StartseiteRegionalRegion AllgäuWangenIn Wangen stellen wieder dubiose Firmen ihre Altkleider-Container auf

Container

In Wangen stellen wieder dubiose Firmen ihre Altkleider-Container auf

Wangen / Lesedauer: 4 min

In Wangen haben wieder dubiose Firmen Altkleider-Container aufgestellt – Kreis sieht keine rechtliche Handhabe
Veröffentlicht:26.03.2014, 18:55

Von:
Artikel teilen:

Sie sind wieder da. Vielleicht waren sie aber auch nie ganz weg. Gemeint sind die Altkleider-Container, die gewerbliche, oftmals zwielichtige Sammler wieder in Wangen aufgestellt haben. Derzeit sind drei solcher Container im Stadtgebiet bekannt. Der Landkreis sieht ein Konzept zur flächendeckenden Erfassung von Altkleidern aus rechtlichen Gründen zum Scheitern verurteilt und empfiehlt den Kommunen, selbst gegen illegal aufgestellte Container vorzugehen. Deren Möglichkeiten sind jedoch begrenzt.

Mal ist es, wie im vergangenen Jahr, der ominöse Verein „ Kindernothilfe “, mal dessen vermeintlicher Nachfolger, der Kontainer Service Berlin (KSB), oder es ist ein gewisses „Deutsches Textilwerk“ aus Aichach: Unter dem Deckmantel der Wohltätigkeit versuchen dubiose Firmen mit Altkleidern Geschäfte zu machen. KSB-Container stehen derzeit im Waltersbühl (gegenüber Rewe-Markt) und, wie im Vorjahr, immer noch auf dem ehemaligen Kutter-Areal an der Zeppelinstraße. Im Schießstattweg hat mittlerweile das Textilwerk einen Sammelbehälter aufgestellt.

Textilhandel ist – noch – ein lukratives Geschäft. Pro Tonne gebrauchter Kleider werden im Schnitt etwa 400 Euro gezahlt. Kein Wunder, dass auf diesen Zug auch dubiose Sammler aufspringen. Wer jedoch im Internet die Namen dieser Firmen als Suchbegriffe eingibt, stößt auf unzählige Artikel aus Städten in ganz Deutschland, in denen entsprechende Container oftmals illegal aufgestellt sind oder waren, weil sie von den Kommunen entfernt wurden. Recherche-Anrufe bei den auf den Behältern angegebenen Kontaktnummern enden im Normalfall im Nichts oder auf einem Anrufbeantworter. Auch die SZ Wangen wartet bis heute auf einen Rückruf.

„Die aktuelle Container der betreffenden Firmen sind uns bekannt“, sagt Wangens Ordnungsamtsleiter Kurt Kiedaisch . Geprüft werde, ob die Sammelbehälter beim Landratsamt angezeigt sind und der Standort einer rechtlichen Erlaubnis bedarf. „Wir akzeptieren nicht jeden Standort und versuchen die Container auf die Wertstoffinseln zu konzentrieren“, so Kiedaisch weiter. „Es kann aber sein, dass auf städtischem Grund kein Standort verfügbar ist.“

Auf öffentlichem Grund steht beispielsweise der KSB-Container im Waltersbühl. „Der steht aber zu nahe am Gehweg“, sagt der Ordnungsamtsleiter. Deshalb sei die Firma aufgefordert worden, den Sammelbehälter binnen zwei Wochen zu entfernen. Ansonsten werde dieser von der Stadt „in Gewahrsam genommen“. Bei den Containern auf dem ehemaligen Kutter-Areal und im Schießstattweg hat die Stadt jedoch prinzipiell keine Handhabe. Diese stehen auf privatem Grund und werden dort wohl von den Eigentümern geduldet.

Mit ein Grund für den „Wildwuchs“ an teilweise auch illegal aufgestellten Containern könnte sein, dass es im Landkreis kein Konzept zur flächendeckenden Erfassung von Altkleidern gibt. Ein solches war im vergangenen Jahr angedacht. Dem Vernehmen nach auch mit dem Ziel, die Sammlungen der caritativen Einrichtungen zu stärken. Um ein solches Konzept zu entwickeln, müsse aber laut Landratsamt die „Bedrohung für den Abfall-Gebührenhaushalt des öffentlich-rechtlichen Entsorgers sehr hoch“ sein. Dies habe der Verwaltungsgerichtshof in Mannheim so entschieden. „Ein Konzept zur flächendeckenden Erfassung von Altkleidern durch den Landkreis ist also aus rechtlichen Gründen nicht umsetzbar, beziehungsweise wäre zum Scheitern verurteilt“, so Sprecher Franz Hirth .

Auch das neue Kreislaufwirtschaftsgesetz sehe keine Möglichkeit vor, gewerbliche Sammlungen zu verbieten, weil durch den Wegfall der damit verbundenen Einnahmen eine „Gefährdung des Gebührensystems“ nicht zu befürchten sei. Aus Sicht des Kreislaufwirtschaftsgesetzes reiche auch das bisherige Leistungsangebot der Gemeinnützigen Organisationen im Landkreis (beispielsweise Aktion Hoffnung, Arbeiter & Samariterbund, Deutsches Rotes Kreuz, Johanniter oder Malteser) nicht aus, um als „hochwertiges Erfassungssystem“ klassifiziert werden zu können. Ein solches System sei aber vonnöten, um gewerbliche Sammlungen zu untersagen. „Also auch hier Fehlanzeige“, so Hirth.

Die Argumentation des Landkreises kann Jörg Kuon nicht ganz nachvollziehen. „Der Bodenseekreis hat es vorgemacht und die Zuständigkeit bei Altkleider-Sammlungen den Wohlfahrtsverbänden weitergegeben“, so der Geschäftsführer des DRK-Kreisverbands Wangen. „Damit sind dort keine gewerblichen Sammlungen erlaubt.“ Mit dem Landkreis Ravensburg habe es vergangenen Sommer hierzu ein Gespräch gegeben, und die Aussage des Kreiskämmerers sei gewesen, dass nach einer gemeinsamen Lösung gesucht werde. „Bis heute hat kein weiteres Gespräch mehr stattgefunden“, so Kuon. „Das hat meines Erachtens auch etwas mit Wertschätzung zu tun, die ich an dieser Stelle sehr vermisse.“ Und: „Ich hätte mir da mehr Rückendeckung vom Kreis erwartet. Es gibt schließlich auch so etwas wie eine moralische Verpflichtung.“ Mit den Einnahmen durch Altkleider finanziere beispielsweise das DRK Wangen ihre Jugendarbeit und den, so Kuon, „von Bund, Land und Landkreis unterfinanzierten“ Bevölkerungsschutz im Altkreis.

Hoffnung macht dem Kreisverbandsgeschäftsführer derweil, dass die Preise für Altkleider fallen, weil die Märkte überfüllt seien. „Einige illegale und gewerbliche Sammler dürften deshalb wieder verschwinden“, sagt Kuon. Frei nach dem Motto: Wenn es der Kreis schon nicht regelt, dann regelt es eben der Markt.