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Agrarpolitik

Heubuch kritisiert derzeitige Agrarpolitik

Bad Saulgau / Lesedauer: 3 min

Vortrag der Europawahl-Kandidatin der Grünen sorgt für Diskussion
Veröffentlicht:08.04.2014, 16:30

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Agrarpolitik geht längst nicht nur die Landwirte an. Vielmehr greift sie tiefer denn je in das umweltpolitische, kulturelle und gesellschaftliche Geschehen ein. Nicht nur regional, sondern auch auf globaler Ebene. Das wurde beim Vortrag von Maria Heubuch am Montagabend im Oberamer Hof in Bondorf - besonders in der anschließenden regen Diskussion - mehr als deutlich.

Eingeladen hatte der Kreisverband Sigmaringen von Bündnis 90/Die Grünen Heubuch, Milchviehbäuerin und Meisterin der ländlichen Hauswirtschaft, nahm zunächst die Massentierhaltung in den Fokus ihrer Betrachtung. In Oberschwaben findet man sie zwar selten, im Norden Deutschlands um so mehr. Ein Indikator ist etwa der Verbrauch von Antibiotika.

„In Cloppenburg-Vechta, einer Hochburg der Massentierhaltung, wird ein Drittel des gesamten Bedarfs an Antibiotika in der Tiermast verbraucht“, so die Bundesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft und Kandidatin von Bündnis 90/Die Grünen für die anstehende Europawahl. Damit würden in erster Linie die schlechten Haltungsbedingungen ausgeglichen. Die 55-Jährige gab zu verstehen, dass es durchaus große Betriebe gebe, in denen es den Tieren „gut geht“.

„Das ist auch eine Frage des Personals“, so die Referentin. Ab einer bestimmten Größenordnung sei die Lage jedoch nicht mehr überschaubar. Die aktuell vorherrschende Überproduktion von Fleisch und Milch setze einen zerstörerischen Kreislauf in Gang. Der fange bei den hohen Futterimporten an, die die Armut in den exportierenden Ländern forciere, und ende bei Dumpingpreisen für die Überschüsse auf dem Weltmarkt. „Und der macht in vielen Ländern die bäuerlichen Landwirtschaften kaputt“, so Maria Heubuch.

Durchgängiges Kopfschütteln gab es bei den Besuchern an diesem Abend auch über die Debatte der EU-Minister im Februar diesen Jahres zum Genmais 1507, bei der nicht die nötige Stimmenzahl für eine Ablehnung zusammen kam - weil Deutschland sich enthalten hatte. So liegt die Entscheidung bei der EU-Kommission. Damit ist die Wahrscheinlichkeit, dass die umstrittene Futterpflanze eingeführt wird, immens gewachsen. „Obwohl 80 Prozent der Bevölkerung das gar nicht will und der gentechnikfreie Markt ein stark wachsender Markt ist“, so die Referentin. Und: Es bildeten sich zunehmend resistente Schädlinge gegen den Genmais. In den USA etwa gingen die Bauern wieder vermehrt „mit der Hacke aufs Feld“.

Mit Blick auf das geplante Freihandelsabkommen TTP zwischen den USA und Europa vermutet Maria Heubuch in diesem Zusammenhang „Vorabzugeständnisse“. Dass die Verhandlungsdokumente unter Verschluss bleiben, geht „absolut an ihrem Demokratieverständnis vorbei“, sagte sie. Und da steht sie nicht alleine da. Auch die rund zwanzig Besucher äußerten großen Unmut. „Gott bewahre, was da auf uns zukommt, wir werden regelrecht an die Großkonzerne verkauft“, so ein Gast. Ein Anderer ärgerte sich darüber, dass viel zu oft Produkte und Dienstleistungen, die in Amerika keiner mehr will, in Deutschland vermarktet werden. Auch Landwirte äußerten ihren Unmut, etwa über ständig neue Verordnungen, die zusätzliche Investitionen erfordern.