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Industrieheizkraftwerk

Industrieheizkraftwerk in Meßkirch steht vor dem Aus

Meßkirch / Lesedauer: 3 min

Damit könnte es bereits jetzt das politische Aus für das IHKW bedeuten – Das sind die Gründe
Veröffentlicht:06.10.2022, 17:00

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Die CDU-Fraktion im Meßkircher Stadtrat spricht sich einstimmig gegen die Pläne zur Errichtung eines Industrieheizkraftwerks (IHKW) auf EBS-Basis (Ersatzbrennstoff) im interkommunalen Industriegebiet Nördlicher Bodensee in Meßkirch aus, das geht aus einer Pressemeldung hervor.

Größte Fraktion im Stadtrat

Damit könnte es das politische Ende des geplanten IHKWs in Meßkirch sein. Denn die CDU-Fraktion im Meßkircher Stadtrat ist mit neun Köpfen die größte Fraktion. Die anderen Parteien kommen mit Bürgermeister Arne Zwick zwar auf insgesamt elf Stimmen, jedoch haben sich laut Medienberichten bereits einige Mitglieder der anderen Parteien gegen das Heizkraftwerk ausgesprochen.

Mit einer deutlichen Mehrheit an Gegnern im Stadtrat kann nun davon ausgegangen werden, dass es auch im Zweckverband des Industrieparks Nördlicher Bodensee keinen positiven Beschluss geben wird.

Zweckverbandmitglieder orientieren sich an Ratsentscheidung

Im Zweckverband sitzen Vertreter aus Wald, Inzigkofen, Leibertingen, Meßkirch und Sauldorf, die jeweils 20 Prozent der Anteile halten. Mit einer Ablehnung von Meßkirch als betroffene Gemeinde ist nun davon auszugehen, dass sich auch die anderen Gemeinden an diesem Urteil orientieren, so Meßkirchs Bürgermeister Arne Zwick.

IHKW kostet 90 Millionen Euro

Die Firma „Best Wood Schneider“ möchte Hackschnitzel zu Dämmelementen aus Holzfasern verarbeiten. Da die Trocknung des Holzes viel Energie verbraucht, plant die Firma zusammen mit den Firmen Korn Recycling aus Albstadt und der Bausch GmbH aus Ravensburg ein 90 Millionen Euro teures Industrieheizkraftwerk, in dem Ersatzbrennstoffe aus Abfällen verfeuert werden sollen.

Pro Jahr soll das Heizkraftwerk etwa 70 Millionen Kilowattstunden Strom liefern können – was dem Jahresbedarf von rund 20 000 Haushalten entspricht. Alternativ wären etwa 16 Millionen Liter Heizöl notwendig. Erst wenn das Kraftwerk läuft, könne auch das Dämmstoffwerk den Betrieb aufnehmen, hieß es von der Firma in der Vergangenheit.

Rückmeldungen aus Bevölkerung sollen nicht ignoriert werden

Doch daraus wird nun wohl nichts: Begründet wird die Entscheidung der Meßkircher CDU-Fraktion zum einen mit der Tatsache, dass der Nutzen für die Bürgerinnen und Bürger Meßkirchs die Belastungen des IHKW nicht aufwiegt.

„Zum anderen wollen wir auch die starken Rückmeldungen aus der Bürgerschaft nicht ignorieren und vertreten mit unserem Entscheid die überwiegende öffentliche Meinung“, so die Aussage der CDU-Stadträte in dieser Woche.

„Die Sorgen der Bürgerinnen und Bürger nehmen wir sehr ernst, denn die Interessen der Bürgerschaft haben in der Entscheidungsfindung der Fraktion immer Vorrang gegenüber Einzelinteressen von Privatpersonen oder Unternehmen,“ heißt es in einer Pressemeldung der CDU .

Alle pro- und contra-Argumente des Projekts seien abgewogen worden. Auch der Meßkircher CDU-Stadtverband unterstütze die Entscheidung der Fraktion mehrheitlich.

Auch andere Ratsmitglieder nehmen Stellung

Auf einer Internetseite der Bürgerinitiative bei der Petition gegen das Heizkraftwerk sprechen sich in Stellungnahmen einige andere Mitglieder des Meßkircher Gemeinderats gegen das Projekt aus. So beispielsweise Angela Andres, die Fraktionschefin der Grünen im Gemeinderat: „Überkapazitäten von Verbrennungsanlagen bestehen bereits jetzt. Alle Prognosen sagen eine Verringerung des Müllaufkommens voraus.Woher soll der Müll kommen, wenn die Investoren aus wirtschaftlichen Gründen die Anlage Vollast laufen lassen? Vom Müll als Energielieferant profitiert nur der Betreiber, den Schaden haben alle Bewohner der Region.“

Der Meßkircher Stadtrat fällt seine Entscheidung am 18. Oktober in seiner Sitzung.