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Schulterklappe

Der Winter darf gerne so sein wie die vergangenen

Sport / Lesedauer: 3 min

Skisprung-Weltmeisterin Carina Vogt hofft in einer Zwischensaison ohne WM und Olympia auf „den einen oder anderen Weltcup-Sieg mehr“
Veröffentlicht:30.11.2015, 21:43

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Der Sommer war ... nun ja: anders für Carina Vogt. Neue Schulterklappen gab es, eine Ernennungsurkunde. Keinen Grand-Prix-Sprung. In Courchevel nicht, in Tschaikowski nicht, in Almaty nicht. Auf Matte fand Carina Vogt 2015 international nicht statt. Polizeimeisterin ist die 23-Jährige aus Weilerstoffel, Gemeinde Waldstetten, Ostalbkreis, neuerdings; die Abschlussprüfungen an der Bundespolizeisportschule Bad Endorf wollten vorbereitet sein: „Das hat mich daran gehindert, an größeren Wettkämpfen teilzunehmen.“

Der Sommer der Skispringerin Carina Vogt also war einer fast ohne die Skispringerin Carina Vogt. Das nationale Championat in Oberstdorf blieb da Ausnahme – eine allerdings wenig aussagekräftige. Als Olympiasiegerin 2014 und Doppelweltmeisterin von Falun flog Carina Vogt Ende August vom Schattenberg. Gelandet ist sie als Fünfte, mit dem Lächeln der staunend aus Erfahrung Wissenden: „Die Deutsche Meisterschaft und ich – wir haben ein bisschen’s Kriegsbeil.“

Kein Drama, denn ungleich wichtigere Ereignisse haben mit Carina Vogt – pardon! – mächtig d’Friedenspfeife. Zuletzt eben die WM, als ihre Ruhe, ihre Ausgeglichenheit Platz zwei zur Halbzeit noch vergoldeten: Nach 91,5 Metern passten 92,0, um die Japanerin Yuki Ito und Daniela Iraschko-Stolz aus Österreich auf Distanz zu halten. Das Mixed-Team-Gold mit Katharina Althaus und dem Männer-Duo Freund/Freitag glänzte nicht weniger, Bundestrainer Andreas Bauer machte den Erfolg der Carina V. vor allem an der „inneren Stärke“ der Carina V. fest. Und: „Sie ist als Persönlichkeit gewachsen.“

48 Weltcup-Teilnahmen weist die Statistik für die Frau vom SC Degenfeld aus. Zwei Siege (Anfang dieses Jahres in Zao, 14 Tage später in Hinzenbach), acht zweite und fünf dritte Plätze stehen inzwischen auf ihrem Habenkonto. Und eine „Zwischensaison“ liegt vor ihr. Um WM-Medaillen springt frau erst 2017 in Lahti wieder, um Weltcup-Punkte heuer immerhin 19-mal – Auftakt diesen Freitag auf Lillehammers Lysgårdsbakken. Die Frage nach den Zielen beantwortet sich da fast von selbst. Carina Vogt: „Wenn ich den einen oder anderen Weltcup-Sieg noch mehr verbuchen könnte, wär’s auf jeden Fall wieder ’ne Super-Saison.“ Der eine oder andere Sieg mehr und auch sonst die gewohnt passablen Resultate, da wäre doch auch der Gesamtweltcup rasch ein Thema? Zumal für eine, die in der Hierarchie ihres Sports nacheinander 27. (2012), Siebte (2013), Zweite (2014) und Dritte (2015) gewesen ist??

Worte bringen keine Weite, Carina Vogt lässt – im Idealfall – lieber Taten sehen. Und dämpft allzu ambitionierte Nachfragen: Okay, das linke Knie halte seit der Patellasehnenoperation im März 2014 „bisher wunderbar“. Gewiss, „vom Training her lief’s ganz normal weiter täglich“ in der Prüfungsvorbereitungsphase. Grundsätzlich aber habe sie auch „diesen Sommer viel getestet – und wenn ich mich da wieder etablier’ mit meinem neuen Material, dann bin ich schon sehr zufrieden“. Andreas Bauer indes weiß, dass seine Vorspringerin stets im Herbst nochmals zugelegt hat: „Wir kennen die Stellschrauben, an denen wir drehen können.“ Eine ist ohnehin längst am Anschlag: die Lust an der Luftfahrt. Carina Vogt: „Es macht einfach unheimlich Spaß, die Wettkämpfe im Winter zu springen.“ Nach einem ... nun ja: anderen Sommer womöglich noch ein wenig mehr.