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Umparken im Kopf

Sport / Lesedauer: 2 min

Umparken im Kopf
Veröffentlicht:03.04.2014, 21:15

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Kann sich noch jemand an den netten Herrn Klopp erinnern? Als er der heimliche Hauptdarsteller auf der Bregenzer Seebühne beim ZDF-EM-Studio 2008 war? Moderator Johannes B. Kerner plapperte, Referee Urs Meier referierte – und Jürgen Klopp sammelte mit Wissen und Witz Sympathiepunkte.

Drei Jahre lang hatte das ZDF ihn als Experten beschäftigt – und seine Popularität, die ihm lukrative Werbeverträge ermöglichte, hat er auch diesem Engagement zu verdanken. Klopp war 2006 ein bisschen Sommermärchen, Klopp war zwei Jahre später ein bisschen Vize-Europameister. Passé! Der eigentlich humorvolle Mann ist bei öffentlichen Auftritten nur noch selten nett. Bei den Referees sind die Ausraster des fachlich überragenden Dortmunder Trainers gefürchtet. Am Spielfeldrand ist er ein Grenzgänger. Im Anschluss an verlorene Spiele verliert er gerne auch mal die Contenance.

Am Mittwochabend, ZDF-Reporter Jochen Breyer hatte ihm nach dem 0:3 in Madrid eine blöde Frage gestellt, war es wieder so weit. Ebenso arrogant wie aggressiv fuhr Klopp den jungen Mann an. Breyer hatte gesagt: „Die Sache ist durch, oder Jürgen Klopp?“ Danach schoss der Coach verbal schärfer als all seine Kicker auf dem Platz. Es fielen Worte wie „doof“ und „weghauen“; hinterher pfefferte er das Mikrofon auf den Tisch. Vor ein paar Wochen hatte er Breyers Kollegin Claudia Neumann angefahren, sie mache „Urlaub“ im Stadion. Mit Oliver Kahn, dem aktuellen ZDF-Experten, hatte er sich gestritten. Bayern Münchens Sportvorstand Matthias Sammer hatte er über Gebühr abgekanzelt. Die Liste ließe sich lange fortsetzen.

Sollte Klopp glauben, mit derartigen Pöbeleien volksnah rüberzukommen und sein Image als „Typ“ zu schärfen, täuscht er sich. Sollte er seine Entgleisungen mit Emotionalität verwechseln, muss er lernen, sich so zu verhalten, dass er keinen anderen Menschen beleidigt oder bedrängt – wie jeder andere Bürger auch. Wie wirbt er so schön für einen Autobauer? Umparken im Kopf! Das würde ihm, der vielen Kindern noch immer als Vorbild dient, guttun.