Traumjob

Roxy-Chefin verlässt Ulm

Ulm / Lesedauer: 3 min

Roxy-Geschäftsführerin Laurence Nagel hat aus privaten Gründen gekündigt. Sie hinterlässt ein saniertes Haus – und ein paar Baustellen.
Veröffentlicht:22.03.2018, 18:30

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Ein Traumjob war es nicht, den Laurence Lachnit 2011 übernahm: Die studierte Kulturmanagerin sollte als Geschäftsführerin das Roxy aus seiner schlimmsten Krise retten, nach finanziellen Schwierigkeiten hatte dem soziokulturellen Zentrum sogar die Schließung gedroht. Zusammen mit ihrem Team hat sie die Wende geschafft. Doch nun verlässt Laurence Nagel, wie sie seit ihrer Hochzeit heißt, das Roxy. Seit dieser Woche ist die Stellenausschreibung draußen: Zum 1. September wird ein neuer Geschäftsführer für die Institution gesucht.

Dessen Stellenprofil wird sich von dem Nagels allerdings unterscheiden. So wird der Schwerpunkt sich in Richtung Finanzen und Personal verschieben. Der Grund dafür ist, dass nicht nur die Chefin das Haus verlässt. Personalleiterin Sara Thiele-Neff kehrt nach dem Ende ihrer Elternzeit nicht ins Roxy zurück. Die beiden Frauen bildeten zusammen mit Programmleiter Michael Mutschler seit 2016 das Führungstrio. Sie teilten sich zwei Stellen, wobei während der Babypausen von Nagel und Thiele-Neff die verbliebenen zwei sich die Aufgaben teilten. Laut Günther Heiser vom Vorstand des Roxy-Trägervereins soll sich das ändern: Mutschler und der neue Chef werden jeweils eine Vollzeitstelle übernehmen.

Als Grund für ihre Kündigung gibt Nagel, die in Stuttgart lebt, ihre private Situation an: Wegen ihrer zwei kleinen Kinder wolle sie derzeit nur 60 Prozent arbeiten, im Roxy hätte sie aber auf 75 Prozent erhöhen müssen. Derzeit sei sie zwei bis drei Tage die Woche vor Ort in Ulm . „Wir haben das immer so hinbekommen, aber auf Dauer ist das keine gute Basis“, sagt die 38-Jährige. Das habe für sie und ihr Team immer wieder Stress bedeutet – und ihr selbst bisweilen ein schlechtes Gewissen beschert. Die Entscheidung gegen das Roxy sei ihr dennoch sehr schwer gefallen: „Die Arbeit hier macht viel Spaß und wir sind ein gutes Team geworden“, sagt die 38-Jährige, die Ende Juli ihren Schreibtisch räumt.

Vorstandsvertreter Heiser ist traurig über den bevorstehenden Abgang Nagels – und lobt ihre Arbeit: „Laurence hat nicht bei Null angefangen, sondern bei Minus. Sie hat es geschafft, den Laden auf Vordermann zu bringen.“ Vor ihrem Amtsantritt habe es in Ulm eine Stimmung gegen das Roxy gegeben, nun stehe das Haus besser da als je zuvor, so der 61-Jährige, der auch dem Beirat des Kulturzentrums angehört. Das zeigt schon die Stellensituation: 2011 gab es dreieinhalb feste Stellen, jetzt sind es elfeinhalb. Das Roxy, so Heiser, sei nun in der Lage, vorrangig inhaltlich zu arbeiten. „Schade, dass Laurence die Früchte ihrer Arbeit nicht mehr ernten kann.“

Doch auf den Neuen – oder natürlich die Neue – warten laut Nagel noch ein paar Baustellen: „Ich fände es total wichtig, dass man sich mit dem Thema Ambiente beschäftigt.“ Sie spricht damit eine Umgestaltung der Roxy-Hallen an. Das zweite große Thema ist Nagel persönlich ein großes Anliegen: der freien Szene einen Platz in dem Kulturzentrum einzuräumen. Die 38-Jährige, die in Zukunft entweder freiberuflich oder Teilzeit im Raum Stuttgart arbeiten will, weiß aber auch: „Das ist Aufbauarbeit, dafür braucht man einen langen Atem.“