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VfB Stuttgart

VfB Stuttgart: Letzte Elf gegen letzter Platz

Sport / Lesedauer: 5 min

Borussia Dortmund beklagt neun Verletzte, ist gegen Schusslicht Stuttgart aber dennoch klarer Favorit
Veröffentlicht:23.09.2014, 21:50

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Der VfB Stuttgart muss am Mittwoch gegen Borussia Dortmund ran. Für die krisengeschüttelten Schwaben eine alles andere als leichte Aufgabe.

Es gibt aussichtsreichere Angelegenheiten im Leben als das Gastspiel des VfB Stuttgart am Mittwoch beim BVB. Zwar fehlen den Borussen nach der Verletzung von Henrikh Mkhitaryan, der sich beim 0:2 in Mainz einen Bandausriss an der rechten Fußwurzel zuzog und vier Wochen ausfällt, weitere acht Spieler – Reus, Sahin, Gündogan, Hummels , Blaszczykowski, Kehl, Kirch und Ji heißen die anderen. In Mainz kam sogar ein 18-jähriger Japaner namens Mitsuru Marouka im Mittelfeld zu seinem zehnminütigen Ligadebüt. Trotzdem setzt keiner einen Pfifferling auf die Stuttgarter, zumindest nicht die Wettanbieter. Wer zehn Euro auf den VfB setzt, kann 80 gewinnen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Delfine im Neckar heimisch werden, ist höher.

Keiner traut dem Ligaletzten, der am Samstag Hannover erwartet, noch etwas zu – ein Schicksal, das der VfB selbst verursacht hat. Seit zwölf Partien ist er auswärts ohne Sieg, das gab es zuletzt vor 13 Jahren, in der Liga traf er in bisher vier Partien nur einmal und erspielte sich gerade mal 14 Chancen – nur Köln (13) war unkreativer. „Die Gesamtsituation ist schwierig. Ich spüre natürlich, dass es hier überall unruhig ist, ich bin ja ein Gefühlsmensch und kein eiskalter Engel“, sagt Trainer Armin Veh , der allerdings dennoch wenig bis nichts verändern will in seiner Mannschaft.

Der Serbe Filip Kostic, mit einem Notenschnitt von 3,5 laut „Kicker“ bester Feldspieler des VfB, muss offenbar weiter auf sein Startelf-Debüt warten. Viermal wurde der Sechs-Millionen-Euro-Zugang vom FC Groningen eingewechselt, stets brachte er frischen Wind ins statische VfB-Spiel. Der 21-jährige Linksaußen ist der Königstransfer der Schwaben, hat aber einen klitzekleinen Nachteil: Er passt nicht in die Systeme von Trainer Armin Veh. Beim 0:2 gegen Hoffenheim wählte der ein 4-4-2 mit Raute, beim 0:2 in München ein 4-2-3-1. Eine 4-3-3-Taktik ist offenbar nicht vorgesehen. „Ich glaube nicht, dass ein neues System zur Sicherheit beiträgt“, sagt Veh, außerdem brauche er noch „Frische von der Bank, das kann auch nicht jeder“. Carlos Gruezo, der den VfB im Vorjahr mit seiner Zweikampfstärke und gutem Stellungsspiel mit vor dem Abstieg bewahrte, muss offenbar ebenfalls noch warten. Die Doppelsechs zur besseren Absicherung mag Veh auch nicht.

Verstehen muss man die Haltung des Trainers nicht: Neue, unbeschwerte, selbstbewusste Spieler könnten auch für mehr Sicherheit sorgen, und wann will Veh wechseln, wenn nicht nach diesem verhagelten Saisonstart? Andere Optionen fallen derweil weg: Spielmacher Alexandru Maxim ist krank, Keilstürmer Vedad Ibisevic nach seiner Grippe noch nicht wieder bei 100 Prozent, dürfte aber spielen, wenn auch „keine 90 Minuten“, wie Veh sagt. Da Mohammed Abdellaoue noch zwei Wochen ausfällt und Daniel Ginczek nach seinem Kreuzbandriss nicht vorschnell verheizt werden soll, wie Manager Fredi Bobic sagt, ist Ibisevic derzeit der einzige jener Strafraumstürmer, die Veh so vermisst. „Wir sind in der Box, vor dem Tor, einfach nicht gefährlich genug. Das ist das, was mir Kopfzerbrechen bereitet“, sagt Veh und ist von der Situation langsam genervt: „Wir haben kaum mehr Offensivspieler.“

In diesem Punkt zumindest ist Dortmund besser dran. Jürgen Klopp hat die Wahl, ob er Stürmer Adrian Ramos bringt, den er nach seinen vergebenen Hochkarätern in Mainz leicht kritisierte („Die hat er schon mal gemacht“), oder Ciro Immobile, der am Rhein einen Elfmeter verschoss – zuvor hatte er dem Kollegen Aubameyang zum Leidwesen Klopps den Ball weggenommen. Aubameyang, so viel ist sicher, wird gegen den VfB im rechten Mittelfeld beginnen als Mkhitaryan-Ersatz, in der Mitte ist Rückkehrer Kagawa angesichts des Lazaretts in den nächsten Wochen quasi gesetzt. Die Verletzungsmisere hatte Klopp übrigens vorhergesehen. „Die WM hat allen Spielern viel Substanz gekostet. Das trägt nicht dazu bei, dass ein kurzer Urlaub reicht.“

Subotic/Hummels kehren zurück

Auch der BVB zeigte bei seinen zwei Saisonpleiten derweil, dass er fehlbar ist. Das Innenverteidiger-Duo Sokratis/Ginter wirkte gegen Mainz fahrig, nach 60 Minuten zollte das Team dem phänomenalen 2:0 gegen Arsenal drei Tage zuvor Tribut. „Schlecht verteidigt“, habe man, sagte Klopp, „in der Birne waren wir zu passiv“. Immerhin: Sein Stammduo im Abwehrzentrum ist wohl bald wieder vereint. Neven Subotic kehrt heute in die Startelf zurück, auch Weltmeister Mats Hummels könnte vor dem Derby am Samstag auf Schalke einige Minuten spielen. Den Gerüchten, wegen des Notstands im Mittelfeld könnte Ilkay Gündogan nach 14 Monaten Rückenmalaise wieder zum Kader gehören, widersprach Klopp energisch. „Er muss so lange trainieren, dass alle überzeugt sind, dass es soweit ist.“

Ästhetik erwartet Klopp, der heute mit seinem 209. Ligaspiel Ottmar Hitzfeld überholt und BVB-Rekordtrainer wird, gegen Stuttgart nicht: „Das wird Arbeit ohne Wenn und Aber. Das wird kein Spiel zum Genießen.“ VfB-Fans sind das wenigstens gewohnt.