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Pubertierende sind wie Hummer ohne Panzer

Bad Buchau / Lesedauer: 3 min

Erziehungsexperte Jan-Uwe Rogge überzeugt bei seinem Vortrag in Bad Buchau mit Witz und Wissen
Veröffentlicht:22.10.2015, 12:12

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Fast bis auf den letzten Platz ist der Saal beim Vortrag von Erziehungsexperte Dr. Jan-Uwe Rogge besetzt gewesen. Der Förderverein Progymansium Bad Buchau hatte die Besucher zu einem sehr lebensnahen, amüsanten und informativen Abend ins Haus der Musik eingeladen.

Mit dem ersten Satz „Mütter pubertierender Kinder tragen Schals“, brach Jan-Uwe Rogge von der ersten Minute an das Eis. Rogge verstand es, seine Erfahrungen in Form von vielen lebensnahen Geschichten aus seiner Arbeit an die anwesenden Mütter und Väter zu bringen.

Er verglich die Pubertät mit der Entwicklung des Hummers, dessen Körper so schnell wächst, dass er seinen Panzer abstoßen muss, um dann drei bis zehn Jahre in einem Versteck zu verbringen, bis sich der Panzer dem Körper wieder angepasst hat. Diese Zeit müsse man auch den Jugendlichen zur Entwicklung zugestehen.

Die verschiedenen Erziehungsvorstellungen wie der Vorsatz „Ich will alles anders machen als meine Eltern“ mache es Eltern schwer, die Jugendlichen in dieser Zeit zu begleiten. Rogge ist sich sicher, dass Teenager ihre Eltern lieben, wenn sie auch bereit sind Eltern zu sein, mit allen daraus folgenden Konsequenzen. Auch der Elterntyp „Young forever“ kommt bei den Jugendlichen nicht gut an und wird als „voll peinlich“ eingeordnet. Er warnte die Eltern davor, Freund oder Kumpel der Kinder sein zu wollen – denn Freunde sind gleichwertig. Eine ernstgemeinte Elternschaft solle aber nicht Freund- sondern Partnerschaft sein, denn Partner müssen nicht den gleichen Rang besetzen.

Immer wieder schaffte es Rogge, die interessierten Eltern mit seinen Zitaten und Erlebnissen zu fesseln und zum Lachen zu bringen. Er ermutigte die Mütter, nach einer ewigen Diskussion mit der Tochter um die Ausgehzeit auch mal zu sagen: „Ja, ich bin die gemeinste Mutter der Welt – und jetzt wird es Zeit dass ich mich oute.“ Und er ermahnte die Väter, nicht Kumpel-, Wischi-Waschi-Typ oder General der Kinder sein zu wollen.

Pubertät sei gleichbedeutend mit dem Auszug in die Freiheit. Die Kinder sollten wissen, dass sie den sicheren Hafen der Familie immer wieder anlaufen können und er verglich die Eltern mit Leuchttürmen, die in schweren Zeiten sichtbar werden und Orientierung bieten.

Zum Abschluss gab er den Eltern zwei wichtige Dinge mit auf den Weg durch die Pubertät der Kinder: zum einen die Dankbarkeit, was bedeute, trotz des manchmal schwierigen Verhaltens des Jugendlichen und der schiefen Blicke der Umwelt „Ja“ zum eigenen Kind zu sagen – zum andern Demut, was gleichbedeutend sei mit der „Gewissheit, dass wir nicht wissen, was am Ende rauskommt“.

Die Reise durch die Pubertät sei eine Reise durch Höhen und Tiefen. Mit dem Wunsch: „Genießen Sie die Höhen – die Tiefen kommen von alleine“, schloss Rogge seinen Vortrag, der mit viel Applaus belohnt wurde.