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Strafzoll

„Starker Teil der amerikanischen Wirtschaft“

Wirtschaft / Lesedauer: 2 min

Der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie, Matthias Wissmann, ruft trotz Trump zu Gelassenheit auf
Veröffentlicht:16.01.2017, 20:42

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Die deutschen Autobauer vertrauen nach der Drohung Trumps, Strafzölle einzuführen, weiterhin auf ihre eigene Bedeutung in der US-Wirtschaft. Letztlich müssten Kongress und Senat über Handelsfragen entscheiden, sagt der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie, Matthias Wissmann , im Interview mit Rasmus Buchsteiner. Er geht davon aus, dass sich die Abgeordneten für Freihandel und gegen Handelsbarrieren einsetzen werden.

Herr Wissmann, der künftige US-Präsident Donald Trump droht mit Strafzöllen gegen die deutsche Automobilindustrie. Müssen Sie sich jetzt auf einen Handelskrieg der Amerikaner gegen Europa einstellen?

Nicht alles wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Zunächst einmal rechne ich damit, dass die amerikanische Regierung in Gespräche über die Zukunft des nordamerikanischen Handelsraums – der Nafta – eintritt. Die neue US-Regierung wird sicherlich versuchen, hier einiges neu zu justieren. Dass es am Ende zu Importsteuern zwischen diesen Ländern – zwischen Kanada, Mexiko und den USA – kommt, ist für mich noch lange nicht ausgemacht. Im amerikanischen Kongress gibt es bei Senatoren und Abgeordneten jedenfalls eine erhebliche Skepsis gegenüber neuen Handelsbarrieren. Ich finde, man sollte auf Trumps Äußerungen mit einer gewissen Gelassenheit reagieren.

Wären Strafzölle für deutsche Autobauer wie BMW, die in Mexiko produzieren und in Amerika Fahrzeuge verkaufen, rechtlich überhaupt möglich?

Man sollte erst einmal die Fakten zur Kenntnis nehmen. Die deutsche Automobilindustrie verfügt in den USA über 100000 Arbeitsplätze in Produktion und Entwicklung. Hinzu kommen weitere Hunderttausende Jobs bei den Händlern. Wir haben unsere Produktion in den USA zwischen 2009 und 2016 von 214000 auf 850000 Fahrzeuge im Jahr vervierfacht. Das heißt: Deutsche Automobilunternehmen sind ein starker Teil der amerikanischen Wirtschaft. Und ich bin ganz sicher, dass dies den Verantwortlichen im Kongress sehr bewusst ist. Sie sind es im Übrigen, die am Ende über Zölle, Steuern und Handelsfragen zu entscheiden haben.

Haben Sie eigentlich noch Hoffnung, dass es unter einem Präsidenten Donald Trump zu TTIP, dem geplanten Freihandelsabkommen der USA mit Europa, kommen wird?

Ich bleibe ein Anhänger von TTIP. Wir brauchen weniger regulatorische Hindernisse und weniger Zölle beim Handel zwischen den USA und Europa. Allein für den Export von Fahrzeugen aus den USA zu uns ist ein EU-Zollsatz von 10 Prozent fällig. Es könnte sein, dass diejenigen, die an einer Stärkung der US-amerikanischen Industrie interessiert sind, nachdenklich werden und sich überlegen, ob TTIP nicht doch Sinn machen könnte. Aber das ist ein ungelegtes Ei. Wir glauben jedenfalls, dass mehr Freihandel der Welt nutzt. Eine neue Welle des Protektionismus zwischen den großen industriellen Zentren würde ein fatales Signal bedeuten. Für die Vereinigten Staaten wäre das auch nicht von Vorteil.