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Insektenparadies

Kleines Insektenparadies am Feldrand

Baienfurt / Lesedauer: 4 min

Warum die Ackerblühstreifen für die Artenvielfalt im Landkreis Ravensburg so wichtig sind
Veröffentlicht:08.08.2018, 19:58

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Insekten sind wichtig für die Umwelt. Bienen bestäuben andere Pflanzen, Insekten sind Nahrung für die Vögel. Aber die Insekten sterben überall, und das Thema Bienensterben ist seit Jahren ein Dauerbrenner. Diesem Trend entgegensteuern will der Landschaftserhaltungsverband (LEV) Ravensburg mit den sogenannten Ackerblühstreifen an den Rändern von landwirtschaftlich genutzten Feldern. Dieses Jahr ist das Projekt angelaufen und soll auch im nächsten Jahr weitergehen.

Ackerblühstreifen sind etwa drei Meter breite Streifen entlang von Feldern, mit einer Mischung aus verschiedenen Pflanzen: Sonnenblumen, Klatschmohn, Ölrettich, Ringelblume oder Kornblumen sind jetzt an einigen Feldern im ganzen Landkreis Ravensburg zu finden. Insgesamt sind es landkreisweit rund 34 Hektar Ackerblühstreifen, die die Felder schmücken. Entlang der Äcker sollen auf diesen Streifen Insekten einen Lebensraum und Nahrung finden: von der Heuschrecke über den Schmetterling bis hin zur Honigbiene.

32 Landwirte aus 15 Gemeinden

„Das Projekt ist auch ein Beitrag, um das Image der Landwirtschaft aufzubessern“, erklärt Katrin Ehrhartsmann vom LEV Ravensburg den Ansatz des Projekts. Seit Jahren haben in ganz Deutschland und vor allem in Oberschwaben und im Allgäu die sogenannten Monokulturen überhandgenommen. Ein bekanntes Beispiel, das jeder Autofahrer kennt, ist das Meer von dunkelgrünen Maisfeldern, wenn er über die Landstraßen der Region steuert. Bekanntermaßen zerstören diese Monokulturen Lebensraum für die Insektenwelt und auch das Landschaftsbild, weil alles kilometerweit gleich aussieht.

Deswegen ist auch der Bauernverband Allgäu-Oberschwaben mit im Boot. „Es ist wichtig, dass viele mitmachen“, sagt dessen Vorsitzender Waldemar Westermayer aus Leutkirch, der hofft, dass man die Anzahl an Ackerblühstreifen im nächsten Jahr auf das Doppelte erhöhen kann. 60 Hektar Ackerblühstreifen im ganzen Landkreis sollten möglich sein.

Im Landkreis Ravensburg haben sich 32 landwirtschaftliche Betriebe aus 15 Gemeinden an dem Projekt des LEV beteiligt. Der LEV hat das Saatgut organisiert und die Kosten zur Hälfte übernommen. Die andere Hälfte sollte der Landwirt tragen, doch in vielen Kommunen haben die Gemeinden die anderen 50 Prozent übernommen, sodass dem Landwirt bis auf seine Fläche keine Kosten entstanden sind. Zum Beispiel Baienfurt. Landwirt Joachim Kapler aus dem Teilort Köpfingen ist einer der Landwirte, die schon vor dem Projekt mit Ackerblühstreifen gearbeitet haben. Bei der Abschlussveranstaltung des Projekts für dieses Jahr sagte Baienfurts Bürgermeister Günter A. Binder in Köpfingen: „Ohne die Landwirte, die mitmachen – ohne Ausgleich –, würde es diese Ackerblühstreifen nicht geben. Ich möchte ihnen danken. Denn es ist gut für die Insekten und die Vielfalt. Und wenn es den Insekten gut geht, dann geht es auch uns gut.“

Anstoß für das Projekt gaben aber drei Schüler aus dem Agrarwissenschaftlichen Gymnasiums der Edith-Stein-Schule. Anna-Lena Riegger, Carina Roth und Severin Zeschner hatten das Thema Biodiversität in ihrem Seminarkurs und traten dann mit dem LEV in Kontakt, um nach einem Ratschlag zu fragen. „Uns war nämlich wichtig, etwas Nachhaltiges zu schaffen, das über den Seminarkurs hinaus dauert und auch noch gut für die Umwelt ist“, erklärt Carina Roth die Motivation. So ließen die drei zusammen mit dem LEV eine Informationsbroschüre mit einer Auflage von 1250 Stück drucken, die die Landwirte über das Projekt informieren und aufklären soll. „Ohne euch gäbe es diese Sache nicht“, sagte Katrin Ehrhartsmann.

Werbung für Landwirtschaft

Beim Resümee der Landwirte wurde deutlich, dass die Ackerblühstreifen Potenzial haben, sich in der Region zu etablieren. Die Resonanz aus der Bevölkerung sei gut gewesen. Dort wo einst nur dunkle Maiswälder standen, sind jetzt auch Blumen zu sehen, an denen sich Insekten tummeln. „Wir verkaufen uns gut bei der Bevölkerung, und als Autofahrer sieht man besser um die Kreuzung oder die Kurve“, beschreibt ein Landwirt die Situation und meint, dass diese Streifen bei Feldern in der Nähe von Wäldern sinnvoll wären, damit der Jäger die Wildschweine noch länger sehen kann, bevor die Tiere im Feld verschwinden. Einig war man sich bei der Abschlussveranstaltung, dass man die Landwirte gezielt auf das Projekt ansprechen müsse und dass es auch keinen bürokratischen Aufwand für die Teilnehmer geben dürfe. Am glücklichsten waren aber die drei Schüler der Edith-Stein-Schule, denn ihr Projekt wird es nächstes Jahr wieder geben.