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Personalunion

Pfarrer und Künstler in Personalunion

Altshausen / Lesedauer: 4 min

In der Alten Post in Altshausen ist eine Ausstellung mit Werken von Pfarrer und Künstler Helmut A. Mayer-Ehinger zu sehen.
Veröffentlicht:18.08.2021, 19:09

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Bereits seit dem Frühjahr des vergangenen Jahres wartete die Kunstausstellung des in Altshausen lebenden Künstlers, Pfarrer Helmut A. Mayer-Ehinger, im Foyer der Alten Post auf ihre offizielle Vernissage, die coronabedingt bereits zweimal verschoben werden musste und erst beim dritten Anlauf am vergangenen Freitag von Bürgermeister Patrick Bauser eröffnet werden konnte.

Im Anschluss ging Professor Dr. Martin Oswald aus Weingarten zunächst auf das Leben und künstlerische Wirken des 1938 in Stuttgart geborenen und zuletzt in Heilbronn wirkenden und seit 2005 emeritierten Gemeindeseelsorgers und Klinikpfarrers Mayer-Ehinger ein, der bereits im Alter von 16 Jahren mit seinem künstlerischen Schaffen, zunächst im Bereich der Ölmalerei, begonnen habe. Nach dem Abitur studierte Mayer-Ehinger in Freiburg und Bonn Philosophie, Germanistik und Theologie mit den Schwerpunkten christliche Archäologie, Kunstgeschichte sowie frühchristliche Literatur und stand nach seiner Ordination im Jahre 1968 bis 2005 in den Diensten der Diözese Stuttgart-Rottenburg. Besonders seine letzte Station als Gemeindeseelsorger und Klinikpfarrer in einem 950-Bettenhaus habe ihn heftig mit den Grenzen des menschlichen Daseins konfrontiert und viele Eindrücke aus dieser Zeit hätten sich immanent in seinen Bildern niedergeschlagen.

Oswald wies weiter darauf hin, dass die Kunst für Mayer-Ehinger mehr als nur ein schöner Lebensbegleiter gewesen sei. Sie sei für ihn von Anfang an ein existenzielles Lebenselixier gewesen und habe ihn auch in seinem Berufsleben im Dienste der Diözese geprägt. 1973 erfolgte die Berufung in den Vorstand des Diözesan Kunstvereins und die Berufung in die Kommission für Kirchenbau und Fragen religiöser Kunst der Diözese Rottenburg Stuttgart . Seine Jury- und Gutachtertätigkeit sei für zahlreiche Neubauten und Renovierungen bedeutsam gewesen. Helmut Mayer-Ehingers Sachverstand beruhe freilich mehr als nur auf kunstwissenschaftlichem Wissen, sondern aus seiner persönlichen tief durchlebten und gelebten künstlerischen Tätigkeit, mit der er seit über 65 Jahren nun befasst sei, entstanden.

Gewissermaßen als Privatschüler sei Mayer-Ehinger in die Lehre von bedeutenden anderen Künstlern gegangen, wie etwa bei dem 1980 verstorbenen Schwäbisch-Haller Dieter Frank, bei Professor Rudolf Werner Haegele von der Stuttgarter Kunstakademie, bei Professor Emil Wachter in Karlsruhe, bei Professor Hans Schreiner in Stuttgart, bei dem erst jüngst verstorbenen Künstler Dieter F. Domes aus Langenargen, beim Kressbronner Bildhauer Hubert Kaltenmark sowie bei seinem leider viel zu früh verstorbenen Freund Michael Münzer. Der lange und intensiv gepflegte künstlerische Weg habe den Künstler Mayer-Ehinger schließlich im Jahr 2000 zum Abschluss des Frühwerks geführt, da er im Jahr 2000 mit der verstärkten Zuwendung zum unerschöpflichen Thema der Komposition mit Form und Farbe, angeregt durch die Arbeiten Poljakows, der die Dinglichkeit und Körperhaftigkeit von Farbe zum Erlebnis machte, begonnen habe.

Die Auswahl an Bildern in der Ausstellung biete dem Betrachter eine Gesamtschau des ungegenständlichen Werks, in dem sich die Konzentration auf das Wesen der bildnerischen Mittel ohne Ablenkung durch das Figürliche in Farb-, Linien- und Formspuren artikuliere, Werke, die eine reflektierte und tiefe theologische Dimension besitzen, wenn sie die Idee der geistigen Durchdringung absolut setzen.

Im anschließenden Interview mit Mayer-Ehinger gab dieser Einblicke in sein Wirken und verriet dabei auch den ein oder anderen Trick, der zur besonderen Leuchtkraft seiner Farben führt. Allerdings bedürfe es trotz des Wissens jahrzehntelanger Übung und Erfahrung bei der Farbmischung. Auf die Frage, ob die Farben für Mayer-Ehinger auch eine symbolische Bedeutung hätten oder man dahinter auch theologische Überlegungen vermuten dürfe, oder ob es vorrangig um Komposition sowie um das Gleichgewicht der Farbwerte gehe, antwortet der Künstler, dass für ihn Farben zwar keine bestimmten symbolhaften Bedeutungen hätten, wie sie sie in der landläufigen Betrachtung erhalten hätten, beispielsweise die Farbe Rot für die Liebe, Gelb für den Neid etc., jedoch zum Beispiel bei einem Werk, in welchem er das Brüten des Gottesgeistes über den Wassern der Schöpfung (Gen. 1,2) als Motivhintergrund gewählt habe, die Farbe Blau nicht fehlen durfte. Im weiteren Verlauf des halbstündigen Interviews geht Mayer-Ehinger noch auf viele Details und angewandte Techniken seiner jüngsten Art künstlerischen Wirkens ein. Zum Abschluss des kurzweiligen Interviews bedankt sich der Kurator der Gemeinde Altshausen, Prof. Dr. Oswald beim Künstler Helmut A. Mayer-Ehinger für die im Interview gewährten Einblicke in sein Leben und seine Kunst. Es belege aufs Schönste, dass er in seiner Experimentierfreudigkeit und künstlerischen Neugierde letztlich ein sehr junger Mensch geblieben sei.

Musikalisch umrahmt wurde die Vernissage vom Trio Dreikönigmusig aus Bad Saulgau, das mit Kompositionen aus den Bereichen Jazz und Ragtime sein musikalisches Können unter Beweis stellte.