Biolebensmittel
Südwesten bevorzugt heimisches Bio
Wirtschaft / Lesedauer: 3 min
Öko ist in, vor allem im Südwesten. Davon profitieren auch viele ausländische Unternehmen, die ihre Biolebensmittel hierzulande günstig anbieten.
Die Ökolandwirte in Baden-Württemberg sehen das aber entspannt.
„Natürlich ärgert es uns, wenn heimische Kartoffeln im Lager verrotten und dann ägyptische ,Flugware’ in die Supermärkte kommt“, sagt Christian Eichert , Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft ökologischer Landbau Baden-Württemberg (AÖL). Die heimischen Biobetriebe könnten die rasant wachsende Nachfrage jedoch vielfach nicht bedienen. Ökoprodukte aus dem Ausland füllen diese Bedarfslücke. Sie stellen für den promovierten Landwirt deshalb keine ernsthafte Konkurrenz dar: „Wenn heimische Ware verfügbar ist, wird sie auch abgesetzt“, ist sich Eichert sicher.
Strengere Auflagen im Südwesten
Denn die Verbraucher im Südwesten gelten deutschlandweit als sehr qualitätsbewusst. Die Bauern haben sich darauf eingestellt: Glaubt man dem promovierten Landwirt, dann sind die meisten Öko-Landwirtschaftsbetriebe in Baden-Württemberg in Verbänden organisiert. Diese haben sich vielfach strengeren Auflagen unterworfen, als sie die EU-Öko-Verordnung vorschreibt. Bei Obst, Gemüse und Feldfrüchten betrifft das etwa die Art und Menge des Düngers und der Pflanzenschutzmittel.
Trotz strengerer Kontrollen, der Biomarkt im Land wächst. Laut Statistischem Landesamt arbeiteten 2013 von insgesamt 42 400 landwirtschaftlichen Betrieben etwa 3300 nach den Vorgaben des ökologischen Landbaus. Das entspricht 7,8 Prozent. 2003 lag der Anteil noch bei 5,4 Prozent. Laut Eichert machen ökologisch wirtschaftende Betriebe derzeit sogar 8,5 Prozent aus, im Bundesdurchschnitt lediglich 6,4 Prozent. Auch die biologisch bewirtschaftete Fläche ist in den vergangenen Jahren stark angewachsen. Der Trend ist weiter steigend.
Kein Wunder, findet der AÖL-Chef: „Historisch bedingt gilt Baden-Württemberg als das Stammland des ökologischen Landbaus“, sagt er. „Bis heute hat das Land deutschlandweit mit die höchste Dichte an ökologisch zertifizierten Erzeugerbetrieben“, sagt Eichert und spricht von einem „reißenden Absatz“ von Bioprodukten, besonders auf dem Land im konventionellen Lebensmittelhandel.
Marco Eberle , Fachreferent beim Landesbauernverband Baden-Württemberg, sieht das kritischer: „Der Preisdruck für Biolandwirte ist groß“, sagt er. Bis vor drei Jahren hätten die Ökobetriebe hierzulande einen kontinuierlichen Zuwachs erhalten. Der Markt wuchs, ausländische Biolebensmittel wurden zusätzlich importiert, vor allem aus Osteuropa. Dadurch schwappte Öko vom Premiumsektor, den Naturkost- und Bioläden, in die Supermärkte.
Das drückte auf die Wirtschaftlichkeit der Biobetriebe, denn „der Normalverbraucher ist nicht bereit, so viel für Ökolebensmittel auszugeben wie Menschen, die im Bioladen einkaufen“, erklärt der Landwirtschaftsexperte. Gestiegene Rohstoffkosten erhöhten zusätzlich den Druck, vor allem bei Milch und Fleisch. „Da sind viele Ökobauern ausgestiegen, weil es sich wirtschaftlich nicht mehr gelohnt hat“, so Eberle.
Verbraucher will Regionalität
Mittlerweile habe sich der Markt aber wieder stabilisiert. Weniger angespannt sei die Situation bei Obst und Gemüse. Doch auch hier gebe es nur noch wenig Zuwächse: „Der Markt ist leicht gesättigt“, stellt der Fachreferent fest.
AÖL-Sprecher Eichert sieht trotzdem auch weiterhin große Chancen für heimische Betriebe, auf Öko umzustellen. Denn der Verbraucher sehne sich nach Regionalität. „Er wird dadurch in den kommenden Jahren auch hinsichtlich importierter Bioprodukte deutlich sensibler werden – und gezielter als bisher heimisches Bio nachfragen“, ist sich der Ökoexperte sicher.