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Lewandowski zwirbelt die Bayern zum Sieg

Sport / Lesedauer: 4 min

Ein wunderschöner Freistoßtreffer Lewandowskis genügt Bayern zum Sieg gegen Atlético
Veröffentlicht:06.12.2016, 23:46

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Zwei Schritte Anlauf, mit dem langen dritten das Standbein neben den Ball setzen, ausholen, ein wenig Rücklage, mit viel Gefühl treten – und dann nur noch genießen. Es gibt Tore, die sind so schön, dass sie gemalt werden sollten. Robert Lewandowski, trotz einer kleinen Leistungsdelle in den letzten Wochen Bayerns Torjäger Nummer 1, ist mit seinem 1:0 beim 1:0 seiner Mannschaft gegen Atlético Madrid so ein Treffer gelungen. Ein Freistoß aus 18 oder auch 20 Metern, ziemlich zentral vor dem Tor, eine gefährliche Position, aber keine ganz einfache, weil nur exakt gezwirbelte Freistöße nicht nur die Mauer, sondern auch den Torwart überwinden können. Eine Position, aus der normalerweise die größten der größten Freistoßkünstler treffen, Zinédine Zidane, Icke Häßler, Andrea Pirlo. Und eben Torsüchtige wie Lewandowski. Dazu ein neuer Jubel: Ball unterm Trikot, Daumen im Mund, da wird einer doch nicht etwa doppelt getroffen haben, im Privaten, mit Ehefrau Anna? Oder doch nur die Ankündigung eines Spielers, der schon vor Wochen „im achten Monat schwanger“ gewesen sein will, und die Verhandlungen über einen neuen Vertrag beim FC Bayern meinte?

Atlético mit Halbgas

Am Dienstag hat Lewandowski seine Mannschaft jedenfalls zum Sieg geschossen. In einem Spiel, in dem es streng genommen nur noch ums Prestige ging, Platz zwei in der Gruppe hinter Atlético war schon vorher zementiert, dementsprechend traten die Madrilenen auf. Nicht ungefährlich, aber eben so, dass sie gerade so viel liefen, dass sie nicht vollends erfroren im nebligen Eistempel namens Allianz Arena. Und die Bayern? Eben wie eine Mannschaft, die weiter etwas gutzumachen hat, die zeigen will, dass sie zu mehr imstande ist als Platz zwei in der Champions-League-Gruppe und Platz zwei in der Bundesliga hinter einem Aufsteiger aus Leipzig. Insofern kann dieses 1:0 als recht gelungener Abend abgehakt werden, dem zweiten nach dem überzeugenden 3:1 am Freitag in Mainz.

Das hatte ja erahnen lassen, wozu die Mannschaft noch immer in der Lage ist. Trainer Carlo Ancelotti hatte seine taktische Grundausrichtung geändert, weg von seinem geliebten Tannenbaum, dieser 4-3-3-Grundordnung mit drei defensiven Mittelfeldspielern und einem starken Angriffsschwerpunkt über die Flügel, hin zu einem variabel angelegten 4-2-3-1 mit Thomas Müller als Fährten- und Chancensucher hinter der Sturmspitze. Und gegen Atlético? Nominell wieder ein 4-3-3, mit Thiago, Arturo Vidal und Renato Sanches im Mittelfeld. Und ohne Müller. Vidal ließ sich oft zwischen die Innenverteidiger David Alaba und Mats Hummels fallen, davor agierte oft ein Riegel bestehend aus den Außenverteidigern, Flügelspielern und den beiden übrigen zentralen Mittelfeldakteuren. Die Madrilenen kamen zunächst dennoch einige Male vors Tor von Manuel Neuer, Yannick Ferreira-Carrasco konnte seine zwei Chancen (10., 16.) aber nicht verwerten. Nach Lewandowskis Treffer fiel dann auch auf, wie hoch Thiago die Madrilenen anlief, wie groß der Ballbesitz der Münchner war, wie diszipliniert sie gegen diesen Gegner agierten, der auch mit Halbgas unangenehm ist. Aber auch: Wie groß noch immer die Löcher im Mittelfeld der Bayern waren, wenn Thiago sich mal in die Verteidigung fallen ließ und Douglas Costa und Sanches mit ihren Gedanken ganz woanders schienen.

Nach der Pause erhöhten die Bayern den Druck. Costa (55.) und Juan Bernat (59.) scheiterten am Madrider Torwart Jan Oblak, Arjen Robben reklamierte einen Elfmeter, den er nicht bekam (60.), Thiago entpuppte sich als ungefährlicherer Freistoßschütze als Lewandowski (62.), der köpfelte nach Robbens Flanke übers Tor (74.). Atlético schien nur noch auf den einen, entscheidenden Konter zu warten, doch der kam nicht. Zur Freude Ancelottis („Wir haben sehr gut gespielt und verdient gewonnen“) und Lewandowskis. Der Pole enthüllte nach dem Spiel die volle Wahrheit: „Ja, ich werde Papa im neuen Jahr! Ich weiß es seit ein paar Monaten, aber das war ein schöner Moment, um zu sagen, dass meine Frau schwanger ist.“

München: Neuer - Rafinha, Hummels, Alaba, Bernat - Vidal - Thiago, Sanches - Robben (83. Kimmich), Lewandowski (80. Müller), Costa (87. Martinez). – Madrid: Oblak - Vrsaljko, Godin, Savic, Lucas - Gabi, Koke (68. Thomas) - Saul, Gaitan (60. Correa) - Griezmann, Carrasco (60. Gameiro). – Tor: 1:0 Lewandowski (28.); Zuschauer: 70000.