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Konzernleitung

Hymer ordnet den Vorstand neu

Wirtschaft / Lesedauer: 3 min

Reisemobil- und Wohnwagenbauer aus Waldsee grenzt Marken stärker voneinander ab
Veröffentlicht:21.04.2015, 17:01

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Der Wohnwagen- und Reisemobilhersteller Hymer aus Bad Waldsee (Kreis Ravensburg) richtet die Konzernleitung neu aus und vergrößert den Vorstand. Mit Wirkung zum 1. April 2015 wurden Jan de Haas, Giovanni Marcon und Jörg Reithmeier in die Führung der Erwin Hymer Group berufen. Die Hymer-Gruppe ist ein Mehrmarkenkonstrukt. Die neue Struktur soll dazu beitragen, einzelne Fabrikate besser zur Geltung zu bringen, ohne dass sich gleichzeitig ein ruinöser Wettbewerb zwischen den Konzerntöchtern entspinnt.

Nach einer unruhigen, teils turbulenten Zeit hat Hymer wieder Tritt gefasst. Selbst Konkurrenten bescheinigen der Hymer-Gruppe einen „guten Lauf“. Das Unternehmen wurde 2013 von der Börse genommen. Im selben Jahr rückte mit Andreas Lobejäger ein Chef an die Spitze, der sich den Problemen der gewucherten Gruppe stellte. Er beschwichtigte die Belegschaft in Waldsee. Lobejäger nahm sich der Qualitätsprobleme in der Fertigung an und investierte in die Modernisierung der Werke. Der Vorstandschef bereinigte die teils ungeordneten Verhältnisse in der Firmenstruktur und entledigte sich erfolgloser Manager. Neue Modelle wie der ML-T auf einem Mercedes-Chassis oder der Wohnwagen Nova verkaufen sich gut. Zudem führt das Unternehmen derzeit die Software SAP ein. Dadurch soll die Zusammenarbeit im Konzern vereinfacht werden.

Kehrtwende geglückt

Als Schlusspunkt einer geglückten Kehrtwende hat der Aufsichtsrat jetzt beschlossen, den Vorstand zu erweitern. Mitarbeiter und Konkurrenten bescheinigen vor allem dem bisherigen Hymer-Markenvorstand Jörg Reithmeier gute Arbeit. Reithmeier, seit vier Jahren Vertriebsgeschäftsführer der Marke Hymer, wird im Vorstand die Premium- und Luxusmarken Hymer, LMC, Laika und Niesmann+Bischoff vertreten.

Jan de Haas steht für die Marken des Einstiegssegments. Er ist seit knapp sieben Jahren Geschäftsführer der Marke Laika. Im September 2014 übernahm er die Verantwortung für die Marken des Einstiegssegments der Unternehmensgruppe, Sunlight und Carado. Giovanni Marcon vertritt im Vorstand die Marken des so genannten „Mainstreamsegments“, Bürstner und Dethleffs. Er ist seit Januar 2014 ist er als Vertriebsgeschäftsführer bei Bürstner tätig. Andreas Lobejäger und Thomas Steuer bleiben im Vorstand.

Die verschachtelte Hymer Group soll sich zukünftig segment- und plattformorientiert ausrichten. Das heißt: Marken werden gebündelt statt einander zu kannibalisieren. Sunlight und Carado bilden zum Beispiel das Einstiegssegment. Diese Segmente werden von Segmentleitern im Vorstandsrang geführt. Sie entwickeln die Marken- und Vertriebsstrategie gemeinsam mit den jeweiligen Markenverantwortlichen. Ebenso sollen sie dafür sorgen, dass die Marken innerhalb des Konzern unterscheidbar bleiben und sich von der Konkurrenz abheben.

Vorbilder für eine Mehrmarkenstrategie gibt es in der Autoindustrie zum Beispiel bei VW . Unter dem Dach eines Konzerns finden sich so unterschiedliche Marken wie Seat, VW und Audi. Gleichzeitig muss auch VW die Herausforderung meistern, die Unterschiede etwa zwischen dem Golf und dem Audi A3 herauszustellen. Hymer war in der Vergangenheit vorgeworfen worden, die Profile der einzelnen Marken würden verwischt und verwässert. Als Beispiel dafür gilt der missglückte Ausflug der Isnyer Tochter Dethleffs in die Oberklasse.

In der Caravan-Branche herrscht ein Verdrängungswettbewerb. Denn es gibt zu viele Hersteller. Branchenanalysten prophezeien seit Jahren ein Firmensterben im großen Stil, so wie einst in der Autoindustrie. Etliche Unternehmen produzieren in kleinen Werkstätten und Handarbeit für einen ebenso winzigen wie diffusen Kundenkreis. Mächtige Firmengruppen wie Hymer dagegen können zum Beispiel Bauteile billig einkaufen und am Fließband produzieren. Die Hymer-Gruppe sei am Stammsitz in Waldsee in der Lage, sowohl große Serien als auch Einzelfahrzeuge zu bauen, „ohne draufzuzahlen“, sagte Hymer-Manager Reithmeier im vergangenen Sommer auf dem Caravan Salon in Düsseldorf.