StartseiteSportIn der Nachspielzeit: VfB Stuttgart besiegt den Angstgegner

Schlussphase

In der Nachspielzeit: VfB Stuttgart besiegt den Angstgegner

Sport / Lesedauer: 4 min

Dank eines Last-Minute-Tors von Akolo besiegt der VfB Stuttgart den Ligaletzten Köln
Veröffentlicht:13.10.2017, 23:03

Von:
Artikel teilen:

Der VfB Stuttgart hat das Bundesligaschlusslicht 1. FC Köln nach 21 Jahren wieder geschlagen und den Kellerrivalen dank eines Last-Minute-Treffers in einer äußerst turbulenten Schlussphase um neun Zähler distanziert.

Anastastios Donis (38.) und Chadrac Acolo (90.+4) trafen vor 58 716 Zuschauern zum glücklichen Sieg des Aufsteigers. Dominique Heintz hatte nach 77 Minuten ausgeglichen. Selbst Stuttgarts Verteidiger Holger Badstuber hatte angesichts des Spielverlaufs Mitleid mit den Kölnern: „Das ist brutal. Die Kölner können einem leid tun, die erwischt es dieses Jahr bitterböse.“

Wie spielt man gegen einen Gegner wie Köln , der einen krassen Fehlstart hingelegt hat und für den es um alles geht? VfB-Trainer Hannes Wolf entschied sich für die herkömmliche kompakte Variante, ein 5-4-1, das offensiv zum 3-4-3 wird, verzichtete also auf eine zweite Spitze. Simon Terodde mimte den Solostürmer, Daniel Ginczek saß zunächst auf der Bank. Dafür würfelte Wolf in der Defensive einiges durch: für Andreas Beck gab Benjamin Pavard den Rechtsverteidiger, musste aber nach 18 Minuten in die zentrale Innenverteidigung rücken, weil sich Marcin Kaminski verletzte. Also durfte rechts Beck wieder ran. Als Sechser, bisher Pavards Arbeitsplatz, kam Orel Mangala zum Zug.

Viele Chancen vergeben

Kompakt allerdings wirkte der VfB in den ersten 30 Minuten überhaupt nicht, weder hinten auf den Flügeln noch im Zentrum. Kölns Yuya Osako kam schon nach fünf Minuten frei zum Schuss, verzog aber ebenso wie Milos Jojic (12.). In der 17. Minute rettete Torhüter Ron-Robert Zieler mit glänzender Parade gegen Osako, nach 25 Minuten traf Simon Zoller die Kugel in guter Position nicht richtig. Der VfB hatte also Glück, nicht hinten zu liegen – und dass er gegen jene Mannschaft in der Liga spielte, dass sich am schwersten tut, Tore zu schießen. Zwei nur waren es bis dato in 7,3 Spielen.

Die Disziplin „Hochkaräter vergeben am laufenden Band“ beherrscht der VfB allerdings auch. Stuttgart war nun endlich wach und kam ebenfalls zu Chancen. Tassos Donis vergab nach schönem Beck-Pass die erste riesige (32.), dann köpfelte Holger Badstuber knapp vorbei (34.), in der 36. Minute gab es dann in einer Szene einen versemmelten Dreifach-Hochkaräter zu bestaunen. Erst wurde Brekalos Schuss geblockt, dann schoss Donis aus zwei Metern Torhüter Timo Horn auf der Linie an, schließlich scheiterte Brekalo per Kopf. Beim nächsten Angriff allerdings schepperte es doch: Nach Steilpass von Terodde hing der glänzende Donis den bereits verwarnten Sörensen im Laufduell ab und tunnelte mit letzter Kraft auch noch Horn zur 1:0-Führung (38.).

Kölns Trainer Peter Stöger reagierte zur Pause und brachte den 39-jährigen Stürmer Claudio Pizarro, aber auch der reaktivierte treffsicherste Bundesligalegionär der Geschichte traf nicht, wenn er auch bei einem Kopfball nach 60 Minuten nah dran war. Zuvor hatte der VfB drei vielversprechende Aktionen, etwa ein Konter-Solo, an dessen Ende Donis, zumindest bisher der beste der unzähligen VfB-Neuzugänge, den Ball aber weit vorbei schlug.

Auch der eingewechselte Chadrac Acolo vergab eine gute Chance, Köln schien schon geschlagen, der VfB sah wie der Sieger aus, vergaß aber, wachsam zu bleiben. Nach 77 Minuten fasste sich Dominik Heintz aus 20 Meter ein Herz und schlenzte den Ball zum 1:1 in den Winkel. Der VfB wirkte geschockt, den wahren Schock aber gab es nach 89 Minuten, als Schiedsrichter Benjamin Cortus nach einem Foul den Videobeweis bemühte – und schließlich doch nicht wie angedeutet auf Elfmeter, sondern auf Schiedsrichterball direkt vor dem Sechzehner entschied. Die Kölner protestierten lange und heftig.

Es war ein Drama am Schluss, das Akolo für den VfB mit einem Glücksschrei beendete. Der Joker tankte sich von rechts in den Strafraum durch und erwischte Horn mit seinem Schuss auf dem falschen Fuß. Der VfB gewann – aber mit mächtig Dusel.

Stuttgart: Zieler – Baumgartl, Badstuber, Kaminski (18. Beck) – Pavard, Mangala, Ascacibar, Aogo – Brekalo (61. Akolo), Terodde, Donis (80. Ginczek). – Köln: T. Horn – Klünter, Sörensen, Heintz, K. Rausch (72. Handwerker) – Jojic (66. Guirassy), M. Lehmann, S. Özcan (46. Pizarro), Bittencourt – Osako, Zoller. – Zuschauer: 58 716 . – Tore: 1:0 Donis (38.), 1:1 Heintz (77.), 2:1 Akolo (90.+4). – Beste Spieler: Ascacibar, Donis / Bittencourt, Osako.