludmila Rudi die SZ-Leser durch das Unternehmen: Kunststoffabteilung, Fertigung, Montage, das Konstruktionsbüro und die weiteren Büroräume bekommen die Leser zu sehen. Frick berichtet auch über die Erweiterungspläne. Demnach ist der Bau einer Halle in Richtung Firmenparkplatz geplant. Diese soll als Lagerstätte dienen.

Elektroauto ist das Thema

Für NMH ist die Automobilindustrie essentiell. „80 Prozent unserer Umsätze machen wir mit Automotive“, sagt Frick. Momentan ist bekanntlich das Elektroauto die große Frage in Deutschlands wichtigstem Industriezweig. Frick hat aber seine Zweifel, ob das Elektroauto wirklich die Zukunft ist. „Es ist politisch gewollt“, sagt er. Wie nachhaltig das Elektroauto wirklich ist, da hat er Zweifel. Beispielsweise braucht man für die Batterieherstellung seltene Erden. „Und im Kongo werden diese seltenen Erden von Kindern ausgebuddelt“, bemerkt er mit Ironie. „Aber ich bin da ein einsamer Rufer in diese Richtung.“ Er glaube, dass die Brennstoffzelle, also der Wasserstoffantrieb, eher eine Zukunft für das Auto sein könnte. Dogmatisch will er aber an diese Entwicklungen nicht herangehen: Man dürfe weder aus seiner Begeisterung für eine Technik noch aus seiner Ablehnung einer Technik „eine Religion machen“, findet Frick. Klar ist aber: „Wir sind im Moment in einem brutalen technologischen Wandel.“ Seine Aufgabe sei es, NMH durch dieses höchst unsichere Fahrwasser zu steuern und ständig auch das eigene Geschäftsmodell zu hinterfragen und zu überprüfen. „Jede Firma, die man nicht braucht, verschwindet“, erklärt er sein Denken.

Angeregte Diskussion

In der Cafeteria nach der Führung ergibt sich eine angeregte Diskussion, die SZ-Leser haben viele Fragen. Frick kommt dabei auf ein Thema zu sprechen, das offensichtlich eines seiner Lieblingsthemen ist: Die Frage nach einem Wertewandel in der Gesellschaft und wie stark noch das Leistungsdenken in der Gesellschaft ausgeprägt ist. Er sei ein politischer Mensch, man verzeihe ihm seine Ausführungen, bemerkt er selbstironisch und berichtet, dass er inzwischen aus der FDP ausgetreten sei.

„Wir haben eine Gesellschaft, die nicht mehr so leistungsbereit ist“, findet Frick. Der Unternehmer sieht in weiten Teilen der Gesellschaft eine zu starke Freizeitorientierung vorherrschen und auch eine Geringschätzung von handwerklichen Berufen.