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Viertelfinale

Angstgegner Italien: 50 Jahre des Leids

Sport / Lesedauer: 5 min

Die DFB-Auswahl, egal ob mit Seeler, Beckenbauer, Breitner oder Özil, hat bei einem großen Turnier noch nie gegen die Italiener gewonnen
Veröffentlicht:27.06.2016, 21:17

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Italien, jeder weiß es, ist der Angstgegner der deutschen Nationalmannschaft. Bei acht Aufeinandertreffen bei einer WM oder EM verließ die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes ( DFB ) noch nie als Sieger den Platz. Zuletzt musste sich das Team von Joachim Löw im EM-Halbfinale 2012 mit 1:2 geschlagen geben. In 33 Spielen, inklusive Testspielen, ging die deutsche Nationalmannschaft nur achtmal als Sieger vom Platz, 15-mal gewannen die Italiener. Bei zehn Begegnungen gab es keinen Sieger. Im bisher letzten Vergleich setzte sich aber der Weltmeister durch. Ende März gab es beim Freundschaftsspiel in München einen 4:1-Erfolg – allerdings gegen stark ersatzgeschwächte Italiener.

Die deutsche WM- und EM-Bilanz gegen Italien:

WM 1962 in Chile (1. Gruppenspiel, 0:0): Das erste Aufeinandertreffen von Deutschland und Italien bei einem Pflichtspiel endet tor- und weitestgehend auch ereignislos. Torchancen gibt es während der Partie nicht wirklich. Die einzige Großchance vergibt Uwe Seeler in der zwölften Minute, der in Santiago de Chile aber nur die Latte trifft. Die DFB-Elf erreicht nach Siegen gegen Schweiz und Chile die nächste Runde, Italien schied als Gruppendritter aus.

WM 1970 in Mexiko (Halbfinale, 3:4 n.V.): Die Begegnung geht als „Jahrhundertspiel“ in die Fußball-Geschichtsbücher ein: Bei Temperaturen jenseits der 40-Grad-Marke liefern sich beide Mannschaften ein packendes Duell im Aztekenstadion in Mexiko-Stadt. Roberto Boninsegna bringt die Italiener vor 110000 Zuschauern bereits in der achten Minute in Führung. Franz Beckenbauer spielt ab der 65. Minute mit ausgerenkter Schulter und einer improvisierten Armschlinge. Ausgerechnet Italien-Legionär Karl-Heinz Schnellinger bringt eine Flanke von links grätschend in der Schlussminute im Tor unter – die DFB-Elf schafft es somit in die Verlängerung, die es in dieser Dramatik seither nicht mehr gegeben hat. Gerd Müller bringt die Mannschaft rund um Sepp Maier, Berti Vogts, Uwe Seeler und Wolfgang Overath in der 94. Minute in Führung. Die Italiener drehen das Spiel mit Toren von Burgnich (98. Minute) und Riva (104. Minute). Der „Bomber der Nation“ gleicht in der 110. Minute mit einem Hechtsprung per Kopf erneut aus. Mit dem direkten Gegenzug erzielt Gianni Rivera die erneute Führung für Italien und besiegelt den Finaleinzug der Squadra Azzurra. Das Endspiel verliert Italiens Elf gegen Brasilien 1:4.

WM 1978 in Argentinien (1. Gruppenspiel, 0:0): Im Nebel von Buenos Aires ist die deutsche Nationalmannschaft deutlich unterlegen. Dank Torhüter Sepp Maier, der Italiens Sturm bei diesem Spiel mehrfach zur Verzweiflung bringt, erringt die Mannschaft von Trainer Helmut Schön ein torloses Unentschieden. Nach der „Schmach von Cordoba“, der denkwürdigen 2:3 Niederlage gegen Österreich scheidet der damals amtierende Weltmeister in der Zwischenrunde aus. Die Italiener werden am Ende des Turniers Vierter.

WM 1982 in Spanien (Finale, 1:3): Nach der Niederlage im Halbfinale von 1970 ist die Begegnung in Madrid die wohl bitterste Niederlage für Deutschland. Bislang ist es die einzige Finalbegegnung der beiden Nationen, die Italien jedoch deutlich gewinnt. Nach torloser erster Hälfte bringen Paolo Rossi (57. Minute), Marco Tardelli (69. Minute) und Alessandro Altobelli (81. Minute) die überlegenen Italiener in Führung. Paul Breitner erzielt in der 83. Minute den Ehrentreffer für die deutsche Mannschaft und ist somit einer der wenigen Spieler, der bei zwei Weltmeisterschafts-Endspielen jeweils ein Tor erzielt hat.

EM 1988 in Deutschland (Eröffnungsspiel, 1:1): Beim Eröffnungsspiel der Heim-EM bringt der heutige Inter-Mailand-Coach Roberto Mancini die Italiener in der 53. Minute in Führung. Andreas Brehme sorgt drei Minuten später per Freistoß für den Ausgleichstreffer im Düsseldorfer Rheinstadion. Die Mannschaft von Trainer Franz Beckenbauer scheitert anschließend im Halbfinale gegen die Niederlande mit 1:2.

EM 1996 in England (3. Gruppenspiel, 0:0): Wie bei der EM acht Jahre zuvor trennen sich die beiden Nationen im letzten Spiel der Gruppenphase mit einem Remis. Torhüter Andreas Köpke macht sich, wie auch im Halbfinale gegen England, zum Held des Abends, als er in der neunten Minute einen Elfer von Gianfranco Zola pariert. Wenige Wochen später wird die Elf von Berti Vogts zum dritten Mal Europameister.

WM 2006 in Deutschland (Halbfinale, 0:2 n.V.): Im Halbfinale im Dortmunder Westfalenstadion zerstört Italien den Titeltraum von Jürgen Klinsmanns Elf und sorgt für einen Dämpfer der riesigen Euphorie während des „Sommermärchens“. In einem sehr ausgeglichenen Spiel schenken sich beide Teams in der regulären Spielzeit keinen Zentimeter. Als zum Ende der Verlängerung eigentlich schon jeder mit einem Elfmeterschießen rechnete, nutzten die Italiener mit zwei späten Toren von Fabio Grosso (119. Minute) und Alessandro Del Pierro (120.+1) ihre Überlegenheit. Italien holt sich fünf Tage später im Elfmeterschießen gegen Frankreich den Titel.

EM 2012 in Polen und der Ukraine (Halbfinale, 1:2): Mario Balotelli der Deutschland-Schreck: Mit zwei Toren in der 20. und 36. Minute sorgt Balotelli bereits vor der Pause für die Vorentscheidung. Nach seinem zweiten Treffer posiert er in Bodybuilder-Manier mit freiem Oberkörper. Mesut Özils Anschlusstreffer in der Nachspielzeit kann die Niederlage auch nicht mehr verhindern. Im Finale gegen Spanien geht Italien mit 0:4 sang- und klanglos unter.