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Friedrichshafen/Lindau

Millionen Menschen sind auf dieses Wasser angewiesen

Friedrichshafen / Lesedauer: 4 min

Meldungen über den Fund antibiotikaresistenter Keime im Bodensee sind noch kein Grund zur Panik. Diese Maßnahmen sollen die Sauberkeit des Wassers gewährleisten - nicht nur für Touristen.
Veröffentlicht:25.04.2019, 10:43

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Die Zahl erscheint unvorstellbar groß: 48 Milliarden Kubikmeter Wasser enthält der Bodensee . Mit einer Länge von 63 Kilometern, 14 Kilometern Breite und einer Tiefe von 254 Metern ist er der drittgrößte Binnensee Mitteleuropas . Deutschland, die Schweiz und Österreich grenzen an ihn — und alle drei Staaten kümmern sich natürlich auch um die Wasserqualität des Sees.

Denn der wird nicht nur zum Baden und Fischen genutzt — sondern auch zur Trinkwasserversorgung für Millionen Menschen. Für diese Zwecke muss das Wasser natürlich sauber sein. Aber wer überwacht das eigentlich?

Alle zwei Wochen ein Test in der Hauptsaison

Der Bodensee ist seit jeher ein beliebtes Touristenziel. Im vergangenen Jahr zählte die Internationale Bodensee Tourismus GmbH rund 4,6 Millionen Gäste . Damit auch deren Badespaß ungetrübt ist, wird die Wasserqualität regelmäßig überwacht.

Getestet werde während der Saison von Juni bis September im Abstand von zwei Wochen , sagt ein Sprecher des Landratsamtes Bodenseekreis. Die Wasserproben würden im Landesgesundheitsamt auf Intestinale Enterokokken und Escherichia coli untersucht. Infektionserkrankungen durch das Baden seien im Zuständigkeitsbereich des Landratsamtes nicht bekannt.

Bei den Messungen aus der Saison 2018 erhielten 26 von 28 Badeplätzen eine sehr gute Bewertung , zwei hatten eine gute Qualität erreicht.

Kontrollen auf multiresistente Keime gehören nicht zur Routine

Aber spielen auch antibiotikaresistente Keime eine Rolle? Vor einiger Zeit hatten Wissenschaftler des vom Bundesforschungsministerium geförderten Projekts „SchussenAktivPlus“ im dem gleichnamigen Bodensee-Zufluss multiresistente Keime nachgewiesen.

Eine routinemäßige Untersuchung auf solche Keime, gegen die mehrere Antibiotika nicht wirken, gibt es in Baden-Württemberg jedoch nicht , wie es beim Sozialministerium in Stuttgart heißt. Nach Einschätzung von Experten könne auch keine direkte Gefahr für den Menschen aus dem Nachweis multiresistenter Erreger in Gewässern abgeleitet werden.

Das Schlucken von Wasser, zu dem es vor allem beim Schwimmen oder anderem Wassersport kommen könne, „führt in der Regel nicht zu einer symptomatischen Infektion durch die nachgewiesenen Keime“, teilt das Ministerium mit.

Allerdings hätten Träger multiresistenter Erreger ein erhöhtes Risiko , sich später etwa bei einer Operation oder einer Schwächung des Immunsystems eine Infektion einzufangen, die dann entsprechend schwer zu behandeln sei.

Neben der Schussen münden noch zahlreiche weitere Flüsse aus Deutschland, Österreich und der Schweiz in den Bodensee, darunter der Rhein. Durch die Zuflüsse gewinnt der Bodensee pro Sekunde im Schnitt 370 Kubikmeter Wasser, wie es bei der Internationalen Gewässerschutzkommission für den Bodensee (IGKB) heißt.

Ozonfilter für Kläranlagen

Damit der Bodensee trotzdem sauber bleibt, filtern Kläranlagen das Wasser. In ihren Bau wurden nach Angaben der IGKB von den Anrainerstaaten in den vergangenen 50 Jahren weit mehr als vier Milliarden Euro gesteckt. Derzeit wird zum Beispiel die Kläranlage Eriskirch mit einem Ozonfilter ausgestattet, der die Keimbelastung weiter reduzieren soll. Eine solche Ozonstufe sei auch in den Kläranlagen in Friedrichshafen und Uhldingen geplant.

Für die Bodensee-Wasserversorgung ist sauberes Wasser besonders wichtig. Der Zweckverband versorgt etwa 320 Städte und Gemeinden mit rund vier Millionen Einwohnern in Baden-Württemberg mit Wasser — 2017 waren es rund 133 Millionen Kubikmeter.

Entnommen wird es aus 60 Metern Tiefe, wie eine Sprecherin des Verbandes sagt. Zunächst landet das Wasser in einem riesigen Quellbecken. Von dort fließt es in kleinere Tanks mit Mikrosieben, die zum Beispiel Algen und Schwebstoffe zurückhalten.

Die nächste Station ist ebenfalls eine Ozonanlage, in der das Wasser mit Hilfe von hochaktivem Sauerstoff entkeimt wird, bevor es schließlich in Becken mit Anthrazitkohle und feinem Quarzsand gefiltert wird. Mehr als rund 1.700 Kilometer lange Hochdruckleitungen bringen das Wasser schließlich in die Wasserhähne der Verbraucher.

Auch der Zweckverband testet das Wasser laufend: Neben den Untersuchungen des Rohwasser und Proben aus den Aufbereitungsanlagen seien die Proben nach der Trinkwasserverordnung besonders wichtig, heißt es bei dem Unternehmen. Geprüft werde vom Ausgang des Wasserwerks über das gesamte Verteilsystem bis zur Übergabe des Trinkwassers an die Verbandsmitglieder.