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Straßenbeleuchtung

Bürger rüsten Warthausens Straßenbeleuchtung um

Warthausen / Lesedauer: 4 min

Die Gemeinde schließt einen Vertrag mit der Energiegenossenschaft Riss
Veröffentlicht:02.05.2014, 16:15

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Große Teile der Straßenbeleuchtung im Hauptort Warthausen werden alsbald von der Bürgerenergiegenossenschaft (BEG) Riss auf sparsame LED-Technik umgerüstet. Der Gemeinderat hat jetzt die Verwaltung ermächtigt, den Vertrag mit der BEG abzuschließen.

Im Grundsatz hatte der Rat schon vor Längerem entschieden, diesen Weg des sogenannten Contracting mit der BEG zu beschreiten. Nachdem die Räte Anfang des Jahres die Leuchten ausgesucht hatte, hat nun die BEG ihr Vertragsangebot mit konkreten Zahlen unterfüttert. Der BEG-Vorsitzende Jürgen Müller erläuterte die Projektdaten. Demnach investiert die BEG knapp 126000 Euro, um 225 Quecksilberdampflampen gegen Leuchtdioden auszutauschen. Vom Land erhält die BEG einen Zuschuss von 18000 Euro aus dem Programm Klimaschutz Plus.

Die BEG finanziert nicht nur die Umrüstung. Sie bleibt über die Vertragslaufzeit von 15 Jahren im Eigentum der Leuchten und muss sie damit auch instand halten und kaputte Leuchten austauschen. Die Gemeinde bleibt Eigentümer der Lichtmasten und der Stromleitungen. Nach Ablauf der Vertragszeit hat die Gemeinde die Option, auch die Leuchten von der Gemeinde zum Restwert zu übernehmen.

Für die Umrüstung und die Wartung überweist die Gemeinde der BEG bis Ende 2029 jedes Jahr einen festen Betrag von 15470 Euro inklusive Steuern. Müller sagte, dieser Betrag entspreche 65 Prozent der derzeitigen Stromkosten für die betreffenden Teile der Straßenbeleuchtung. Da jedoch laut der Prognose tatsächlich 77 Prozent der Stromkosten eingespart werden, spare die Gemeinde sofort zwölf Prozent bei den Stromkosten und bleibe über 15 Jahre hinweg garantiert von Strompreiserhöhungen verschont. „In den vergangenen Jahren sind die Stromkosten um eher mehr als drei Prozent jährlich gestiegen“, sagte Müller. Da die BEG die Leuchtdioden auch wartet, spare die Gemeinde zudem Instandhaltungskosten. Auch wenn die BEG eine angemessene Rendite auf das eingesetzte Kapital einkalkuliere, werde die Gemeinde entlastet. „Es ist für beide Seiten eine gute Sache“, sagte er, „eine klassische Win-win-Situation.“

Die Vor- und Nachteile einer solchen öffentlich-privaten Partnerschaft waren früher bereits ausführlich erörtert worden. Den Gemeinderat Anton Kloos überzeugte das nun mit konkreten Zahlen unterfütterte Angebot nicht. Wenn die Gemeinde bei den derzeit niedrigen Zinsen einen Kredit aufnehme und selbst investiere, komme sie besser weg, sagte er und fragte, ob die BEG ihr Angebot nicht nachbessern könne. Das verneinte Müller. Er bezifferte auf Nachfrage die einkalkulierte Rendite der BEG nicht offen, sagte aber: „Ich kann Ihnen versichern, dass es keine horrende Zahl ist. Wir schütten sämtliche Überschüsse aus, dann können Sie es sich in etwa ausrechnen.“ Im vergangenen Jahr hatte die BEG Riss vier Prozent Dividende an die Anteilseigner ausgeschüttet.

Hans-Peter Landenberger sagte zum Einwand seines Ratskollegen Kloos, wenn die Gemeinde in einigen Jahren Geld übrig habe, könne sie weitere Teile der Straßenbeleuchtung selbst umrüsten. „Aber jetzt haben wir das Geld nicht.“ Kämmerer Jürgen Maucher ergänzte, dass man bei einem möglichen Kredit nicht nur die Zinsen einrechnen dürfe. Hinzu komme die jährliche Tilgungsrate, „das Geld fehlt uns dann im Haushalt“. BEG-Chef Müller sagte, Contracting sei mehr als eine Finanzierung. Die BEG sei auf 15 Jahre verantwortlich für die Leuchten. „Wir haben auch ein Risiko.“

Rätin Martina Benz sagte, bei der BEG handle es sich um „unsere Bürger“. Nach der Abstimmung unterstrich Bürgermeister Wolfgang Jautz, der sich wie Franz Schuy als BEG-Vertreter bei dem Beschluss für befangen erklärt hatte, diesen Aspekt ebenfalls: „Das ist klassische Bürgerbeteiligung.“ Auch die anderen Räte befanden das Angebot für „fair“, wie Helmut Dorn sagte. Gegen die Stimme von Kloos und bei Enthaltung von Alfred Liebhart segnete der Rat den Vertrag ab.

Müller sagte, dass sich an den Zeiten der Beleuchtung nichts ändern werde, die Qualität werde eher gesteigert. Statt zu bestimmten Zeiten in bestimmten Straßen jede zweite Leuchte abzuschalten, würden dort alle Leuchten gedimmt, „was angenehmer fürs Auge ist“. Nach „absolut seriösen“ Kalkulationen rechnet Müller damit, dass der Stromverbrauch von 103330 auf 23797 Kilowattstunden pro Jahr sinken werde. Damit gehe die Gemeinde mit gutem Beispiel voran „und leistet einen beachtlichen Beitrag zum Klimaschutz“: Jährlich würden 47,7 Tonnen Kohlendioxid eingespart, das entspreche einer Fahrt von 330000 Kilometern mit dem Auto.