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Lindenhalle

Müntefering ermutigt Senioren zu mehr Geselligkeit

Ehingen / Lesedauer: 3 min

Kreisseniorenrat feiert 30-jähriges Bestehen – Franz Müntefering zu Gast
Veröffentlicht:03.06.2018, 14:01

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Der Kreisseniorenrat im Alb-Donau-Kreis hat sein 30-jähriges Bestehen mit vielen Ehrengästen in der Lindenhalle gefeiert. Für den Festvortrag konnte der frühere Vizekanzler, Arbeitsminister und SPD-Politiker Franz Müntefering gewonnen werden.

Selbst sehr vital wirkte der 78-Jährige und erklärte den Senioren, was sie zum aktiven Altern beisteuern können. „Menschen können etwas bewegen, dann kann es relativ gut werden. Wir sind die Vertreter der Senioren, es hat keinen Sinn, den Mund zu halten, wenn es etwas zu tun gibt. Es geht nicht nur um uns, sondern um alle. Die vernünftigen Alten und die vernünftigen Jungen müssen sich zusammentun, damit nicht die Bekloppten im Land das Sagen bekommen“, sagte Müntefering. Er erinnerte daran, dass es vor 30 Jahren noch keine Pflegeversicherung, keine Palliativmedizin und keine Hospizgruppen gab und wie segensreich diese Einrichtungen seien. „Wir brauchen Menschen in dem Bereich, wo es um Menschen geht. Wenn mehr Männer in den Pflegeberufen oder Kitas beschäftigt wären, gäbe es da auch mehr Lohn“, so Müntefering.

Stolperfallen beseitigen

Er forderte für die, die zu Hause Angehörige pflegen, Beiträge zur Rentenversicherung und ein Entgelt. Erschreckend für viele Zuhörer war zu hören, dass in den Haushalten doppelt so viele – jährlich 8000 – tödliche Unfälle als im Straßenverkehr passieren. Man müsse alte Wohnungen so herrichten, dass es keine Stolperfallen mehr gibt. Geschäfte in der Nähe sind, so Müntefering, für alte Menschen lebenswichtig, sie kaufen dort nicht nur ein, sie haben dort auch Gelegenheit zu reden. „Essen auf Rädern ist gut, auf Rädern zum Essen ist besser, da kommt man zusammen und redet miteinander“, hatte Müntefering erlebt. Bei solchen Zusammenkünften entstehen wichtige soziale Kontakte. „Man muss sich bemühen seine Beweglichkeit zu erhalten. Bewegen der Beine ernährt das Gehirn. Sagen Sie nicht, da gehe ich nicht hin, da sind nur alte Leute – auch wenn Sie bei einem Blick in den Spiegel feststellen, Sie sind ebenso alt, aber die anderen sind so komisch alt. Es ist besser mit komischen Alten spazieren zu gehen als allein“, meinte Müntefering. Er forderte die Senioren auf, neugierig auf Neues zu bleiben, man müsse etwas haben – auch im Rentenalter könne man noch richtig gute Sachen machen. Die Vorsitzende des Kreisseniorenrates Mechthild Laur dankte ihm mit einem Körbchen voller leckerer Produkte der Region.

Senioren bei Entwicklungen mitnehmen

Die stellvertretende Landesvorsitzende des Seniorenrates, Nora Jordan-Weinberg, hatte zuvor in ihrem Grußwort gefordert, dass Senioren in der Entwicklung neuer Medien mitgenommen werden müssten. Das Zurechtkommen am Fahrschein- und Geldautomaten muss ihnen vermittelt werden. Der Sozialdezernent des Landratsamtes, Josef Barabeisch, sagte, dass die Kreisentwicklungspolitik nur denkbar sei, wenn sie den Bedürfnissen der alten Menschen entspricht. So werden vom Kreis 1400 Pflegeplätze in Pflegeheimen angeboten. Es gibt ein E-Bike-Netz, seniorenfreundliche Wanderwege und Busse. Oberbürgermeister Alexander Baumann als Hausherr der Lindenhalle sagte seinen Gästen: „Sie sind in einer lebendigen Stadt, in der das Leben pulsiert.“ Er sagte aber auch, als er Ehingen vorstellte, dass inzwischen 19 Prozent aller Bewohner im Seniorenalter sind.

TSG Ehingen und SF Kirchen gestalten Programm

Das Nachmittagsprogramm gestalteten die Frauengruppen der TSG Ehingen und der Sportfreunde Kirchen. Die Damen der TSG „fit ab 50“ sind inzwischen zwischen 60 und 80 Jahre alt und zeigten einen Auszug aus ihrem wöchentlichen Trainingsprogramm. Die Gruppe der Grashüpfer der SF Kirchen nennt sich „Spätlese“ und kam mit riesigen Pezzibällen, die sie zum Trommeln benutzten. Parallel zeigten Firmen und Institutionen, wie der Seniorenalltag angenehmer und leichter wird, wie „Victum 24“ aus Allmendingen. Das ist eine Organisation, die Pflegekräfte aus Osteuropa engagiert und betreut, sodass eine legale Rundumversorgung in den eigenen vier Wänden im Pflegefall auf qualitativ hohem Niveau möglich ist.