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Aschermittwoch

Die Bullen preschen vor

Wirtschaft / Lesedauer: 3 min

Am Aktienmarkt sind die Kurse kräftig angestiegen
Veröffentlicht:10.02.2016, 20:31

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Am Aschermittwoch ist alles vorbei, heißt es. Endet auch der Crash am Aktienmarkt? Die Hoffnung blüht jedenfalls wieder auf. Die Kurse sind kräftig angestiegen.

Der Stimmungsumschwung kam völlig unverhofft. Am Mittwoch schossen die Kurse nach oben. Gleich zu Handelsbeginn durchbrach der Deutsche Aktienindex (Dax) die 9000-Punkte-Marke und legte im späteren Handel weiter zu. Angeführt von kräftigen Gewinnen der Deutschen Bank beendete der Leitindex den Handel mit einem Aufschlag von 1,55 Prozent bei 9017,29 Punkten.

Motor des Aufschwungs waren Bankwerte, die zuletzt stark unter die Räder geraten waren. Papiere der Deutschen Bank legten um bis zu 17 Prozent zu. Aktien der Commerzbank legten zwischenzeitlich ebenfalls einen zweistelligen Anstieg hin. „Ganz offensichtlich sehen viele die Verluste als übertrieben an“, urteilte ein Händler auf dem Parkett.

Für die gute Stimmung sorgten vor allem Berichte, denen zufolge die Deutsche Bank den Rückkauf von Anleihen plane. Dabei soll es sich um sogenannte Senior Bonds handeln, von denen die Bank Papiere im Volumen von 50 Milliarden Euro platziert hat.

Der Rückkauf habe gleich mehrere Effekte, heißt es. Zum einen verdiene die Deutsche Bank daran, zum anderen könne sie zu einem späteren Zeitpunkt Anleihen zu aus ihrer Sicht günstigeren Konditionen herausgeben, also Zinszahlungen sparen. Außerdem sende die Bank damit das Signal aus, finanziell gesund zu sein. Das sei als Maßnahme zu verstehen, das Vertrauen der Kapitalmärkte zurückzugewinnen, sagen Finanzanalysten.

Vor zwei Tagen hatte die Deutsche Bank nach heftigen Kursstürzen ihrer Aktien Anlegern versichert, zahlungsfähig zu sein. Die erhoffte Wirkung blieb allerdings aus. Vielmehr hatte es Unsicherheiten darüber gegeben. warum sich Deutschlands mächtigstes Bankhaus zu einem solchen Schritt genötigt gefühlt haben könnte.

Bei aller Freude über die Erholung der Bankwerte wachsen aber an der Börse auch die Zweifel daran, dass damit die Wende vollzogen worden ist. Die Nervosität ist groß. Die Prämien von Kreditausfallversicherungen sind zuletzt stark gestiegen, was immerhin darauf hindeutet, dass Anleger wachsende Risiken wahrgenommen haben.

Yellen heizt Spekulationen an

Diese Einschätzung gilt auch für den gesamten Markt. In den vergangenen Wochen haben Anleger auf eine langsamer wachsende Wirtschaft in China und auf schwache Daten aus den USA und vielen Schwellenländern reagiert. „Der Rückgang der Aktienkurse ist also nicht unbegründet“, erklärt Martin Hüfner , Chefvolkswirt der Fondsgesellschaft Assenagon. „Allerdings sind Ausmaß und Tempo übertrieben. Es gibt keinen Grund, dass die Weltrezession besonders tief und besonders lang ausfällt.“

Der gestrige Aufschwung an den Aktienmärkten wurde von einem wieder fallenden Euro flankiert. Außerdem heizte US-Notenbankchefin Janet Yellen am Nachmittag Spekulationen auf weiter niedrige Zinsen an. Neben einigen optimistischen Einschätzungen bezüglich der US-Wirtschaft warnte Yellen in einer Rede vor dem Finanzausschuss des Repräsentantenhauses vor einer „selbstverstärkenden Schwäche“ der Weltwirtschaft. „Die Entwicklungen könnten, wenn sie fortbestehen, die Aussichten für die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt belasten“, so Yellen.

Eigentlich hatten Beobachter für März mit einer weiteren Anhebung der Leitzinsen gerechnet. Einige gehen nun davon aus, dass dieser Schritt erst im Dezember und damit nach den Präsidentschaftswahlen in den USA erfolgen könnte.

Das erklärt allerdings nicht die Wucht, mit der die Kurse emporschnellten. Hier machen Profianleger vor allem die ultraschnellen, automatisierten Handelscomputer verantwortlich, die nach dem Crash auf Raten mit ihren Algorithmen Kaufsignale errechnet hätten. Das wäre natürlich nicht unbedingt ein Signal für eine Trendwende. Martin Hüfner jedenfalls ist sicher: „Die Märkte kommen nicht so schnell wieder in die Reihe.“