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Playoff

Ulmer Basketball: Schulterklopfer verboten

Sport / Lesedauer: 4 min

Ulm untersagt sich vor dem Basketball-Viertelfinale gegen Bonn die Selbstzufriedenheit
Veröffentlicht:04.05.2015, 20:18

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Am Mittwoch beginnt für die Ulmer Basketballer die fünfte Jahreszeit, die Playoffs nämlich, doch auch ohne anzutreten hätten sie ihr Saisonziel bereits erreicht. Nach ihrem Finaleinzug 2012, dem Halbfinale 2013 und Rang sechs 2014 stehen sie als Vorrundenfünfte erneut im Viertelfinale, der klammheimliche Abwärtstrend wurde also gestoppt, der Eurocup-Einzug dürfte sicher sein. Und auch wenn gegen die drei übermächtigen Bs, wie Bamberg, Berlin und Bayern in der Basketball-Fachsprache heißen, kein Sieg gelang, ein Triümphle über die finanziell übermächtigen Rivalen gab es am Ende doch: Mit 6094 Fans im Schnitt haben die Ulmer zumindest die Münchner (6011) in punkto Zuschauerschnitt in Schach gehalten, Bundesliga-Dritter sind sie in diesem Ressort. Auch die Tatsache, dass man mit Oldenburg und Quakenbrück zwei Rivalen distanzierte, die mehr Geld zur Verfügung haben – Ulm ist lediglich Siebter im Etat-Ranking –, sei „durchaus ein Grund, stolz zu sein“, findet Trainer Thorsten Leibenath . „Wir haben eine gute Grundlage geschaffen. Platz fünf ist ein toller Erfolg. Aber es ist kein Anlass, uns auf die Schulter zu klopfen.“

Profisport, findet Leibenath, betreibe man, „um um Titel zu spielen“, deshalb verspürte der 40-Jährige am Montag in der Pressekonferenz auch wenig Lust darauf, ein Saisonfazit zu ziehen. „Wir wollen Bonn schlagen und sehen, was möglich ist.“ Zumindest ein kleines B, der Hauptrundenvierte, soll also dran glauben.

Die Chancen für die Ulmer stehen durchaus gut, wenn auch nicht pari, findet Leibenath, schließlich habe Bonn in der Best-of-Five-Serie den Heimvorteil, zudem sind gleich drei Ulmer – Kapitän Per Günther, Maarty Leunen und Brion Rush – angeschlagen. „Die Bonner profitieren von ihrer Ausgeglichenheit. Sie spielen sehr laufintensiv, sind schwer auszurechnen, haben keinen absoluten Topscorer, dafür können alle werfen“, sagt der Trainer, und irgendwie klingt das, als spräche er über sein eigenes Team. Ulm hat – angeführt von Kapitän Per Günther, mit 13,4 Zählern im Schnitt ihr bisher Bester –, gleich acht Spieler, die wechselweise am meisten Punkte sammeln.

Dass die Schwaben die Rheinländer zweimal in der Punkterunde geschlagen haben, nimmt Leibenath derweil nicht ganz so ernst – zumindest nicht den zweiten Sieg, das 93:87, das am Samstag eingefahren wurde. Während Ulm theoretisch noch auf Rang sieben abstürzen hätte können, ging es für die Bonner um nichts mehr. Zudem fehlte ihnen der Litauer Tadas Klimavicius (13 Punkte im Schnitt), für Leibenath der „meistunterschätzte Center der Liga“, was die Ulmer in Person von Ian Vougioukas (21 Punkte) gnadenlos ausnutzten. Das Duell am Mittwoch (18.30 Uhr, das erste Ulmer Heimspiel steigt am Samstag, 18.30) werde unter völlig anderen Vorzeichen stehen, prognostiziert Leibenath. „Wir müssen Klimavicius vom Brett weghalten, und es ist auch gut denkbar, Will Clyburn defensiv auf die vier zu stellen. Das hat uns am Samstag am Ende Stabilität gebracht.“

Die dürfte auch bei der Neuauflage von Nöten sein, denn mit der Verteidigung war Leibenath am Samstag „über weite Strecken überhaupt nicht zufrieden“, nicht zum ersten Mal übrigens. Tatsächlich gab es nur drei Mannschaften, die in der Hauptrunde mehr Körbe kassierten als die Ulmer, die zudem als erstes Top-Fünf-Team überhaupt ein negatives Korbverhältnis zu Buche stehen haben. Auf zwei enge Siege folgte im Schnitt also eine klare Niederlage – eine Bilanz, mit der die Ulmer durchaus auch in den Playoffs leben könnten. Viele hätten das Team nach der mauen Vorrunde und dem frühen Aus in der EuroChallenge „bereits abgeschrieben“, erklärt Center Tim Ohlbrecht. „Aber wir haben uns durchgebissen und viele knappe Spiele gewonnen.“

Optimismus bleibt Trumpf im Ulmer Lager. Selbst der Nachricht, dass sich Quakenbrück aufgrund des Rückzugs seines Hauptsponsors aus der Liga verabschieden wird, rang der Ex-Dragons-Trainer Thorsten Leibenath noch etwas tröstliches ab. „Quakenbrück war auch aufgrund seiner Fans ein toller Bundesliga-Standort. Aber wenn so ein Projekt nur auf einer Säule steht, ist das immer gefährlich. Umso mehr sollten wir wertschätzen, wie breit wir hier in Ulm aufgestellt sind. Wir sind in der Lage, eine Säule durch die andere zu ersetzen.“

Ulms beste Schützen nach der Hauptrunde (Schnitt pro Spiel)

Per Günther 13,4 p, 4,9 ass, 27 min

Tim Ohlbrecht 13 p, 5,5 reb, 22 min

Will Clyburn 12,9 p, 7,7 reb, 30 min

Ian Vougioukas 11,4 p, 2,9 reb, 16 min

Jaka Klobucar 11,3 p, 3,2 ass, 23 min

Brion Rush 10,5 p, 2,1 reb, 23 min

Maarty Leunen 7,7 p, 3,7 reb, 28 min

P. Schwethelm 5,4 p, 2,5 reb, 18 min

Effektivste Ulmer im Schnitt: Ohlbrecht (16,1), Clyburn (15,9), Günther (12,4), Vougioukas (12,3).