StartseiteWirtschaftWut über Winkelmanns weiche Landung

Abfindung

Wut über Winkelmanns weiche Landung

Wirtschaft / Lesedauer: 3 min

Die durch eine Bankgarantie abgesicherte Millionen-Abfindung für den Air-Berlin-Chef empört Mitarbeiter, Politik und Gewerkschaft gleichermaßen
Veröffentlicht:18.10.2017, 19:30

Von:
Artikel teilen:

Die Aussage hätte eindeutiger nicht sein können. „4,5 Millionen für Winkelmann – für uns Hartz IV“, hatten die Air-Berlin-Mitarbeiter auf ein Plakat geschrieben, mit dem sie am Montag ihrem Ärger und ihrem Zorn Luft machten. Denn im Gegensatz zu ihrem Chef, dem Vorstandsvorsitzenden der Fluggesellschaft Air Berlin , Thomas Winkelmann, stehen viele Beschäftigte des insolventen und vor der Zerschlagung stehenden Unternehmens vor dem Nichts: Ihnen drohen der Verlust des Arbeitsplatzes und Hartz IV.

Die Wut der Demonstranten entzündet sich an den speziellen Vertragsklauseln für die Vergütung ihres Chefs: Der frühere Lufthansa-Manager Winkelmann hat sich nämlich offenbar sein Gehalt vor Dienstantritt bei Air Berlin Anfang dieses Jahres durch eine Bankgarantie absichern lassen. Wie im Geschäftsbericht 2016 (Redaktionschluss 2. Mai 2017) zu lesen ist, ist für Winkelmann vereinbart worden, dass er – auch im Falle einer ordentlichen Kündigung – sein Grundgehalt von 950.000 Euro im Jahr bis Januar 2021 bekommt. Für das erste Jahr hat der Manager Anspruch auf einen Mindestbonus von 400.000 Euro. „Um die Zahlungsverpflichtungen der Gesellschaft aus dem Dienstvertrag bis zum 31. Januar 2021 abzusichern, wurde eine unwiderrufliche Bankgarantie in Höhe von bis zu 4,5 Millionen Euro zugunsten von Herrn Winkelmann ausgestellt.“

Empörung bei Hoffmeister-Kraut

Empört reagierte Baden-Württembergs Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) auf das garantierte Millionengehalt. „Die Abfindung des Air-Berlin-Chefs ist durch ein krasses Missverhältnis von Leistung und Gegenleistung geprägt. Es kann nicht sein, dass Risiken innerhalb eines Unternehmens derart ungleich verteilt sind“, sagte Hoffmeister-Kraut der „Schwäbischen Zeitung“. Vorgänge wie solche tragen nach Meinung der Ministerin dazu bei, „das ohnehin in der Bevölkerung latent vorhandene Unbehagen gegenüber Wirtschaftseliten zu schüren“. Fragwürdig sei der Vorgang auch vor dem Hintgergrund der Insolvenz der Fluglinie. „Der Vertrag muss meines Erachtens vom zuständigen Insolvenzverwalter überprüft und gegebenenfalls angefochten werden“, erklärte Hoffmeister-Kraut.

Scharfe Kritik äußerte auch der Chef des Verdi-Landesbezirks Baden-Württemberg, Martin Gross. „Ich finde es maßlos, vor allem wenn man weiß, wie es zurzeit bei Air Berlin aussieht. Es passt einfach nicht ins Gesamtbild, wenn man sich in dieser Form absichern lässt. Das erschüttert die Leute und vertieft die Kluft zwischen den Menschen und der Wirtschaftselite“, sagte der Gewerkschafter. „Viele Leute bei Air Berlin wissen gerade nicht, wie es weiter gehen soll, und Winkelmann geht da raus und führt ein sorgenfreies Leben.“

Winkelmann schweigt

Winkelmann selbst wollte sich auf Anfrage der „ Schwäbischen Zeitung “ nicht zu seinem Gehalt äußern. Ein Air-Berlin-Sprecher verwies lediglich darauf, dass Etihad als größter Anteilseigner die Bankgarantie gestellt habe. „Damit wollte Etihad den erfahrenen Luftfahrtmanager Winkelmann für die Dauer von vier Jahren an Air Berlin binden“, erklärte der Sprecher. „Das Geld für die Bankgarantie wurde von Etihad gestellt und geht nicht zu Lasten der Masse der insolventen Air Berlin.“