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Saisonstart

Ölfleck-Anschlag: Drei Jahre danach rätselt die Polizei noch

Kempten / Lesedauer: 3 min

Motorradfahrer in Region sind noch immer verunsichert
Veröffentlicht:13.04.2014, 19:50

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Die Angst fährt mit: Auch drei Jahre nach dem tödlichen Ölfleck-Anschlag auf einen Motorradfahrer im Allgäu sind viele Biker in der Region verunsichert und gehen den Saisonstart ruhiger an. „Auf bestimmten Strecken wird noch vorsichtiger gefahren. Und man achtet seit dem Vorfall mehr auf Flecken auf der Straße“, sagt der Motorradfahrer Frank Lebetz aus Kempten.

Die Gedanken kreisen um ein Verbrechen, das bundesweit für Aufsehen sorgte: Auf einer sonntäglichen Ausfahrt vor Ostern gerät ein Motorradfahrer am 17. April 2011 bei Markt Rettenbach im Unterallgäu mit seiner Maschine in einer Kurve auf eine Ölspur. Der 37-jährige Familienvater schleudert frontal gegen ein Auto und stirbt. Die 60-jährige Autofahrerin wird leicht verletzt.

Serie von Anschlägen enthüllt

Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Mordes. Denn schon bald kam die Polizei zu dem Ergebnis, dass der Anschlag vorsätzlich verübt wurde. Der unbekannte Täter hatte mit Altöl gefüllte Flaschen auf der Straße zertrümmert und so die Schleuderfallen gelegt. In der Nähe der beliebten Motorradstrecke, auf der sich der Unfall ereignete, fanden die Beamten neun weitere Öl-Lachen mit Splittern zertrümmerter Flaschen.

Im Laufe der Ermittlungen ergab sich eine ganze Serie von Ölfleck-Anschlägen in Bayern und Baden-Württemberg. Nach Angaben der Polizei wurden seit dem Frühjahr 2007 sieben weitere vergleichbare Fälle bekannt, bei denen teils auch Menschen verletzt wurden. „Nach der Art der Tatausübung ist nach derzeitigem Stand der Ermittlungen davon auszugehen, dass wir es immer mit dem gleichen Täter zu tun haben“, sagt Polizeisprecher Christian Owsinski .

Überwiegend abstrakte Hinweise

Bisher verfolgte die Ermittlungsgruppe „Ölfleck“ etwa 500 Hinweise und Spuren. Die Arbeit ist noch lange nicht beendet. „Es kommen immer wieder neue Hinweise rein, die geprüft werden“, sagt Owsinski. Vor allem nach dem zweimaligen Fahndungsaufruf in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY…ungelöst“ und nach Ausstrahlung der „Spiegel-TV“-Reportage „Der Ölfleckmörder“ meldeten sich viele Menschen. „Es gab überwiegend abstrakte Hinweise, die uns nicht weitergeholfen haben. Eine heiße Spur war leider nicht dabei.“ Nach dem ersten Fahndungsaufruf hatte sich ein Geschäftsmann aus Nordrhein-Westfalen gemeldet. Er erhöhte die Belohnung für Hinweise, die zur Aufklärung führen, von ursprünglich 8000 Euro auf 50 000 Euro.

Die Sonderkommission hatte in der Anfangsphase vermutet, dass es sich bei dem Täter um einen Motorradfahrer-Hasser handelt. Nachdem die weiteren Fälle bekanntgeworden sind, wird Machtausübung als Motiv angenommen. „Die Anschläge richten sich gegen Verkehrsteilnehmer im allgemeinen und nicht speziell gegen Motorradfahrer“, sagt Owsinski. Nach Einschätzung von Profilern ist der Täter vermutlich ein Eigenbrötler, der sein Selbstwertgefühl durch das Erzeugen von Angst und Verunsicherung aufwerten will.

Polizei hofft auf DNA-Spuren

Obwohl die Tat drei Jahre zurückliegt, hoffen die Ermittler, den Täter noch zu finden. An den sichergestellten Scherben hat die Kripo seinen genetischen Fingerabdruck identifiziert. „Es wäre nicht das erste Mal, dass die DNA auch nach Jahren noch zur Aufklärung einer Tat beiträgt“, sagt Owsinski. Eine freiwillige DNA-Reihenuntersuchung blieb bisher aber ohne Erfolg. Mehr als 1400 Speichelproben wurden ausgewertet.

Auch die Motorradfahrer im Allgäu setzen darauf, dass der Unbekannte mit Hilfe der DNA-Spuren noch gefasst wird. „Jetzt muss Kommissar Zufall noch mitspielen“, sagt Frank Lebetz vom Motorradbekleidungs-Shop „Motorbike-Parts“ in Kempten . Dort sei der Anschlag nach wie vor ein Thema. „Es wird natürlich nicht mehr so viel darüber gesprochen wie nach dem Unfall, aber aus den Köpfen ist die Sache noch lange nicht.“ Lebetz ist überzeugt, dass die Polizei dem Täter eines Tages auf die Spur kommt. „Irgendwann bekommt der noch seine gerechte Strafe.“