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Systemrisiko

Systemrisiko Deutsche Bank

Wirtschaft / Lesedauer: 3 min

Der Internationale Währungsfonds sieht den hiesigen Finanzsektor skeptisch
Veröffentlicht:30.06.2016, 18:57

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Die niedrigen Zinsen sind eine Gefahr für deutsche Banken und Lebensversicherer, warnt der Internationale Währungsfonds (IWF) in einer Studie. Der Finanzsektor in Deutschland sei sehr komplex und stark verknüpft. 1700 Geldhäuser hat der IWF in einer Studie untersucht, der ersten seit 2011. Seither sei viel geleistet worden, lobt der Währungsfonds, es seien viele Reformen umgesetzt, Eigenkapital zugeführt worden. Das habe den deutschen Finanzsektor widerstandsfähiger gegenüber Risiken gemacht. Aber er warnt, die niedrigen Zinsen gefährdeten die ohnehin schon angeschlagene Rentabilität der Banken, ebenso die Umstellung auf die neuen Mechanismen zur Aufsicht und Bankenabwicklung. Das treffe gerade Sparkassen und Genossenschaftsbanken, deren Kosten zu hoch seien. Die Marge schwinde wegen der niedrigen Zinsen noch schneller.

Das gelte auch für die deutschen Lebensversicherungen, warnt der IWF ungewöhnlich deutlich. Deren Gewinne erodierten ebenfalls durch die niedrigen Zinsen. Deshalb müsse die deutsche Aufsicht die Branche eng beobachten. Das geschehe, versichert Bafin-Chef Felix Hufeld , immer wieder. Die Versicherten aber dürften aufhorchen: Denn die Warnung des IWF kann man auch als Hinweis deuten, dass manche Versicherungsgesellschaften ihre Zahlungsversprechen nicht mehr einhalten können, wenn die Zinsen dauerhaft niedrig bleiben.

Hart ins Gericht geht der Währungsfonds mit der Deutschen Bank : Das Institut trage unter den wichtigsten Geldhäusern der Welt das größte Risiko für das gesamte Finanzsystem, heißt es in dem Bericht, der gestern in Washington veröffentlicht wurde: „Unter den global systemrelevanten Banken scheint die Deutsche Bank am meisten zu systemischen Risiken beizutragen, gefolgt von der HSBC und der Credit Suisse.“

Negativer Stresstest

Aus den USA kamen gestern weitere schlechte Nachrichten für das Institut: Die Tochter in den USA hat nun zum zweiten Mal hintereinander den Stresstest der amerikanischen Notenbank Federal Reserve (Fed) nicht bestanden. Zwar sei die Ausstattung mit Kapital gut, lobte die Fed, aber das Risikomanagement lasse zu wünschen übrig: „Das Unternehmen hat weiterhin große ungelöste Probleme mit seinen Kontrollsystemen.“ Das untergrabe seine Kapitalpläne. Direkte Konsequenz für die Bank: Die amerikanische Tochter DB Trust Corporation darf einen Teil ihrer Gewinne nicht an die Mutter nach Frankfurt überweisen.

An den Börsen reagierten die Händler und Aktionäre mit Kopfschütteln: Viele fragten sich, wie das immer noch passieren könne, ihre Antwort aber war eindeutig: Sie verkauften die Aktie des Instituts. Der Kurs fiel um knapp drei Prozent. „Das zeigt, dass nicht sämtliche Lehren aus der Finanzkrise gezogen und umgesetzt worden sind“, kommentierte Klaus Nieding von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). „Hier besteht Nachbesserungsbedarf“, sagte der Aktionärsschützer und verwies auf die von der DSW veranlasste Sonderprüfung in der Deutschen Bank, in der auch die Kontrollsysteme untersucht werden sollen.

Das sind keine schönen Nachrichten für Deutsche-Bank-Chef John Cryan, der heute auf den Tag genau ein Jahr im Amt ist. Er bemüht sich seither, die Bank zu sanieren und zukunftsfähig zu machen. Zwei Jahre hat er sich Zeit gegeben, die wesentlichen Probleme der Bank zu beheben: Dazu zählen der Umbau der „lausigen IT“, wie Cryan sie im Oktober selbst bezeichnete, die noch 7800 ungeklärten Rechtsstreitigkeiten, Geldwäscheprobleme in Russland und die Neuausrichtung des Filialnetzes.