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Oldtimer sind eine Geldanlage mit Spaßfaktor

Wirtschaft / Lesedauer: 3 min

Kunst und alte Autos erzielen ordentliche Renditen – Folge der Finanzkrise
Veröffentlicht:31.07.2015, 18:03

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Anleger suchen nach Alternativen zu Sparbuch und Festgeld. Eigentümer von Oldtimern und Kunst dürfen auf hohe Wertsteigerungen hoffen.

Ein Spektakel für Fans und Fahrer: die legendäre Oldtimer-Rallye Mille Miglia . Vor wenigen Monaten knatterten wieder 450 Oldtimer auf der 1600 Kilometer langen Strecke von Brescia über Rimini, Rom und Parma zurück nach Brescia. Die Rallye folgt den Spuren des Straßenrennens, das zwischen 1927 und 1957 auf ähnlichen Routen ausgetragen wurde. Mit dabei sind Rennfahrzeuge wie der Mercedes 300 SL Flügeltürer (Baujahr 1954), ein Porsche 356 B (Baujahr ab 1948) oder eine Lancia Aurelia (Baujahr 1957).

Autos als Anlageklasse

Für Anleger ist das automobile Vergnügen mehr als ein Hobby. „Oldtimer sind eine eigene Anlageklasse“, sagt Ingo Schweitzer , Vorstand der AnCeKa Vermögensbetreuungs AG in Kaufbeuren. Die Immobilienberatung Knight Frank fasst die Entwicklung von Luxusgütern seit einigen Jahren in seinem Knight Frank Luxury Investment Index (KFLII) zusammen (s. Grafik). Der Verband der Automobilindustrie gibt mit dem Deutschen Oldtimer Index Dox sogar einen eigenen Wertmaßstab heraus. Der 88 Modelle umfassende Index weist in den letzten 15 Jahren einen Wertzuwachs von rund 130 Prozent aus. Mit deutschen Aktien hätte man in dieser Zeit eine ähnlich hohe Rendite erwirtschaften können – allerdings unter heftigen Kursschwankungen. Die Preise für Oldtimer stiegen dagegen kontinuierlich an. Auch Zinspapiere hängt der Dox bei der Performance deutlich ab.

Die knappe Auswahl der Dox-Werte unterstreicht, dass ein H-Kennzeichen aus einem x-beliebigen Auto noch lange keinen begehrten Oldie macht, nur weil das Gefährt älter als 30 Jahre ist. „Bezahlt werden Luxus und Historie“, meint Jürgen Steinhauser , Geschäftsbereichsleiter Schwaben. War der Wagen schon in jungen Jahren begehrt und teuer, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass er mit zunehmendem Alter schneller im Wert steigt, als Massenmodelle. Preissteigernd wirken auch berühmte Vorbesitzer und Urkunden von Oldtimer-Ausfahrten. Für beliebte Modelle wie den Mercedes-Benz 300 SL Flügeltürer aus dem Jahr 1955 legen Oldtimerfans inzwischen fast eine Million Euro auf den Tisch.

Es sind wohl vor allem die extrem niedrigen Zinsen, die Anleger auf der Suche nach Rendite auf alternative Anlagen wie „Garagengold“ aufmerksam machen. „Die neuen Höchststände bei Oldtimern, aber auch im Kunstmarkt bei Bildern, Skulpturen und Fotografien sind eine Folge der niedrigen Geldpolitik der Notenbanken“, stellt Ingo Schweitzer fest. „Bevor das angelegte Geld nach Steuern und Inflation weniger wird, investieren es Anleger lieber in Sachwerte mit Spaßfaktor“, fügt Jürgen Steinhauser hinzu.

Doch wer bei alten Autos auf Erfolgskurs fahren möchte, muss ein paar wichtige Dinge beachten. „Entscheidend für den Wert eines Oldtimers sind der Pflegezustand, die Originalität der ersetzten Teile und eine möglichst genaue Papierspur, die Vorbesitzer und regelmäßige Wartung dokumentiert“, so Steinhauser.

Rekordpreise für Gemälde

Höchstpreise werden derzeit auch am Kunstmarkt gezahlt: Pablo Picassos „Die Frauen von Algier“ wurde im Mai für 160 Millionen Euro verkauft. Laut Tefaf Art Market Report 2015 wechselte vergangenes Jahr Kunst im Wert von 51 Milliarden Euro die Eigentümer. Damit wurde das Allzeithoch von 2007 übertroffen. Am stärksten wuchs das Segment mit zeitgenössischer Kunst. Im Durchschnitt steigen die Preise für Kunstwerke derzeit um etwa 14 Prozent pro Jahr. Nachdem steigende Realzinsen noch in weiter Ferne sind, erwarten Schweitzer und Urban, dass dieser Trend vorerst anhält.

Wer eine Sammlung aufbauen möchte, sollte sich fachkundigen Rat von Galeristen oder Kunstberatern holen. Die eigene Kunstsammlung brauche einen klaren Fokus. Es sei sinnvoll, nicht von vielen verschiedenen Künstlern jeweils ein Werk zu kaufen, sondern lieber Werke aus den verschiedenen Schaffensphasen eines Künstlers, rät Ingo Schweitzer.