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Knalleffekten

Mit Knalleffekten bleiben die Narren „immer am Ball“

Friedrichshafen / Lesedauer: 5 min

Mit Knalleffekten bleiben die Narren „immer am Ball“
Veröffentlicht:07.02.2010, 22:00

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Kawumm – knallig und ballig ist es beim 25. Bürgerball im Graf-Zeppelin-Haus zugegangen. Wie das Motto des Ballhöhepunkts der Häfler Fasnet „Immer am Ball … Seegockelfasnet eine runde Sache“ nicht unbedingt erwarten ließ, würzten die Ballmacher Alexander Ulmer und Uwe Harting die rund vierstündige Narretei im toll dekorierten Ballsaal vor über 1000 närrischen Gästen an beiden Abenden mit kleinen Knalleffekten. So musste gar Narrenpräsident Eberhard Ortlieb – ganz ungewohnt – gleich mehrmals ins Geschehen eingreifen.

Von unserem Redakteur Bernd Galler

Der Wechsel in der Häfler Politik hat sich bekanntlich nach und nach vollzogen – nicht immer ganz geräuschlos. Die Narren, die ihr den Spiegel vorhalten, machen’s ebenso – mit Knallerei und Ballerei, wie’s wörtlich im Programmheft „Konfetti“ steht. Doch schon vor den neu eingebauten pyrotechnischen Effekten sorgte eine närrische Personalie für den Knalleffekt: Jürgen Binder , unumschränkter und unangefochtener Meister der Häfler Bütt, nahm seinen Abschied von der Narrenbühne und sagte nach 30 Jahren Tschüss - stilvoll in höherer Reimekunst und schwungvoll im Tango-Wiegeschritt seiner diesjährigen Rolle als „Ein Gigolo“. {element}Klar, dass da der Narrenpräsident mitsamt seinem Elferratschef Ulmer, ganz ungewohnt und nicht im Programmheft angekündigt, einschritten. Mit kleinen Präsenten und einem großen närrischen Dank für 30 Auftritte „mit internationalem Flair“, etwa als Matrose oder als Geisha, ließen sie den „Altmeister des närrischen Versmaßes“ gehen, nicht ohne minutenlangen Applaus des närrischen Auditoriums im Stehen und nicht ohne seine Zusicherung, dem närrischen Nachwuchs auf die Sprünge zu helfen. Binder, der Wert darauf legte, Jürgen und nicht Günter mit Vornamen zu heißen, verabschiedete sich in „nicht ganz perfektem Englisch“ mit den Worten: „Standing Ovation in this Lokation is a Sensation“. Damit war alles gesagt.

Aber nicht getan. Die beiden Narrenoberen, einmal ans Eingreifen gewöhnt, schritten gleich noch zweimal zur närrischen Tat im laufenden Ballprogramm: zum einen, um Werner Böhmer mit einem Weinpräsent zu ehren, nachdem er zum 25. Mal, immer im Wechsel als „Tschole“ und „Ratschkachel“, die Bürgerballbühne gegen das andere Geschlecht verteidigt hatte, zum anderen, um das närrische Kraftpaket Rudi Krafcsik und die Seinen vom Hexenmännerballett nach 30 Jahren auszuzeichnen. Unter den liebreizenden Eleven mit „einigen Tonnen Lebendgewicht“ seien drei „in aller Schönheit und Einzigartigkeit des starken Geschlechts“ von Anfang an dabei: Klaus Österle und Bernhard Hafner und, als Motor und Ideengeber immer mittendrin, Rudi Krafcsik, der prompt die goldene Ehrennadel des Vereins zur Pflege des Volkstums an seine Hexenbrust geheftet bekam.

Neben diesen närrischen Schwergewichten mühten sich die anderen Akteure zwischen erneuertem neuem Eröffnungsspiel und anhaltendem Schlussakkord der Tanzkapelle „Udo Gössele & Friends“, „immer am Ball“ zu bleiben. Die Themen des Stadtgeschehens und das Motto spielte ihnen offenbar leicht in die Hand. Als absolute Lachnummern erwiesen sich die winzigen Bachmuscheln im Mühlbachbecken, die gelben Haltegriffe am Häfler Ampeln, die neue Fußgängerzone und die spärliche Sparpolitik, aber auch die „ersten Böckle“, die der neue OB Brand etwa mit dem eingesparten Seniorennachmittag geschossen hat, oder das „Zäunle“ am Seemooser Horn, nicht zu vergessen die „Running Gags“ (laufenden Witze) der Stadtgeschichte wie MTU-Uferweg, B 31, Thermalbad und Katamaran.

Mit diesen Vorlagen erwies sich die Bütt in der Tat als runde Sache. Stadtbüttel Peter Walser nahm den Ball unter dem Motto „Immer am Ball“ auf, gab ihn an die jüngsten Bühnentalente vom „Putzlappengeschwader“, Paula und Klärle alias Sylvia Hiss-Petrowitz und Elke Kastner (im Kaffeerausch) weiter, die ihn dem schon routinierten „Zeitungsfan“ Maria Münzer zuspielten, von wo aus er zunächst beim altgedienten Parkplatzwächter „Bene“ Gerhard Wiedmann landete, der schon zu alten Festhallenzeiten auftrat, und dann beim „Gigolo“ Binder und dessen „trauriger Kunde“ (so der Narrenpräsident). Mit dem (virtuellen) Spielgerät legte dann „Tschole“ Werner Böhmer sein gewohnt perfektes Dribbling hin, bevor die „Bänkles-Balladen“-Sänger Maria und Helmut Wild und die mittlerweile ziemlich ballsichere „Baller-Ina“ Rainer Bentele die Textbeiträge grandios abrundeten.

Die Show begann und endete nicht nur mit Glanz und Glitter, sondern vor allem im edlen Tüll, wie es einem rundum gut aufgelegten Moderator Manfred Haas gefiel. Damit meinte er auf der einen Seite das Showballett „Paradise“ beim Opernball, „den selbst die Wiener nicht besser hinbekommen“, auf der anderen die „Runden Sachen zum Lachen“ des leichtfüßigen Buchhorn-Hexen-Männerballetts. Nicht weniger rund lief’s bei den „Weibsbildern“ der Turnshowgruppe der Häfler Turnerschaft 1862 und bei der „Ballerei à la Bond, James Bond“, vorgeführt vom Ensemble „Freak Out“ der Tanzschule Geiger. Bestimmt nicht Fehl am Platz fühlten sich die schuhplattelnden Elferräte beim „Dirndl-Ball“, perfekt umrahmt vom Tusch der Fanfarenzügler Graf Zeppelin. Die (Ball-) Krone setzte diesmal Bauchredner Rolli Berner mit Puppe Igor dem närrischen Bühnengeschehen auf. Mit dem neuen OB war Berner schnell per Du, brauchte er ihn doch zum obligatorischen Einführungstest als Handpuppe. Andreas Brand musste auf Handdruck nur die Lippen bewegen; die Worte bekam er buchstäblich in den Mund gelegt. So trällerte der OB locker ein Liedchen auf perfekt Schwyzerdütsch. Mit dem OB darf man laut Berner zufrieden sein. Er könne auch unter Druck arbeiten. Damit war das Stadtoberhaupt auch in der Häfler Fasnet angekommen. Auch die Narretei hatte ihren Wechsel vollzogen.

Übrigens: Da Fans des Brauchtums Traditionen lieben, war es Narrenpräsident Ortlieb wieder eine besondere Freude, sich bei Peter Buck für „Süßes in bunten Tüchern“ der Fränkel AG für alle Ballbesucher zu bedanken.