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Volksbegehren

Rinderspacher schwenkt auf CSU-Linie ein

München / Lesedauer: 3 min

G8/G9-Streit: Schlagabtausch zwischen SPD und Freien Wählern
Veröffentlicht:16.04.2014, 19:20

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In der Debatte um eine Reform des achtjährigen bayerischen Gymnasiums hat sich der Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion Markus Rinderspacher hinter Ministerpräsident Horst Seehofer ( CSU ) und gegen das von den Freien Wählern gestartete Volksbegehren gestellt. Er sei „zuversichtlich“, dass sich Seehofer in der CSU gegen diejenigen, die alles beim Alten lassen wollten, durchsetzen könne, sagte Rinderspacher am Mittwoch in München. Die Freien Wähler hätten sich zu früh mit einem Gesetzentwurf festgelegt und stünden jetzt „allein auf weiter Flur“.

Die Freien Wähler setzen sich in dem Anfang Juli startenden Volksbegehren für eine Wahlmöglichkeit zwischen acht- und neunjährigem Gymnasium ein. Mit der Unterstützung der stärksten Oppositionsfraktion im bayerischen Landtag können sie dabei nicht rechnen, machte Rinderspacher deutlich. Die Initiative hat aus seiner Sicht keine Erfolgsaussichten. Eltern, Lehrer und Schüler lehnten das Freie-Wähler-Konzept ab. Diese hätten einen fertigen Gesetzentwurf vorgelegt, über den eine Diskussion jetzt nicht mehr stattfinden könne, kritisierte Rinderspacher. Den Freien Wählern empfahl Rinderspacher, vom Volksbegehren Abstand zu nehmen.

Die Reaktion der Freien Wähler fiel harsch aus. FW-Bildungspolitiker Günther Felbinger nannte Rinderspachers Empfehlung eine „Schnapsidee“. Aus Angst vor einem Erfolg des Volksbegehrens komme die SPD jetzt mit „neunmalklugen Ratschlägen“ aus der Deckung, so Felbinger. Rinderspacher habe nicht kapiert, dass sich nur mit einem Volksbegehren etwas am Gymnasium ändern werde. Die SPD, die gestern noch das Gymnasium der zwei Geschwindigkeiten propagiert habe, heute das G9 favorisiere, aber in Wirklichkeit die Gemeinschaftsschule wolle, sei wankelmütig.

G9 kostet wieder mehr

Rinderspacher bestritt, dass der Druck des anstehenden Volksbegehrens zu Bewegung innerhalb der CSU geführt habe. Vielmehr werde sich die CSU dem Druck von Lehrern, Eltern, Schülern und deren Verbänden nicht verschließen können. Für eine von allen Beteiligten getragene Reform könnten die Eckpunkte des Bayerischen Philologenverbands (BPV) die Grundlage sein, meinte Rinderspacher. Diese Eckpunkte laufen auf ein neunjähriges Gymnasium hinaus. Statt „begleitetes Wiederholen“ soll es dabei ein „unterstütztes Überspringen“ geben. Gute Schüler sollen eine Jahrgangsstufe überspringen können. Es dürfe aber nicht so weit kommen, dass das G9 neu wieder so „proppenvoll gestopft“ werde, dass weiterhin in Bayern pro Jahr eine viertel Milliarde Euro für kommerzielle Nachhilfe ausgegeben werde, warnte Rinderspacher. Außerdem müsse man sich darauf einstellen, dass man für ein neunjähriges Gymnasium mehr Lehrer benötige, so Rinderspacher: „Das Ganze ist nicht zum Selbstkostenpreis zu haben.“

Die Axt an das G8 hat neben der Gymnasiallehrervereinigung BPV auch der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) gelegt. An einer Befragung mit dem Titel „Was muss sich am Gymnasium ändern?“, haben sich nach Verbandsangaben 670 Lehrer aus ganz Bayern beteiligt. 93 Prozent von ihnen lehnten das G8 ab. Allerdings waren sich die Lehrer uneins, was an dessen Stelle gesetzt werden soll. Nur jeweils eine große Minderheit sprach sich für das neunjährige Gymnasium und das BPV-Konzept des G9 mit der Möglichkeit zum Überspringen aus.

In der CSU wiederum gibt es starken Widerstand gegen eine Rückkehr zum G9. Insbesondere die Junge Union hatte sich unlängst für eine Beibehaltung des G8 stark gemacht. Ministerpräsident Seehofer will hingegen auch nach Einschätzung von Oppositionsführer Rinderspacher ein „deutlich renoviertes Gymnasium“ und habe dafür ein „klares Signal der Kooperationsbereitschaft“ ausgesandt, würdigte der SPD-Fraktionschef den CSU-Ministerpräsidenten.