StartseiteRegionalOberschwabenRavensburgDebatte über Frauenfeindlichkeit beim Ravensburger Rutenfest: „Tradition ist Tradition“

Rutenfest

Debatte über Frauenfeindlichkeit beim Ravensburger Rutenfest: „Tradition ist Tradition“

Ravensburg / Lesedauer: 3 min

Ravensburg diskutiert ein paar Tage vor Beginn über das anstehende Rutenfest. Die aktuelle Frage: Ist diese Veranstaltung frauenfeindlich?
Veröffentlicht:15.07.2019, 16:03

Von:
Artikel teilen:

Werden Mädchen und Frauen beim Ravensburger Rutenfest diskriminiert? Weil sie in den meisten Trommlergruppen nicht mitmachen dürfen, weil nach Schularten getrennte Schießwettbewerbe stattfinden, teilweise sogar nach Geschlechtern unterschieden wird? Die Berichterstattung in der „Schwäbischen Zeitung“ und im SZ-Online-Podcast haben heftige Reaktionen hervorgerufen. Wir fassen zusammen.

Bei den Leserreaktionen gab es, natürlich, ganz unterschiedliche Meinungen. Knapp gesagt kann man sagen, dass die Befürworter des Status quo in der Mehrzahl sind. Kritische Stimmen gab es freilich auch. Einige Auszüge:

„Kaum steht das Rutenfest an und es beginnt die Vorfreude in der Stadt, versuchen Einzelne sich durch vermeintlich öffentlichkeitswirksame Vorschläge zu produzieren und den anderen Bürgern damit die Vorfreude durch unnötige Diskussionen mies zu machen. Völlig vergessen in dieser Diskussion wird, dass bei den Rutentrommlern nur deshalb Mädchen zugelassen wurden, weil es viel zu wenige Anmeldungen gab und es ansonsten die älteste Trommlergruppe des Ravensburger Rutenfestes gar nicht mehr gegeben hätte. Auch wenn dies so suggeriert wird, die Zulassung von Mädchen zu den Rutentrommlern hatte in keiner Weise etwas mit Gleichberechtigung zu tun.“

„Die Landsknechte weisen auf eine längst vergangene Zeit hin. Es ist eine historische Gruppe. Und in der Historie waren leider keine Frauen dabei. Das hat nichts mit frauenfeindlich zu tun, sondern mit der Darstellung der alten Geschichte, die ja so real wie möglich dargestellt werden soll.“

„Kein postmoderner Wahnsinn beim Rutenfest. Tradition ist Tradition.“

„Moralisten, Feministen und sonstige Wichtigtuer inklusive Stadtindianer mokieren sich mit gruseligen Argumenten über das Fest der Ravensburger! Alle, die Heimatliebe und -verbundenheit in die rechte Ecke stellen, können gerne fernbleiben und miesepetrische Kommentare posten: Ihr Fernbleiben fällt nicht im Geringsten auf.“

„Das Rutenfest sollte eigentlich ein Kinder- und Familienfest sein, es verkommt aber immer mehr zum Saufgelage und zum Fest der ehemaligen Trommler. Viele der letztgenannten verwechseln das Rutenfest mit einer Hommage an alle ehemaligen Trommler.“

Soweit die Stimmen der Gegner einer Änderung. Es gibt aber auch Äußerungen, die auf Ausgleich aus sind.

„Ich genieße es als Dame, auf einem Ball zu sein und ich genieße es seit unendlich vielen Jahren emanzipiert zu sein, ohne Männern ihre Refugien streitig zu machen. Gleich muss nicht immer gleich sein.“

„Warum gründen die Mädels nicht einfach eine reine Mädelsgruppe, finde die Idee nicht so verkehrt.“

Auch die Befürworter eine Änderung haben sich zu Wort gemeldet:

„Was ist denn richtig daran, Frauen auszuschließen?“

„Vielleicht sollte man die Mädels fragen, ob sie da Lust drauf haben. Erstens ist das Rutenfest für alle aktiven Trommler schon sehr anstrengend. Ich persönlich hätte da überhaupt keine Lust drauf gehabt und zweitens gibt es ja auch recht gewöhnungsbedüftige Aufnahmerituale, auf die vielleicht auch nicht alle Lust haben.“

„Wo bleiben sachliche Argumente, oder gibt es womöglich keine? Würden alle so denken und argumentieren, gäbe es bis heute kein Wahlrecht für Frauen.“

„Die Gleichberechtigung von Frauen gehört zu unseren heutigen Wertvorstellungen und verfassungsmäßigen Grundrechten. So entstehen vielleicht neue und weniger rückständige Traditionen.“

„Was ist das Problem, dass Frauen in Trommlergruppen mitmachen wollen?“

„Wird Zeit, die Traditionen mal zu reflektieren und was zu verändern.“