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Air Berlin: Wettbewerbshüter sind gefordert

Wirtschaft / Lesedauer: 2 min

Air Berlin: Wettbewerbshüter sind gefordert
Veröffentlicht:17.08.2017, 20:34

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Die Eile, mit der Air Berlin offenbar abgewickelt werden soll, verwundert etwas. Zwar war es in Branchenkreisen ein offenes Geheimnis, dass Air Berlin ein Pleitekandidat war. Die Deutsche Lufthansa , die schon seit Monaten Interesse an der Konkurrentin bekundet hat – allerdings nur an einer schuldenfreien Air Berlin – hat die Übernahme- oder Abwicklungspläne sicher schon seit Monaten vorbereitet. Doch der Schulterschluss mit der Politik ist etwas zu eng. Es kann nicht im Interesse des Standorts Deutschland sein, sich wieder einen Monopolisten heranzuziehen. Bei vielen Politikern setzt offenbar das ordnungspolitische Gewissen aus, wenn es um die Luftfahrtbranche geht. Das gilt auch für Regionalpolitiker, die mit ihrer Eitelkeit, Flughäfen in ihrem jeweiligen Bundesland anzusiedeln, Ryan-air über gewaltige Subventionen zum raschen Aufstieg verholfen und dabei eine Menge Steuergelder verschleudert haben. Jetzt wieder auf Bundesebene Einfluss zu nehmen, um dem Platzhirsch Lufthansa die besten Konditionen zu bieten, sollten sich die Politiker trotz Bundestagswahlkampf verkneifen. Da kann man nur auf die Aufmerksamkeit der Wettbewerbshüter hoffen, auf eine einigermaßen ausgewogene Verteilung der Start- und Landerechte zu achten.

Lufthansa gewinnt durch die Pleite seines größten deutschen Konkurrenten natürlich neue Spielräume. Die sollten aber auch die Wettbewerber nutzen können. Die Lücke, die Air Berlin hinterlässt, ist nicht so groß. Aber sie ist groß genug, dass sich daran die Frage eines wirklichen Wettbewerbs entscheiden kann. Die Lufthansa benötigt dazu nicht die Rückendeckung des Staates. Sie ist aus sich heraus stark genug. Aber die Versuchung, anders zu handeln, ist offenbar gerade in der Luftfahrtbranche immer noch hoch.

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