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Elektronik

Wissenschaft von TRW-Übernahme überzeugt

Wirtschaft / Lesedauer: 3 min

Elektronik und Informatik ist Innovationstreiber in der Automobilbranche
Veröffentlicht:20.08.2014, 19:17

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Der Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen wird auch von wissenschaftlicher Seite dazu ermuntert, durch eine Übernahme des US-Unternehmens TRW seine elektronische Kompetenz zu stärken. Im Gespräch mit dieser Zeitung verwies Professor Friedrich Vorster auf eine Studie, wonach 90 Prozent der Innovationen, die es in den vergangenen Jahren im Kraftfahrzeugbau gegeben hat, die Bereiche Elektronik und Informatik betrafen. An diesem Trend werde sich auch nichts ändern.

In 15 bis 20 Jahren, prophezeit Vorster, der den Friedrichshafener Technikcampus der Berufsakademie Ravensburg (heute Duale Hochschule) aufgebaut und dort lange Zeit Kraftfahrzeugtechnik gelehrt hatte, werde das fahrerlose Fahren, „das heute in Versuchen schon prima funktioniert“, realisiert sein. Der Kfz-Zulieferer Continental hat sich für die Entwicklung des automatisierten Fahrens sogar auf einen noch ehrgeizigeren Zeitplan festgelegt. Bis 2016 soll das teilautomatisierte, ab 2020 das hochautomatisierte und ab 2025 das vollautomatisierte Fahren kommen.

Auch Professor Willi Diez , Leiter des Instituts für Automobilwirtschaft in Geislingen, sagte auf Anfrage, dass das Thema Elektronik im Auto stark an Fahrt gewonnen habe. Das Auftreten neuer Mitspieler aus der IT-Branche, wie Google, Apple und Intel, zwinge die Autohersteller, sich intensiv um die Fahrzeugelektronik zu kümmern.

Das Elektroauto wird nach Ansicht von Willi Diez in den kommenden zehn Jahren vor allem in Form des Plug-in-Hybrid spürbar an Bedeutung zunehmen. Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge sind mit einem Verbrennungs- und einem Elektromotor ausgestattet, wobei der Akkumulator zusätzlich über das Stromnetz extern geladen werden kann. Je nach Fahrsituation werden die Motoren einzeln oder gemeinsam betrieben. Auch beim rein batteriebetriebenen Elektroauto rechnet Diez bis 2025 mit Fortschritten am Markt, im Wesentlichen allerdings nur in Ballungsgebieten, eine breite Marktdurchdringung liege noch in weiter Ferne.

Aussichtsreicher beurteilt Friedrich Vorster die Brennstoffzelle als Fahrzeugantrieb. In der Raumfahrt funktioniere ja Wasserstoff als Raketenantrieb schon lange einwandfrei. Tatsächlich will Toyota bereits bis 2015 ein erstes Brennstoffzellenauto vorstellen.

Reine Elektro- und Brennstoffzellenautos benötigen keine Getriebe und sind somit für die unternehmerische Strategie der ZF besonders wichtige Themen. Die Experten gehen zwar davon aus, dass der Verbrennungsmotor – auch in Verbindung mit einem Elektromotor – noch lange die Basis des motorisierten Individualverkehrs bleiben wird. Sicher sei jedoch auch, dass das mechanische Getriebe eines Tages Geschichte sein wird. Auf einen Termin wollen sich die Wissenschaftler dabei nicht festlegen. Vorster: „Man weiß nie, wie schnell so etwas geht.“

Auf jeden Fall aber hat die ZF allen Grund, der Elektronik eine hohe strategische Priorität einzuräumen, wie dies auch andere große Kfz-Zulieferer längst erfolgreich tun. So bietet Bosch nach eigenen Angaben bereits komplette Systeme für die intelligente Mobilität an. Auch Continental ist auf diesem Feld äußerst aktiv. Als Beispiel nannte Projektmanager Herbert Halamek in einem Interview mit dem Industrieanzeiger eine Plattform, auf der sämtliche Systembeteiligte den Daten- und Informationsaustausch mit dem Fahrzeug und untereinander abwickeln können. Zu dieser Plattform steuerte sein Haus die im Fahrzeug verbaute Hardware bei und ein Partner die IT-Infrastruktur.