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Computertastatur

Navi soll Wege zur Bildung weisen

Stuttgart / Lesedauer: 3 min

Land bietet jungen Menschen ein Computerprogramm zur Berufsorientierung an
Veröffentlicht:24.03.2014, 20:40

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Bei der Suche nach ihrer Zukunft eilen die Finger von Marie Rau flink über die Computertastatur: Eine duale Ausbildung im technischen Bereich würde die Neuntklässlerin gerne machen, am liebsten in der Nähe. Umgehend schlägt der Bildungsnavigator eine Schule wenige Straßen weiter vor. Marie Rau, auf dem beruflichen Gymnasialzweig der Stuttgarter Max-Eyth-Schule, ist eine der Ersten, die das neue Programm testen.

Wenige Meter weiter sitzt Kultusminister Andreas Stoch (SPD) im Konferenzraum der Schule und lobt den eigenen Vorstoß: Man gehe mit dem Navi einen „bundesweit einzigartigen und modernen Weg, um Jugendliche direkt anzusprechen“. Unter dem Motto „Finde deinen Weg“ soll der Navigator zu allen Schularten im Land und den etwa 400 unterschiedlichen Bildungsgängen führen. Die Entwicklung des Programmes, welches als Internetseite auf stationären Computern und mobilen Tablets sowie als App auf Handys mit Android-Betriebssystem laufen soll, hat das Land 190 000 Euro gekostet.

Einfache Sprache gefordert

Noch nicht fertig ist eine App für iPhones von Apple – sie soll bis zum Sommer folgen. Adressat des Programms, das auch auf der heute in Stuttgart startenden Bildungsmesse Didacta vorgestellt wird, sind vor allem junge Menschen zwischen 14und 22 Jahren. Eine der größten Herausforderungen für die mit der Umsetzung beauftragten Berliner Agentur war es dabei, die oft verschwurbelten Schulartbeschreibungen aus den Abteilungen des Stuttgarter Kultusministeriums in sowohl einfache als auch richtige Sprache zu übersetzen.

Viele Schüler würden ihre Möglichkeiten gar nicht kennen, sagt der Stuttgarter IHK-Geschäftsführer, Andreas Richter. Und gerade in Sachen berufliche Bildung habe Baden-Württemberg viel zu bieten, was aber oft nicht bekannt sei. Allein an der Max-Eyth-Schule gibt es für die 1600 Schüler vom Hauptschulabschluss über die Hochschulreife bis zum Meister eine große Bandbreite berufsorientierter Schulkarrieren.

Angesichts von 5000 offenen Lehrstellen im Land brauchten die Schüler mehr Informationen, denn die Schnittmenge zwischen den Erwartungen der Schulabgänger und den Anforderungen der Unternehmen sei oft zu klein. „Das Matching ist schwierig“, sagt Richter und lobt Grün-Rot: „Wir sind froh, dass das Unterrichtsdefizit an den beruflichen Schulen gesunken ist. Unter der neuen Regierung ist da mehr erreicht worden als unter der alten Regierung.“

IHK lobt Grün-Rot

Dieses seltene Lob dürfte Stoch runtergehen wie Öl. Immerhin habe man die Lehrerversorgung an den beruflichen Schulen zuletzt durch Umschichtung und Rekordeinstellungen „erheblich verbessert“ und das Unterrichtsdefizit auf 2,2 Prozent gedrückt. Zudem steckt das Kultusministerium fünf Millionen Euro pro Jahr in die Stärkung beruflicher Schulen. Im neuen Bildungsplan, der ansonsten vor allem wegen der Betonung des Themas sexuelle Vielfalt in die Schlagzeilen gekommen ist, soll das Leitprinzip „Berufsorientierung“ verankert werden.

Kein Wunder also, dass der Bildungsnavi in der Regel zuerst die duale Ausbildung empfiehlt. Wie bei Marie Rau. Die kann sich übrigens auch eine Ausbildung zur Psychologin vorstellen. Doch das geht über die Hochschule – und für die gibt es keinen landes- oder bundesweiten Uni-Navigator. Also wählt Rau – zumindest für die Vorführung in der Max-Eyth-Schule – eine technische Ausbildung.

Der Bildungsnavigator im Internet:

www.bildungsnavi-bw.de