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Katamaran

Zwei "Sonnenkönige" gewinnen bei regnerischer Rund Um

Lindau / Lesedauer: 4 min

Schweizer Katamaran mit Stefan Stäheli von der Seglervereinigung Konstanz erkämpft den Sieg beim „Boxenstopp“
Veröffentlicht:11.06.2012, 11:15

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Der Sieger der 62. „Rund um den Bodensee“ (Rund Um) des Lindauer Segler-Clubs heißt Stefan Stäheli. Der 38-jährige Schweizer überquerte nach rund 100 Kilometern Distanz in der Nacht zum Samstag um 02:59 Uhr auf dem M2-Katamaran „Sonnenkönig“ die Ziellinie vor dem Yachthafen des LSC. 326 Mannschaften waren am Freitagabend an den Start gegangen und segelten bei leichtem bis mittlerem Wind, aber häufigen und starken Regenschauern durch die Nacht.

Die Schweizer vom SV Kreuzlingen hatten die Rund Um schon vor zwei Jahren gewonnen. Diesmal gehörten sie zwar wieder zu den Favoriten. Doch im Verlauf der Regatta, die via GPS-Tracking auch an Land und weltweit im Internet verfolgt werden konnte, rückten andere Boote in den Vordergrund. Denn zum einen war der Sender für den Katamaran von Stäheli falsch markiert, zum anderen fiel die Positionsübermittlung für einige der Tracker immer wieder einmal aus. So sah man bis kurz vor dem Ziel Ralph Schatz auf dem Kat „Black Jack“ klar in Führung. Als dann eine Minuten vor drei Uhr ein weißer Katamaran aus der Dunkelheit vor dem Ziel auftauchte, waren die im strömenden Regen ausharrenden Zuschauer nicht wenig überrascht.

Doch auch an Bord des Siegerschiffes war die Überraschung groß. „Wir wussten nicht, wie wir liegen. Wir dachten, dass wir vielleicht Zweiter oder Dritter sind“, sagte Bootseigner Armin Schmid, als er zur Siegesfeier auf den Steg beim LSC geklettert war. Die beiden LSC-Vorsitzenden Andreas Ober und Erich Hoos empfingen die Crew – neben Steuermann Stäheli und Eigner Schmid noch David Mettler und Michael Hörmann – mit einer Flasche Champagner. Nachdem sie Presse, Funk und Fernsehen die ersten Interviews gegeben hatten, feierten sie ganz in Manier der Autorennfahrer den Sieg und tauften sich mit dem Schampus erst einmal selbst. Viel zu taufen gab es da eigentlich nicht mehr, denn die Schweizer waren wie alle anderen, die in der Nacht auf dem See waren, trotz Schutzkleidung reichlich nass.

Erst etwa auf Höhe Friedrichshafen hatte die „Sonnenkönig“ den bis dahin führenden „Black Jack“ überholt. Der vorher nur leicht wehende Südostwind frischte in der Osthälfte des Sees auf. Die schnellen Kats mussten die Segel verkleinern. Dieser Segelwechsel gelang der Sonnenkönig-Crew am schnellsten – und so übernahm sie nachts – wie nach einem perfekten Boxenstopp (bei den Seglern indes ohne anzuhalten) – die Führung. Ralph Schatz und seine Crew segelten eineinhalb Minuten später über die Ziellinie. Als Dritter kam der Schweizer Olympiateilnehmer Thomas Rüegge auf dem Katamaran „Astom“ ins Ziel. Eine Viertelstunde Rückstand hatte das Team des Lindauers Veit Hemmeter, der damit auch Bester des LSC wurde. Das begehrte „Blaue Band“ für das schnellste Schiff ging somit an Stefan Stäheli. Den „Blauen Pokal“ für das schnellste konventionelle Schiff (Einrumpfboot ohne Trapez) holte Hannes Waimer auf einer Farr 400 – die ebenfalls „Sonnenkönig“ heißt und auch dem gleichen Eigner gehört. Das „Kleine Blaue Band“ für die schnellste kleinere Yacht, die nur den kurzen Kurs (nach der Wendemarke bei Eichhorn direkt zurück nach Lindau ) zu segeln hatte, gewann August Hamm vom Motor-Yacht-Club Überlingen mit der „Leni“.

Wenig Wind zu Beginn

Mit ganz wenig Wind hatte die Rund Um am Freitag um 19.30 Uhr begonnen. Nur den schnellen Zweirumpfbooten reichte ein Hauch, um durch die Schachener Bucht Raum nach Westen zu gewinnen. Als der Wind auf Südost drehte, segelten die Kats wieder in die Seemitte und strebten der ersten Kontrollboje bei Romanshorn zu. Dort schien für die ersten Boote sogar kurz die Sonne, dafür blieben die Schnellsten erst einmal in der Flaute vor Konstanz liegen, ehe sich der leichte Südostwind über den ganzen See und sogar bis nach Überlingen ausbreitete. Auch wenn es keinen neuen Rekord gab (der liegt bei weniger als fünf Stunden), so wurde allgemein von einer schnellen Rund Um gesprochen. Das Gros der Schiffe hatte das Ziel in Lindau schon mittags wieder erreicht. Von den 326 gestarteten Booten kamen 245 ins Ziel. Drei wurden wegen Frühstarts disqualifiziert, eines fiel wegen Mastbruchs aus.