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Meisterpflicht

Handwerk pocht auf Meisterpflicht

Biberach / Lesedauer: 3 min

100 Jahre Schreiner-Innung Biberach: Bei der Feier wird der Teamgedanke hochgehalten
Veröffentlicht:12.05.2019, 16:35

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Biberach - 1919 wurde der Hamburger Sport-Verein ( HSV ) gegründet und die Schreiner-Innung Biberach. Heute, 100 Jahre später, kann die Innung erhobenen Hauptes ihr Jubiläum feiern, während der HSV mit allerlei Problemen zu kämpfen hat. Mit diesem Vergleich bescheinigte der Landtagsabgeordente Thomas Dörflinger (CDU) der Schreiner-Innung eine glorreiche Entwicklung.

Zur Feier des 100-jährigen Bestehens hatten sich rund 120 Innungsmitglieder und Vertreter von Unternehmen und Institutionen, die mit dem Schreinerhandwerk zusammenarbeiten, in der Gemeindehalle in Fischbach getroffen. Mit einem musikalischen „Happy birthday“, gespielt in mehreren Variationen, eröffnete die Musikgruppe Q6 aus Ringschnait das Programm.

Innungsobermeister Peter Krattenmacher würdigte besonders den Ehrenobermeister und Ehrenlandesinnungsmeister Ludwig Grell, der mit seinem Wissen und seiner Erfahrung noch immer ein wichtiger Ratgeber für die Schreiner-Innung ist. Anschließend schilderte er mit Zitaten aus alten Sitzungsprotokollen die Entwicklung der Innung und des Schreinerhandwerks in den vergangenen 100 Jahren. So wurde beispielsweise 1926 beschlossen, dass Gesellenstücke nach eigener Wahl gefertigt werden können. Das gilt heute noch.

Keine Fachklassen vor Ort mehr

Eine betriebliche Altersversorgung wurde 1960 erstmals angeboten. 1978 schloss das Landratsamt die Schreinerfachklassen in Biberach. Seitdem gehen die Auszubildenden in Ehingen und Ravensburg in die gewerblichen Schulen. Und 1990 begann das Computerzeitalter in der Innung mit der Vorstellung eines Programms für die Büroarbeit.

„Früher war alles besser“, zitierte Dörflinger eine verbreitete Floskel und korrigierte: „Aber so war es eben doch nicht.“ Natürlich habe es in den 100 Jahren auch schwierige Zeiten gegeben. Dass sie bewältigt werden konnten, lag nach seiner Ansicht an den Menschen, „die der Innung das Leben einhauchen“. Dafür forderte er einen deutlichen Applaus für die daran aktiv beteiligten Personen.

Dörflinger zeigte sich sicher, dass das Handwerk und speziell das Schreinerhandwerk nach wie vor gebraucht wird. Die Aussichten für die Zukunft seien gut. Er plädierte dafür, berufliche und akademische Bildung nicht gegeneinander auszuspielen: „Es ist gut, dass wir sowohl den Master als auch den Meister in Baden-Württemberg haben.“ Als handwerkspolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion bekannte er sich darum als Fürsprecher der Meisterprämie. Als finanzielle Unterstützung der Meisterausbildung wäre sie ein Schritt in Richtung Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung.

Michael Bucher , Mitglied im Vorstand des Landesfachverbands und Vorsitzender des Bezirks Südwürttemberg, überbrachte Grüße von der befreundeten Nachbarinnung Ravensburg. „Die Innung Biberach ist bekannt als sehr aktive Innung“, lobte er. Die Innung sei ja ein freiwilliger Zusammenschluss, dessen Arbeit aber oft unterschätzt werde. Stark sein könne man seiner Meinung nach allerdings nur im Team. Dass vor 100 Jahren in einer Zeit des Aufbruchs, des Neuanfangs und der Hoffnung auf eine bessere Zukunft die Biberacher Schreiner-Innung gegründet wurde, sei deshalb nicht verwunderlich. Und Michael Bucher mahnte, dass es auch künftig wieder Zeiten geben werde, in denen die Innungen dringend gebraucht würden und dieser Zusammenhalt wichtig sein werde.

Die Aussetzung der Meisterpflicht für einige handwerkliche Berufe geißelte er als fatale politische Fehlentscheidung. Die damit verknüpften Erwartungen hätten sich nicht erfüllt. Vielmehr zeigten sich immer mehr Nachteile. Deshalb appellierte er eindringlich an Dörflinger, sich auch weiterhin nach Kräften für das Handwerk einzusetzen.

Zum Schluss unterhielten Jörg Weggenmann und Werner Zell als „Hauptkerle Ltd.“ mit Ausschnitten aus ihrem aktuellen Programm. Sie versäumten dabei nicht, in einem Sketch deutlich zu machen, wie schwierig es ist, einen Handwerker für eine Reparatur oder einen Umbau zu bekommen.