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Tod eines Öl-Bosses

Wirtschaft / Lesedauer: 2 min

Total-Chef de Margerie stirbt bei Unfall in Russland
Veröffentlicht:21.10.2014, 21:01

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Der Chef des französischen Ölkonzerns Total ist bei einem Unfall am Moskauer Flughafen Wnukowo ums Leben gekommen. Der schillernde Christophe de Margerie war für seine offenen Worte bekannt und eckte damit auch an.

„Big Moustache“ nannten ihn seine Angestellten – großer Schnurbart. De Margerie, unterschied sich schon äußerlich von den anderen französischen Managern. Als „originelle Persönlichkeit“ würdigte Präsident François Hollande den 63-Jährigen, der am Montagabend auf dem Moskauer Flughafen Wnukowo tödlich verunglückte.

Ein Schneeräumfahrzeug hatte seinen Falcon-Privatjet beim Start gerammt und in Flammen aufgehen lassen. Der Fahrer des Schneepflugs war laut ersten Erkenntnissen volltrunken.

De Margerie , der seine ganze Karriere bei Total gemacht hatte, war für seine offenen Worte bekannt. Die Offenheit, die der Enkel des Champagnerunternehmers Pierre Taittinger als Chef von Total ab 2007 reinbrachte, widersprach dem diskreten Stil seines Vorgängers Thierry Desmarest. Nach der Tankerkatastrophe der Erika 1999 vor der bretonischen Küste hatte Total mit dieser Masche versucht, Schlagzeilen zu vermeiden.

Knapp 100000 Angestellte

Doch der humorvolle de Margerie führte den Konzern wieder ins Rampenlicht zurück. „Er war ein Botschafter der französischen Wirtschaftsmacht, der respektiert und bewundert wurde“, erinnert sich die frühere Arbeitgeberpräsidentin Laurence Parisot im Radio. Der Total-Boss trat in Fernsehsendungen auf und war bei Wirtschaftskonferenzen weltweit dabei. Verkörperte der leutselige und lebenslustige Manager doch das nach Gewinnzahlen größte Unternehmen Frankreichs mit knapp 100000 Angestellten in 130Ländern und einem Umsatz von 189,5Milliarden Euro im vergangenen Jahr. Steuern zahlt Total allerdings in Frankreich kaum – ein Umstand, der immer wieder kritisiert wurde.

Auch de Margerie selbst zog Kritik auf sich. Im Zusammenhang mit dem früheren Irak-Hilfsprogramm „Öl für Lebensmittel“ wurde lange gegen ihn wegen Bestechung und Vorteilsnahme ermittelt. Total soll irakische Verantwortliche geschmiert und freiwillig zu viel für Öl gezahlt haben, um dafür neue Verträge mit dem Irak zu schließen. Die Vorwürfe fallen in die Zeit, in der de Margerie Nahost-Chef des Konzerns war. Doch im vergangenen Jahr sprach ihn ein Strafgericht in Paris frei. Ermittlungen wegen Beihilfe zur Korruption bei Iran-Geschäften verliefen ebenfalls im Sande.

Misstrauisch beäugte der Westen de Margeries Engagement in Russland. Denn während die EU und die USA Russland wegen der Ukraine-Krise mit Sanktionen belegten, trieb der Total-Chef dort seine Geschäfte voran. Beim letzten Treffen vor seinem Tod ging es um ausländische Investitionen in Russland.