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Künstlerdynastie

„bill bill bill“ in der Kunsthalle Messmer

Riegel / Lesedauer: 4 min

In „bill bill bill“ zeigt die Kunsthalle Messmer in Riegel Werke von Max, Jakob und David Bill
Veröffentlicht:04.03.2019, 18:50

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Künstlerdynastien kennt man seit der frühen Neuzeit. Die Holbeins, Cranachs oder, etwas später, die Merians sind berühmte Beispiele. Eines für die Gegenwart wären die Bills aus der Schweiz. Max Bill , Jakob Bill und David Bill waren beziehungsweise sind Künstler aus einer Familie, wenngleich mit recht unterschiedlichem Bekanntheitsgrad. Da wäre Max Bill, der die Dynastie begründete. Der Künstler, Designer und Architekt von internationalem Ruf, der zugleich Gründer und erster Rektor der Ulmer Hochschule für Gestaltung war, gab das konkret-konstruktive Gen offenbar an seinen Sohn Jakob weiter – und der an Sohn David. Die Kunsthalle Messmer in Riegel am Kaiserstuhl führt in der Ausstellung „bill bill bill“ die drei Künstler jetzt in einer Ausstellung zusammen. Die Kleinschreibung der Namen im Titel ist eine Reverenz an Max Bill, der, wie es später auch bei Autoren der Konkreten Poesie üblich wurde, bei seinem Namen wie in seinen Texten auf Versalien verzichtete.

Aus seiner privaten Kunstsammlung steuerte Jürgen Messmer zu der schönen Schau Max Bills Holzplastik „zwilling als viertelkugel“ von 1968 bei. Seine Bewunderung für den berühmten Zürcher Konkreten ließ ihn in den 1990er-Jahren den Kontakt zu dessen Sohn Jakob suchen; Max Bill war 1994 gestorben. Im Tessiner Haus der Bills lernte Messmer auch Jakobs Sohn David kennen. Die Schau stellt sich auch im Titel in den Kontext des aktuellen Bauhaus-Jubiläums in diesem Jahr. Konzipiert wurde sie von Jakob Bill. David Bill erlebte die Realisierung nicht mehr. 2018 verlor er unter tragischen Umständen sein Leben.

Es ist eine schöne Geste des Vaters, dass er mit der vierteiligen „Themengruppe aus progressiver Verschiebung“ von 2016 Werke des Sohnes an den Beginn des Parcours stellt. Die in spitzwinklige Dreiecke gegliederten Skulpturen aus Stahlblech und Lackfarbe zeigen die Besonderheit der plastischen Kunst von David Bill: Die farbliche Reduktion auf Schwarz und Weiß. Farbe kommt bei ihm in der Ausstellung lediglich in dem aufgebrochenen Kubus seiner „Hommage à Dufour“ und den vier Würfeln der „Vier Jahreszeiten“ von 2017 ins Spiel. Seine „Hommage à Malevich“ übersetzt das berühmte „Schwarze Quadrat“ des Russen ins Räumliche. Das Relief „Kubenkomposition Nr. 5“ von 2009 wiederum ist ein spitz gestelltes, das heißt um 45 Grad gedrehtes Quadrat mit Schachbrettmuster.

Erwähnenswert ist die handwerkliche Präzision der Arbeiten David Bills. Der gelernte Schmied und künstlerische Autodidakt führte die meisten seiner Stahlplastiken ohne fremde Hilfe aus.

Ganz im Zeichen des Quadrats

Kennzeichen der Ölgemälde Jakob Bills sind eine intensive Farbigkeit und die unorthodoxe Kombination der Farben. Ungewöhnlich sind auch Farbverläufe innerhalb eines einzigen farbigen Kompositionselements – von blass zu intensiv oder umgekehrt – sowie farbliches Changieren in wechselnden Tönen. Eine Vorform dessen ist der sanfte chromatische Wechsel der Farben in einer dreiteiligen Arbeit von 1967 mit senkrechten Farbstreifen über einer Kreisform. In „2014 no 11“ wechselt dann ein sattes Rot in Lila, auf der gegenüberliegenden Seite dagegen in Orange hinüber. Gleich anderen jüngeren Arbeiten ist das zuletzt erwähnte Gemälde spitz gestellt.

Auch in Max Bills Kunst spielt das Quadrat eine wichtige Rolle – sowohl als Bildformat als auch als Bildelement. Beides ist das Karree in „Rotes Quadrat (Version 2)“ von 1946: Das über Eck gestellte quadratische Bildformat zeigt als Hauptelement das Titel gebende rote Quadrat. Darin vergleichbar sind ausgestellte Gemälde der 1970er-Jahre. In den Achtzigern gewinnt Farbe an Intensität und Kontrast – bis hin zur farblichen Auffächerung in einem großformatigen Gemälde von 1986. Der Bauhausbezug des Titels der Schau legitimiert sich durch eine Reihe designerischer Kreationen Max Bills: wie die Schreibmaschine „Patria“ und ein Kreuzzargenstuhl von 1951 oder der ikonische „Ulmer Hocker“ von 1954.