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VfB: Die Schale ist zurück

Sport / Lesedauer: 4 min

Der VfB Friedrichshafen nutzt den zurückeroberten Heimvorteil mit einem 3:1 und feiert seine 13. Volleyballmeisterschaft
Veröffentlicht:03.05.2015, 20:48

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Es war 16 Uhr 21 am Sonntag, da brach der blau-weiße Karneval los in der ZF-Arena: Nach zwei vergeblichen Anläufen hat der langjährige Abonnementsmeister VfB Friedrichshafen den Volleyballtitel aus der Hauptstadt mit einem 3:1 (25:19, 18:25, 25:20, 26:24)-Sieg im fünften und entscheidenden Finale wieder zurück an den Bodensee geholt.

Adrian Gontariu schlug den Berliner Block an, der Ball flog unerreichbar ins Aus. „Wir haben jetzt zwei Jahre zuschauen müssen, wie Berlin bei uns feiert. Das war nicht lustig“, sagte Trainer Stelian Moculescu. „Ich bin froh, dass wir das geschafft haben und dass wir mal wieder ein volles Haus hatten. Ich hoffe, dass die Volleyballszene hier jetzt wieder zündet.“

Es ist die 13. Meisterschaft für Moculesu mit dem VfB seit 1998 und die erste seit 2011. 3804 Zuschauer in der erstmals seit dem 10. Mai 2010 (Finale gegen Unterhaching) wieder ausverkauften ZF-Arena sorgten für die angemessene Kulisse beim Erfolg der Friedrichshafener, der dem VfB auch das neunte Double der Vereinsgeschichte bescherte. Im Frühjahr 2012 hatten die BR Volleys die Vorherrschaft des VfB nach sieben Titeln in Folge vorerst beendet und den Titel drei Jahre in Folge an die Spree geholt.

Diesmal mussten die Berliner frustriert zusehen, wie der Gegner sich feiern ließ und die Goldmedaillen umgehängt bekam. Das war umso schwerer zu ertragen, als dem Champions-League-Dritten am Donnerstag nur zwei lumpige Punkte gefehlt hatten, um selbst in eigener Halle feiern zu können. Und in Friedrichshafen fehlten den BR Volleys nur zwei Punkte, um einen abermaligen Tiebreak zu erzwingen. Das Duell wird weitergehen in der neuen Saison, weitere Konkurrenz auf Augenhöhe ist nicht in Sicht. In beiden Mannschaften dürfte es einen Umbruch geben. Friedrichshafens Urgestein und Blockmeister Max Günthör wird seine Karriere beenden und sich künftig mehr um Familie und Beruf kümmern. Sicher ist außerdem der Abschied des genialen Liberos Jenia Grebennikov, der künftig in Italien für Treia aufläuft. Und Tischer-Ersatz Benjamin Toniutti, der diesmal durchspielte, wird in Polen für Kiedzerszyn die Bälle stellen. Weitere Personalien sind noch offen, aber es dürfte weitere Veränderungen geben. „Die neue Saison hat schon begonnen“, sagte Moculescu und meinte, auf die Meisterfeier angesprochen: „Ich bin morgen schon wieder unterwegs, da ist ein dicker Kopf nicht so gut.“ Auch in Berlin stehen die Zeichen auf Veränderung, nur drei Spieler haben bisher einen für nächste Saison gültigen Vertrag.

Viel Lob für Maarten van Garderen

„Am Ende waren es nur ein paar Punkte“, sagte BR-Volleys-Trainer Mark Lebedew enttäuscht. „Wenn wir den vierten Satz noch etwas verlängern hätten können, hätten wir vielleicht gewonnen.“ So war es im Endeffekt eine enttäuschende Saison für die Volleys, trotz des erfüllten Traums vom Champions-League-Finalturnier in eigener Halle. Vielleicht hat der Meister da die Körner gelassen, die am Ende fehlten, um den Herausforderer ein weiteres Jahr kurzzuhalten. Der hat jetzt wieder beide Titel in seinem Besitz und eine hungrige, junge Mannschaft, während die Berliner Stützen Robert Kromm , Scott Touzinsky, Tomas Kmet und Rob Bontje schon älteren Jahrgangs sind und, wie Spielmacher Kawika Shoji und Hauptangreifer Paul Carroll, von drei Meistertiteln verwöhnt.

Im zweiten Satz konnten die Berliner sich noch einmal zu einer großen Leistung aufraffen und konterten den guten Auftakt des VfB mit einem ähnlich guten Durchgang. Im dritten war der VfB vor allem gegen Ende wieder besser, ehe sich die Berliner zu einer finalen Kraftanstrengung aufrafften. Insbesondere Berlins wichtigster Mann, Robert Kromm, musste in Annahme und Angriff viel, viel Arbeit verrichten und wurde ein weiteres Mal zum besten Spieler bei den Gästen gewählt. Der Beste überhaupt aber war der junge VfB-Niederländer Maarten van Garderen, konsequenterweise erneut zum MVP (dem wertvollsten Spieler) gewählt. „Der war heute überragend“, lobte Moculescu, „er hat genial gespielt.“ Kromm meinte: „Der hat uns heute gestört.“

Lebedew konnte wieder auf seinen etatmäßigen Mittelblocker Bontje zurückgreifen. Paul Carroll schaute ebenso von draußen zu wie Friedrichshafens ebenfalls verletzter Spielmacher Simon Tischer. „Es ist brutal, nicht mitmachen zu können“, sagte Tischer. „Das ist die Hölle. Das würde ich kein zweites Mal überleben, das darf nicht mehr passieren!“ Der Kapitän will jetzt eine längere Knietherapie starten, um wieder richtig fit zu werden. Zeit ist genug, der Vereinsvolleyball verabschiedet sich bis Herbst.

VfB: Toniutti 3 Punkte (Zimmermann 1), Gontariu 6 (Finger 10), Geiler 7, van Garderen (MVP) 19, Günthör 11 (6 Blocks), Gauna 14, Grebennikov. – Berlin: K. Shoji 1 (Kühner), Dünnes 17 (Di Marchi 1), Touzinsky 11, Kromm 20 (Krystof), Bontje 2 (Fischer 2), Kmet 9, E.Shoji. – Aufschlag 9:4 Punkte, Angriff 52:55 (54:55%), Block 11:4, Fehler 25:22, Annahme 46:48% (22:27% perfekt).