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Nachlassinsolvenzverfahren

Ermittlungen um Augustinum Meersburg

Wirtschaft / Lesedauer: 4 min

Untersuchungen rund um die Maccari-Nachlassinsolvenz weiten sich aus
Veröffentlicht:10.06.2015, 18:35

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Im Zuge des Nachlassinsolvenzverfahrens des im Januar 2014 verstorbenen Biberacher Rechtsanwalt Artur Maccari rückt nun auch die im Jahr 2013 eröffnete Augustinum-Seniorenresidenz in Meersburg in den Fokus. Maccari war langjähriger Aufsichtsratsvorsitzender der Augustinum-Gruppe gewesen. Nun prüfe man „Geldflüsse im Zusammenhang mit der Entwicklung des Hauses in Meersburg, die wesentlich in den Händen der Herren Maccari und Wilkin lag“, heißt es in einer Stellungnahme der in München ansässigen Augustinum-Gruppe. Kurt Wilkin war kaufmännischer Geschäftsführer des Augustinums, ehe er im April 2014 fristlos entlassen wurde. Anlass waren strafrechtliche Ermittlungen der Münchner Staatsanwaltschaft I wegen Betrugs und Bestechung.

Hatte die Augustinum-Gruppe noch Anfang des Monats vermeldet, dass der Neubau ihrer Seniorenresidenz in Meersburg nicht von den dubiosen Immobiliengeschäften betroffen sei, rückt der Standort nun doch ins Blickfeld der Untersuchungen.

Nach einem Bericht der Wochenzeitung „Südfinder“ soll es dabei um möglicherweise überhöht oder doppelt abgerechnete Kosten im Rahmen des mehr als 80 Millionen Euro teuren Bauprojekts gehen. Die Gebäude wurden im Auftrag der Hamburger Fonds-Verwaltungsgesellschaft Hesse-Newman von einer Baufirma aus dem Landkreis Biberach errichtet und nun von dem geschlossenen Fonds mit dem Namen „Hesse Newman Classic Value 5“ an das Augustinum vermietet. Dies bestätigte Hesse-Newman-Vorstand Marcus Simon der „Schwäbischen Zeitung“. Unklar ist jedoch, ob in die Baukosten „Projektvorlaufkosten“ von etwa zwei Millionen Euro eingepreist gewesen seien, die anschließend in die Taschen Maccaris und eines Schweizer Immobilienmaklers flossen. So berichtete es der „Südfinder“.

Dubiose Verbindungen

Die Augustinum-Gruppe wisse aber inzwischen „von uns zuvor nicht bekannten engen Verbindungen der Herren Wilkin und Maccari und deren geschäftlichen Unternehmungen“, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme des Augustinum-Pressesprechers. Und weiter: „Die Ehefrau des Herrn Wilkin war gemeinsam mit Herrn Maccari Gesellschafterin einer Grundstücksgesellschaft Heinkel & Maccari oHG mit Sitz in Oberstdorf. Diese Gesellschaft ist Eigentümerin einer Immobilie in der Spindlerstraße 6 in 81477 München , die Herr Wilkin als Zweitwohnsitz während seiner Tätigkeit für das Augustinum bewohnte.“ Die Maccaris seien an dieser Gesellschaft wiederum über eine Firma namens I&I BV Industrie-, Immobilien- und Beteiligungsverwaltung GmbH beteiligt. Wilkin sei sogar direkter Teilhaber, Geschäftsführer war Maccari. Laut Handelsregister ist seine Witwe, Barbara Maccari, nun Geschäftsführerin der I&I BV GmbH.

Im Zentrum der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen steht weiterhin der Verkauf von 14 der insgesamt 23 Augustinum-Seniorenwohnstifte in den Jahren 2010 bis 2013 für mehr als 700 Millionen Euro an mehrere Erwerbsgesellschaften einer norddeutschen Immobilienfirma, die im Geschäftsbericht des Augustinum mit dem Namen Nordic Kontor angegeben wird. Anschließend wurden sie an das Augustinum zurück vermietet. Nach heutiger Überzeugung der Unternehmensgruppe seien die Immobilien unter Wert veräußert worden, um im Zuge von Weiterverkäufen Mehrerlöse in Millionenhöhe zu erzielen und zwischen den Beteiligten aufzuteilen, hatte das Augustinum vermeldet. Maccari und Wilkin hätten dabei eine zentrale Rolle eingenommen.

Im Zuge des Insolvenzverfahrens über den Nachlass von Artur Maccari haben die Augustinum gGmbH sowie die Augustinum Wohnstifte gGmbH laut „Südfinder“ jeweils Forderungen in Höhe von 160 Millionen Euro angemeldet. Insolvenzverwalter Michael Winterhoff will die Summe zwar nicht bestätigen, wohl aber, dass es sich in der Höhe um zwei identische Forderungen handelt. So könnte im Zuge des Verfahrens eine davon wegfallen, weil die gleiche Forderung doppelt angemeldet wurde. Möglicherweise verringere sich die Höhe der Augustinum-Forderung noch: „Das hängt davon ab, ob die Immobiliengeschäfte rückgängig zu machen sind“, sagte der Insolvenzverwalter. Für ihn sei neu gewesen, dass der Standort Meersburg jetzt ein Rolle spiele. „Wir werden natürlich auch in diesem Fall prüfen, ob dort Gelder geflossen sind, die wir in die Insolvenzmasse zurückholen können“, so Winterhoff.

Neben der Augustinum-Gruppe gibt es 18 weitere Gläubiger, darunter die fünf Geldinstitute (Internationales Bankhaus Bodensee, Kreissparkasse Ravensburg, Oberbank AG München, Raiffeisenbank Dellmensingen und Raiffeisenbank Risstal). Zu den Gläubigern zählt auch Maccaris Ehefrau. Zur Höhe der jeweiligen Forderungen gab der Insolvenzverwalter keine Auskunft. „Das, was wir derzeit an Vermögenswerten haben, wird auf jeden Fall aber nicht reichen, um alle Gläubiger zu bedienen“, sagte Winterhoff.