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Krunoslav Perkovic hat im Kunstturnen der Turnerschaft Friedrichshafen das Sagen

Friedrichshafen / Lesedauer: 5 min

Krunoslav Perkovic hat im Kunstturnen der Turnerschaft Friedrichshafen das Sagen
Veröffentlicht:15.04.2014, 16:40

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Die ZF Arena in Friedrichshafen, bekannt als Schauplatz zahlreicher Volleyball-Schlachten und Trainingsstätte des Champions-League-Siegers von 2007, dem VfB Friedrichshafen . Doch die ehemalige Messehalle 1 beherbergt in seinen weiteren Sporthallen noch weitaus mehr als „nur“ Volleyballer. Ist der richtige Eingang erst einmal gefunden, erschließt sich dem Besucher das Reich des Krunoslav „Kruno“ Perkovic. Der Abteilungsleiter und Trainer der Kunstturner und Kunstturnerinnen in der Turnerschaft Friedrichshafen steht an diesem Nachmittag inmitten von rund zwei Dutzend Kids – und er behält den Überblick. „Aufwärmen! Handstand! Brück.!“ Schlagworte, die der SZ-Chronist in diesen vier Stunden des Öfteren wird zu hören bekommen. „Gerätewechsel! Keine Pause! Oder wollt ihr trinken?“ Der 60-Jährige weiß, wann er was wem zu sagen hat. Verständlich. „Kruno“, wie ihn auch die etwa acht- bis zwölfjährigen Mädels rufen, hat wohl noch nie etwas anderes gemacht. Oder doch? „In Ljubljana habe ich meinen Diplom-Trainer gemacht, den Elektroingenieur in Split. Aber ein Diplom kann ich auch im Gaststättengewerbe vorweisen“, schmunzelt der Kroate, der in Osijek geboren wurde und 1992 nach Deutschland kam.

In Kroatien gab es in der damals schwierigen Zeit selbst für einen Mann für alle Fälle keine Arbeit, „ich dachte, ich schaue, wo ich in Deutschland gebraucht werde“. Perkovic nennt es „reinen Zufall“, dass er in Hessen beim MTV Kromberg gelandet ist. „Ich war der erste festangestellte Trainer in diesem Verein.“ Nach kurzer Zeit habe es geheißen, „du bleibst da“. Perkovic blieb zehn Jahre, zog dann jedoch weiter, weil den Hessen die C-Lizenz ihres Trainers genügte. Ihm selbst allerdings nicht. „Ich wollte mich weiterbilden, weil ich gemerkt habe, dass ich stagniere. Die kroatische Lizenz wurde hier nicht anerkannt, darum habe ich die B-Lizenz auf eigene Kosten erworben.“ Mittlerweile hat Perkovic die Trainer-A-Lizenz und hat sich wohl auch damit noch mehr Arbeit aufgehalst.

Vor rund einem Jahr war er noch Trainer von etwa zwölf Kids, jetzt sind es 50. Vom „Hören und Sagen“ sei die Zahl immer weiter angestiegen, spielerisch soll das Kunstturnen bei „Kruno“ erlernt werden. „Kein schreien während der Arbeit“ hallt es nach einer gewissen Zeit durch die Halle, als der Geräuschpegel in die Höhe geschnellt war. Und es kehrt wieder Ruhe ein. Die Doppelsaltos werden in eine sogenannte Schnitzelgrube geprobt, „die mit Schaumgummi gefüllte Grube nimmt die Angst, weil es egal ist, wie du darin aufkommst“. Für den Beobachter ist nicht auszumachen, welche Geräte mehr oder weniger beliebt sind, nur der Jahrgang 2007 und jünger hat laut „Kruno“ am Balken noch nichts verloren.

Nach seiner Zeit in Hessen verschlug es Perkovic zum TV Weingarten, „einem Verein, der auf einer höheren Ebene arbeitet“. In dieser Zeit erwarb der Kroate seine A-Lizenz und machte sich außerdem mit einer privaten Turnschule (nunmehr Sportakademie) selbstständig. Vor seiner Tätigkeit bei der Turnerschaft Friedrichshafen arbeitete Krunsolav Perkovic auch für ein paar Monate im nordwestschweizerischen Leistungszentrum Liestal bei Basel und betreute die Junioren-Nationalmannschaft der Eidgenossen. Selbst dies war für den 60-Jährigen kein Neuland, war Perkovic in seiner Heimat doch für die Kampfrichterausbildung zuständig und war Mitglied des technischen Komitees des kroatischen Jugend-Nationalteams.

War es für den Vater von Katarina und Ante (beide 15), der seine Fortbildung beim Vater von Ex-Reck-Weltmeister Fabian Hambüchen gemacht hat, eine große Umstellung, als er nach Deutschland kam? „In Kroatien herrscht zu Beginn eine sehr viel größere Disziplin, hier habe ich diese mit der Zeit einfließen lassen. Als wir das Training verändert haben, habe ich den Mädchen gesagt, dass sie jetzt erst sehen, was alles möglich ist.“ Das Training verändern heißt: selbstständiger arbeiten. Denn: „Wer selbstständig arbeitet, ist ehrgeizig. Das überträgt sich auch auf zu Hause. Und darum laufen bei mir die 15- und 16-Jährigen nicht weg. Im Gegenteil.“ Als ob es einen Beweis gebraucht hätte, stehen zwei Mädchen dieses Alters in der Türe und schließen sich „Krunos“ Trainingseinheit an.

Dringender Aufruf

„Letzte Meldung 2014: Wir suchen dringend Übungsleiter!“ prangt auf der Homepage der TS in roten Buchstaben. Abteilungsleiter und Trainer Krunoslav Perkovic , der noch zweimal in der Woche bei der MTG Wangen aushilft, weiß: „Ohne Trainerteam, ohne Organisatoren und ohne Kampfrichter haben wir keine Chance auf höhere Ziele wie etwa Ligawettkämpfe auf Landesebene. Vor allem benötigen wir auch weibliche Trainer, für Choreographien, Ballettausbildung und rhythmische Sprünge.“ In Vorbereitung seinen auch neue Flyer, mit deren Hilfe nun auch Nachwuchsturner gesucht werden. Bisher seien die Jungs immer nach Ailingen geschickt worden, ab sofort sei bei der TS auch das sogenannte starke Geschlecht willkommen.

Topplatzierungen auf Gau-Ebene im Deutschen Sechskampf stehen bisher zu Buche, Reck, Boden und Sprung sowie drei Leichtathletikdisziplinen stehen auch am 18. Mai beim Kinderturnfest in Tettnang im Vordergrund. Freiburg ist ab 28. Mai Austragungsort des Landesturnfestes. Krunoslav Perkovic weiß: „Aus der Masse kommt die Qualität!“