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Rüstungskonzern

Airbus-Chef-Lobbyist verteidigt seinen Boss

Wirtschaft / Lesedauer: 3 min

Andreas Reinhardt spricht in Friedrichshafen über den Korruptionsskandal bei dem deutsch-französischen Konzern und nimmt den Vorstandsvorsitzenden Tom Enders in Schutz
Veröffentlicht:20.10.2017, 20:33

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Der Flugzeugbauer und Rüstungskonzern Airbus steckt in der größten Krise seiner Geschichte. Es geht um Millionenbeträge, die über schwarze Kassen und Scheinfirmen gezahlt worden sein sollen, um das Geschäft des deutsch-französischen Unternehmens anzukurbeln. Konzernchef Tom Enders steht unter Druck. Gehörte er zum System? Oder wusste er von nichts? Und ist er nun der Saubermann, der bei Airbus aufräumt?

Sein Cheflobbyist Andreas Reinhardt hat da eine klare Meinung. Vor rund 100 Zuhörern, überwiegend Studenten der Zeppelin Universität , positionierte er sich am Donnerstagabend in Friedrichshafen klar: „Tom Enders hat Aufklärung betrieben“, sagte Reinhardt beim Diskussionsabend „Global Talks“ des Vereins „Club of International Politics“. „Alles was jetzt rauskommt, kommt von Leuten, die er rausgeworfen hat.“ Von „Franzosen, die aus dem Aufklärer einen Mittäter machen wollen.“

Im Zentrum der Vorwürfe soll eine Vertriebsgruppe der französischen Sektion des Unternehmens stehen, die in der Vergangenheit Schmiergelder gezahlt haben soll, um Eurofighter , Helikopter oder Passagiermaschinen zu verkaufen. Das berichtet das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“. In zahlreichen Ländern ermitteln die Behörden gegen Airbus. Nach Informationen des Magazins soll der deutsche Konzernchef Tom Enders die Vorgänge jedoch gestoppt haben.

Reinhardt: Enders ist integer

Der umstrittene ehemalige Vertriebschef Jean-Paul Gut, der in die Korruption verwickelt gewesen sein könnte, soll 80 Millionen Euro als Abfindung erhalten haben. Die Unterschrift unter genau diese Rekordablöse soll aber ausgerechnet von Aufklärer Tom Enders gekommen sein. „Ich weiß nicht, ob er das Papier unterschrieben hat“, sagte Alexander Reinhardt . Er sei aber von der Integrität seines Vorgesetzten überzeugt. Reinhardt stellt sich hinter seinen Chef und macht den Anwesenden klar: Nur aufgrund fragwürdiger Vorwürfe wende er sich nicht von einem fähigen CEO ab. Zudem hätten die Gremien des Konzerns eine solche Entscheidung mittragen müssen.

Alexander Reinhardt ist Vorstandsbeauftragter für Politik- und Regierungsangelegenheiten bei Airbus. Er spricht mit Politikern und Entscheidungsträgern, um sie über die Ziele von Airbus zu informieren uns sie von ihnen zu überzeugen. Genau diese Arbeit sei wegen der Korruptionsvorwürfe schwieriger geworden, erklärt er. Manche Politiker würden den Kontakt nun meiden, wohl bis die Affäre ausgestanden sei.

Grundstäzlich müsse der Beruf des Lobbyisten aber „entmystifiziert“ werden, sagte Reinhardt. Das Ganze habe nichts Anrüchiges, erklärte er. Ein Lobbyist erklärte Politikern die Produkte und schaffe so die Grundlagen für die Arbeit von Airbus. Als Beispiel führte er die Verhandlungen um den Brexit an. 15 000 Arbeiter würden für den Konzern in Großbritannien die Tragflächen der Flugzeuge produzieren. Neunmal würden die Teile im Produktionsprozess den Ärmelkanal überqueren. Zölle wären da hinderlich. „Es ist eine schwierige Phase, aber man braucht uns, weil wir erklären müssen“, sagte er. Erklären, welche Folgen ein chaotischer oder harter Brexit für das Unternehmen haben würde.

Oft gesehener Gast in Berlin

In den Ministerien in Berlin ist Reinhardt mit seinen Mitarbeitern ständig zu Gast, aber auch anderen Organisationen wie Verbände, Forschungsinstitute oder Thinktanks gehören zu den Gesprächspartnern. Das ist nicht unumstritten. Auf europäischer Ebene gibt es ein Transparenzregister, in dem alle Kontakte zwischen Lobbygruppen und Politikern aufgelistet werden, um Transparenz zu schaffen. „Ich würde mir wünschen, dass es auch in Deutschland ein Register gibt. Weil wir nichts zu verbergen haben“, erklärte Reinhardt. Die Initiative dafür müsste aber von der Politik kommen. Der Politik, die ihn gerade aber meidet.