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3000 Besucher beim Altheimer Open Air

Altheim / Lesedauer: 4 min

„Donots“ ohne Frontmann Ingo Knollmann
Veröffentlicht:02.08.2015, 22:00

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Was haben Céline Dion und ein neugeborenes Mädchen gemeinsam? Die Antwort: Sie waren beide in den Auftritt der „Donots“ auf dem diesjährigen Altheimer Open Air eingebunden. Als um Mitternacht die Stunde des Headliners geschlagen hatte, tauchte Frontmann Ingo Knollmann nicht auf der Bühne, sondern auf einer Videoleinwand auf. Tags zuvor war er Vater einer kleinen Tochter geworden und konnte deshalb nicht vor Ort sein. Der Rest der westfalener Punkband gab trotzdem alles und feierte mit dem Publikum eine ausgelassene Party.

„In 21 Jahren habe ich kein Konzert abgesagt“, versicherte der Ober-„Donot“, „aber ich denke, ich habe die beste Ausrede der Welt.“ Für die rund 3000 Festival-Besucher in Altheim war das jedoch kein Grund, traurig zu sein. Schließlich bekamen sie einen „Donot“-Auftritt zu sehen, den es so noch nie zuvor gegeben hatte. Mit Ausnahme von Schlagzeuger Eike Herwig sprangen die übrigen Bandmitglieder plus Ersatzmann Robin in die Presche und sangen an Stelle von Knollmann abwechselnd die verschiedenen Songs.

„Titanic“-Titelsong mit Hingabe

Die nach eigener Aussage „wahnsinnige Aufregung“ war völlig unbegründet, denn am Gute-Laune-Punk des Quintetts gab es nichts zu meckern – rotzig und poppig wie eh und je. Als Sahnehäubchen holten sie zwei junge Männer aus dem Publikum auf die Bühne, die „Whatever Happened To The 80’s“ – einen der erfolgreichsten Songs der Band – zum Besten geben sollten. Daraus wurde jedoch nichts. Statt dessen gab es nackte Tatsachen (siehe Seite 17) und ein mit Hingabe gebrülltes „My Heart Will Go On“ – Céline Dions Titelsong zum Kino-Klassiker „Titanic“.

Einige Stunden zuvor hatten die „Escandalos“ aus Ulm das Altheimer Open Air bei Sonnenschein und einem angenehm leichten Lüftchen eröffnet. Mit Posaune und Trompete bewaffnet boten die acht Musiker einen Einstieg, der besser kaum hätte sein können. Mit Alternative Rock und ein bisschen Ska brachten sie das Publikum schnell auf Touren und zum Tanzen. Völlig klar, dass die Zugabe-Rufe nach 30 Minuten nicht lange auf sich warten ließen.

Als jedoch „Antic Disposition“ aus Meßkirch mit klassischer Dreierbesetzung – Gitarre, Bass, Schlagzeug – aufspielten, wurde es deutlich ruhiger vor der Bühne. An „Wums“ mangelte es den Instrumenten zwar nicht, aber abgesehen davon schien das Trio von allem etwas zu wenig zu haben: zu wenig Power, zu wenig Kommunikation mit dem Publikum, zu wenig Show. Nichtsdestotrotz brachten sie schöne Melodien auf ihre Saiten und bewiesen vor allen Dingen Abwechslungsreichtum. Mal erinnerte ihr Punkrock ein bisschen an Rammstein, mal ein bisschen an die Red Hot Chili Peppers.

Gegen Ende ihres Auftritts tauten Stefan Siebenrock, Aaron Vogler und Fabian Schnell schließlich auf, und mit ihnen auch das Publikum – Crowdsurfing und Pogen inklusive. „Jetzt sei Ihr warm“, stellte Siebenrock fest, „ich hab’s gemerkt.“ Fazit: Nochmal zurück in den Proberaum und in zwei Jahren wiederkommen. Wir freuen uns!

Erwartungen enttäuscht

Wovon „Antic Disposition“ zu wenig hatten, hatten „Blackout Problems“, die aus München nach Altheim gekommen waren, jedoch viel zu viel. Nach einem schier endlosen Soundcheck waren die Erwartungen recht hochgeschraubt. Was es dann zu hören gab, enttäuschte jedoch: Alternative-Rock-Songs, die handwerklich zwar gut gemacht waren, bei denen der Funke aber nicht übersprang. Das mag auch an der arroganten Haltung gelegen haben, die das Trio an den Tag legte. Je öfter die Drei versicherten, keine Rockstars und ehrlich um das Wohlbefinden des Publikums bemüht zu sein, umso klarer wurde, dass sie es nicht waren.

Bevor bei der Zugabe zur Akustikgitarre gegriffen wurde, hieß es noch: „Uns ist gerade die Technik ausgefallen, machen wir halt akustisch weiter.“ Dazu lässt sich nur sagen: nicht lustig, nicht kreativ und nicht mit dem Herzen dabei. Schade!

Der musikalische Höhepunkt des Festivals waren die Brüder Samson und Chelo von „Sam“, die zur Ahlbzeit die Bühne betraten. Die Ochsenhausener lieferten deutschsprachigen Hip-Hop vom Feinsten ab. Dabei griffen die von Chelo auf dem Turntable erzeugten Beats und Samsons Sprechgesang bestens ineinander. Mal leichte und weiche, mal rauhe und harte Alltags-Poesie war zu hören. Auch davor, einen Chart-Hit wie Gotyes „Somebody That I Used To Know“ zu sampeln, schreckten das Duo nicht zurück. Das Publikum dankte es mit kollektiv in die Höhe erhobenen und zum Rhythmus wippenden Armen.