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Windparkanlage

Windparkanlage bei Hohenstadt soll kommen

Hohenstadt / Lesedauer: 4 min

Energiewende nimmt bei Generalversammlung der Alb-Elektrizitätswerk Geislingen breiten Raum ein
Veröffentlicht:31.07.2019, 19:24

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Die 103. Generalversammlung der Alb-Elektrizitätswerk Geislingen-Steige eG hat unlängst in der Geislinger Jahnhalle stattgefunden. Hubert Rinklin, Vorstandsvorsitzender der Albwerk-Genossenschaft, berichtete über den Verlauf des letzten Geschäftsjahres 2018 und stellte den 167 anwesenden Mitgliedern den Jahresabschluss vor.

Zu Beginn seines Berichts ging Hubert Rinklin auf die Albwerk Erlebnistage ein, mit denen die Genossenschaft am 18. und 19. Mai 2019 den Abschluss der Bau- und Sanierungsarbeiten an ihrer Firmenzentrale in Geislingen feierte: Rund 5000 Besucher sind der Einladung des Energieversorgers gefolgt und haben das Albwerk bei bestem Wetter kennengelernt und erkundet. Rinklin betonte, dass die Vielzahl der präsentierten Informationsangebote, anschaulich zum Ausdruck brachte, dass das Albwerk die gesamte energiewirtschaftliche Wertschöpfungskette von der Energieerzeugung bis zum Elektroeinzelhandel abdeckt.

In Sachen Energiewende nehme die Region, so Rinklin, weiterhin eine Vorreiterrolle ein: Insgesamt produzieren die Windkraftanlagen, Wasserkraftwerke, Biomasseanlagen, Photovoltaikanlagen und eine Klärgasanlage, die an das Stromnetz des Albwerks angeschlossen sind, rund 262 Millionen kWh Strom. Zählt man die 155 Millionen kWh hinzu, die von 28 weiteren Windkraftanlagen direkt ins Hochspannungsnetz eingespeist werden, werden in der Region 66 Prozent des Bedarfs produziert. Der Landesdurchschnitt liegt lediglich bei 26,7 Prozent.

Windkraft-Projekte in Planung

„Bei seinen weiteren Windkraft-Projekten kommt das Albwerk in kleinen Schritten voran“, informierte der Vorstandsvorsitzende. Im April 2018 habe das Landratsamt Göppingen die immissionsschutzrechtliche Genehmigung für den Windpark Drackenstein erteilt und im Frühsommer 2018 habe der Standort einen Zuschlag für eine EEG-Förderung erhalten. Zurzeit würden die bauvorbereitenden Maßnahmen laufen. Mit der Inbetriebnahme des Windparks werde im zweiten Quartal 2020 gerechnet. Zwei weitere Standorte mit Albwerk-Beteiligung würden sich weiterhin in Genehmigungsverfahren befinden, die durch zahlreiche naturschutz-, verfahrens- und planungsrechtliche Restriktionen immer wieder verzögert werden. „Es wird damit gerechnet, in den nächsten Wochen die Genehmigung für den Windpark bei Hohenstadt mit drei Windkraftanlagen zu erhalten“, erklärte Rinklin.

Rinklin berichtete weiter, dass die Rahmenbedingungen für Windkraftanlagen an Land weiterhin äußerst schwierig seien. Die Projektentwicklungszeit in Baden-Württemberg belaufe sich mittlerweile auf fünf bis sieben Jahre. Der Albwerk-Chef führt aus, dass seit der Einführung der Ausschreibungen fast 90 Prozent aller Windräder nördlich der Mainlinie bezuschlagt worden sind. Zudem formiere sich vielerorts Widerstand gegen Windkraftanlagen in direkter Nachbarschaft.

Dies ist, so Hubert Rinklin, besonders kritisch zu sehen: „Denn, wo einerseits seit Monaten Schülerinnen und Schüler im Rahmen der Fridays-for-Future-Bewegung für mehr Klimaschutz demonstrieren, engagieren sich anderenorts mittlerweile über 1000 Bürgerinitiativen gegen den Bau neuer Windkraftanlagen.“ Um die Klimaschutzziele von Paris einhalten zu können und den bevorstehenden Ausstieg aus Atomkraft und Kohleverstromung zu schaffen, müssen sich die Rahmenbedingungen erheblich verbessern ohne die Bezahlbarkeit der Energiewende aus den Augen zu verlieren.

Hohe Abgaben beim Strompreis

Rinklin erläuterte, dass die staatlichen Umlagen, Abgaben und Steuern, von denen ein Großteil auf die Förderung der erneuerbaren Energien entfällt, mittlerweile knapp 53 Prozent des Strompreises ausmachen. Weitere 24,4 Prozent entfallen auf die staatlich regulierten Netzentgelte. „Diese steigen tendenziell, da massiv in die Stromnetze investiert werden muss, um den Strom aus erneuerbaren Energien aufzunehmen und zu verteilen, sagt er. Das Albwerk selbst rechne im nächsten Jahr damit, ein Rekordvolumen von 7,6 Millionen Euro in sein eigenes Stromnetz zu investieren.

Der Anteil am Strompreis, auf den der Energielieferant selbst Einfluss nehmen kann, sei 2018 nur noch bei knapp 23 Prozent gelegen. Darin seien auch die Beschaffungskosten für Strom enthalten, die nach jahrelanger Talfahrt an der Strombörse im vergangenen Jahr stark angestiegen sind. Die Gründe dafür sind vielfältig: anziehende Preise für fossile Brennstoffe, hohe Temperaturen mit geringen Wasserständen und wenig Wind sowie steigende Preise für CO2-Zertifikate.

„Eine Umkehr dieses Trends ist derzeit nicht erkennbar. Im Gegenteil, der Preis steht aktuell bei 52 bis 53 Euro je Megawattstunde“, gab der Vorstandsvorsitzende Hubert Rinklin zu bedenken. Im Ergebnis bezahlte ein Musterhaushalt mit 3500 kWh Jahresverbrauch 2018 monatlich rund 86 Euro für Strom.