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Jugendhaus

Kandidaten und Jugendliche im Austausch

Wangen / Lesedauer: 5 min

Jugendgemeinderat ermöglicht den „Crashkurs Wahlen“ mit vielen Informationen
Veröffentlicht:21.05.2019, 16:56

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Zwei Stunden lang haben sich Jugendliche am Sonntagabend im städtischen Jugendhaus mit den anstehenden Kommunal- und Europawahlen befasst. Sie fühlten dabei Kandidaten von CDU, FDP, Freien Wählern, GOL und SPD auf den Zahn, wofür sie und ihre Partei oder Gruppierung stehen. Veranstaltet hatte diesen „Crashkurs Wahlen“ der Jugendgemeinderat auf Initiative von Peter Nessensohn.

Bevor es um die konkreten Inhalte ging, führte Gerold Fix , ehemaliger Sozialkundelehrer am Rupert-Neß-Gymnasium kurzweilig und informativ ins komplizierte Wahlsystem bei speziell diesen Wahlen an. Er legte die Erklärung eines erfundenen jungen Mannes zur Gemeinderatswahl vor, die vor Fehlern strotzte. Als Aufgabe formulierte er die Frage: „Finde den Fehler!“ – worauf die Klarstellung folgte. Zum Beispiel: Bei Kommunalwahlen darf man ab 16 Jahren wählen – und das alle fünf Jahre. Und dann kamen auch die praktischen Fragen auf den Tisch: Der Gemeinderat in Wangen hat 32 Sitze, was bedeutet, dass jeder Wähler 32 Stimmen vergeben kann. Diese kann er kumulieren, also anhäufen, und panaschieren, also auf eine Liste übertragen. Wie macht man das anschaulich? Fix zeigte eine Haufenwolke und fragte die Jugend im Publikum: Was ist das? Ob sich mancher Erwachsene jugendlich fühlte an diesem Abend oder ob ein bisschen die Geduld fehlte zu warten, bis die jungen Leute richtig kombinierten, die Einflüsterung kam prompt und veranlasste Fix zur Mahnung: „Jetzt lasst doch mal die Jugend!“

Auch auf die Fallen des Systems wies Fix hin: „Nie mehr als die maximale Zahl der Personen für einen Ort wählen!“ Wer es sich bei dem Vortrag nicht merken konnte, bekam auch die Info, dass das auf den Wahlzetteln steht. Und er gab den Jugendlichen mit auf den Weg: „Vergesst nicht zu wählen!“

Nach dieser rund 20-minütigen Einführung bat der Vorsitzende des Jugendgemeinderats, Lukas Häring , die politischen Akteure, sich dem jungen Publikum stellen. Die Vorstellungsrunde wurde sehr unterschiedlich genutzt. Wo die einen eher Persönliches in den Vordergrund stellten, präsentierten andere direkt zumindest in Ansätzen ihr politisches Profil. Einer der nach 20 Jahren im Gremium erfahrenen Gemeinderäte, Reinhold Meindl, stellte dabei klar: „Was ich als erstes lernen musste war, dass man im Gemeinderat zusammenarbeiten muss.“ Eine Fraktion könne ihre Punkte üblicherweise nicht allein durchbringen. Erkennbar überrascht zeigten sich die Kandidaten von der ersten Frage der Jugendlichen: Warum wird gesunde Ernährung in den Schulen nicht von der Stadt gefördert? Hannah Rogosch (GOL) antwortet als Erste und sprach sich für eine Förderung, insbesondere auch durch Projekte in Schulen und Kitas aus. Die „junge Generation in dieser Frage ausbilden“, sagte auch Frank Scharr (FDP). Die langjährigen Gemeinderäte Hans-Jörg Leonhardt (CDU), Reinhold Meindl und Gerhard Lang (SPD) verwiesen auf die Erfahrungen, die in diesem Punkt in der Vergangenheit bei der Diskussion mit Eltern von Kindergartenkindern und Mensabesuchern gemacht wurden. „Wir haben um Cent-Beträge gefeilscht“, sagte Leonhardt. „Die Verwendung von regionalen Produkten kostet aber mehr.“

Dann ging es hinein in die Sachfragen der Kommunalpolitik. Erstes Thema Bauen und Wohnen. Die Vertreter der FDP positionierten sich für weniger Flächenverbrauch und schnellere Verfahren. Aus der CDU kam unter anderem der Hinweis, dass die derzeitige Wohnungsknappheit auch durch falsche Zahlen der Statistiker herrührt, die über Jahre einen Bevölkerungsrückgang prognostizierten. Das Gegenteil ist für Wangen und die Region richtig. Aus der SPD kam, die Ansicht, dass die Entwicklung seit Jahren klar sei im Sozialen Wohnungsbau, weshalb die Planung für Haid/Wittwais ohne Geschossbau erstaunlich sei. Nächste Themen waren Radwege, Öffentlicher Personennahverkehr, Kreisverkehre sowie Verkehr in der Altstadt. Auch hier zeigten sich unterschiedliche Profile, wobei die Gemeinderäte erläuterten, dass das Verkehrskonzept bei der Stadt in Arbeit sei. Was wollen Sie tun, um Wangen als Wirtschaftsstandort attraktiv zu halten? Wofür steht ihre Partei oder Vereinigung genau? Waren weitere Fragen.

Wie stehen Sie zu „Fridays for Future?“ Alle Sprecher nannten den Klimaschutz wichtig. Dennoch zeigten sich unterschiedliche Profile: Tilman Schauwecker sagte: „Die Teilnahme ist für mich gelernter Unterricht“ und spielte den Ball an den JGR zurück: „Warum positioniert ihr euch nicht zu diesem Jugendthema Nummer 1?“ Marius Duffner (CDU) meinte: „Es ist super, dass sich die Jugend engagiert.“ Jedoch müsse jeder auch bei sich selber schauen, was er im Sinne des Klimaschutzes ändern könne. Monika Hymer (SPD), sagte mit Blick auf die eigenen Kinder, die Jugend sei sehr gut aufgeklärt bei diesem Thema und bringe auch viele Infos nach Hause mit. Ingrid Detzel nannte das Engagement klasse., erinnerte aber an die Müllspuren, die von den Demonstrierenden hinterlassen worden waren. Worauf Hannah Rogosch einwarf: Die Jugend räume inzwischen hinter sich auf. Frank Scharr meinte mit Blick auf Fastfood und Plastikverpackungen, Klimaschutz fange bei jedem einzelnen an.

Lukas Häring schloss die Diskussion, nicht ohne die Jugendlichen auf die Online-Beteiligung für die ERBA aufmerksam zu machen. „Beteiligt euch unter www.nextgenerba.de ! Der Gemeinderat steht hinter uns!“, sagte er.

Die Jugendlichen zeigten sich am Ende zufrieden mit dem Abend: „Man sieht jetzt schon ein bisschen klarer“, sagte Bianca Buhmann. Und ein Blick in den Raum zeigte, dass die Jugendlichen im Anschluss die Chance zum direkten Austausch nutzten.