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Klospülung

Damit niemand im Trüben fischen muss

Bad Buchau / Lesedauer: 3 min

Eine Stunde... in der Buchauer Kläranlage zeigt, dass Abwasserreinigung nicht nur eklig ist
Veröffentlicht:23.08.2017, 10:50

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Ob Klospülung, Abwasser, Gully oder Waschbecken: Täglich spült jeder Mensch literweise mehr oder weniger schmutziges Wasser den Abfluss hinunter und denkt nicht weiter darüber nach. Doch das ganze Wasser aus Städten und Industrie muss irgendwie und irgendwo gereinigt werden. Höchste Zeit also, eine Stunde in der Kläranlage Bad Buchau vorbeizuschauen.

Will man die Kläranlage betreten, merkt man gleich, dass sie in guten Händen – oder eher Pfoten – ist. Mit enthusiastischer Abneigung begrüßen die beiden Wachhunde der Buchauer Kläranlage unerwünschte Besucher und sorgen für permanente Sicherheit des dauerhaft laufenden Betriebes. „Wir sind froh, dass die Hunde da sind. Sie leisten Gesellschaft; die Anlage ist ja recht abgelegen“, meint Klärwärter Reinhold Merz .

Zusammen mit seinen zwei Kollegen sorgt er dafür, dass die Kläranlage rund um die Uhr arbeitet. „Da ist man eigentlich 365 Tage im Jahr, 24 Stunden am Tag im Dienst“, sagt Merz. Trotzdem mache ihm seine Arbeit Spaß. Und die beschränkt sich nicht nur auf Wartungstätigkeiten: Während die Kläranlage mit den zugehörigen 15 Pumporten rund um Bad Buchau die ganze Zeit automatisch läuft, gibt es für Reinhold Merz immer etwas zu tun. Reinigung der Messsonden, regelmäßige Kontrollen des Wassers und auch Hausmeistertätigkeiten wie das Schneiden der Hecke gehören zu seiner Arbeit. „Jeder Tag ist anders“, beschreibt Merz seinen Beruf, „ein Klärwärter ist ein Allrounder“.

Trotz aller Abwechslung sind regelmäßige Wasserkontrollen natürlich essentiell. „Wir messen online ständig die wichtigsten Parameter“, sagt Reinhold Merz. Alle zwei Tage werden vor Ort Proben des gereinigten Wassers untersucht und alle vier Tage dann „das komplette Spektrum“, wie Merz betont. Aber das Wasser, das in der Buchauer Kläranlage gereinigt ist, enthalte eigentlich auch keine gefährlichen Schadstoffe, erklärt der Klärwärter. Selbst das industrielle Abwasser, das nur rund ein Sechstel des einlaufenden Wassers ausmacht, sei normales häusliches Abwasser. „Wir haben ja in Buchau keinen Betrieb mit schadstoffbelastetem Wasser wie zum Beispiel einen Schlachthof.“

Kein Grund, die Nase zu rümpfen

Um das von allerlei Stoffen verschmutzte Abwasser zu reinigen, sind mehrere Stationen nötig. Zuerst wird in der mechanischen Reinigung gröberer Schmutz wie Fäkalien herausgefiltert, die sich dann im sogenannten Faulturm absetzen. Dieser wird regelmäßig geleert und sein Inhalt in einem Blockheizkraftwerk verbrannt. Wer jetzt erschreckt die Nase rümpft, wird erstaunt sein: Von den Fäkalien riecht man selbst direkt an der Filterstelle kaum etwas. Ins Abwasser hinuntersteigen müsse man als Klärwärter nur, „wenn es nicht anders geht“, meint Reinhold Merz und lacht: „Aber das gehört natürlich auch dazu.“

Nach der mechanischen geht es zur biologischen Klärung. Hierbei wird das Abwasser in mehreren mikrobiologischen Prozessen von speziellen Bakterien gereinigt. Im Nachklärbecken setzen sich die Bakterien ab und werden aus dem nunmehr gereinigten Wasser wieder entfernt. „Dieses Wasser lassen wir dann in die Natur heraus“, schließt Klärwärter Merz den Kreislauf und diesen Zeitungsartikel.