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Donaubahn

Minister Hermann will Donaubahn mit anschieben

Tuttlingen / Lesedauer: 3 min

Anlieger zwischen Ulm und Donaueschingen gründen eine Interessengemeinschaft
Veröffentlicht:13.03.2014, 19:05

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Im Ziel sind sich alle einig: Die Donaubahn zwischen Ulm und Freiburg soll attraktiver werden, und ein entsprechendes Zukunftskonzept liegt auch schon vor. Aber die Umsetzung wird viel Überzeugungskraft, Zeit und Schweiß kosten. Auch darüber herrschte Einigkeit am Donnerstag in Tuttlingen, wo sich die Anlieger trafen, um einen Interessenverband zu gründen.

In der Lobby-Organisation sind 21 Städte und Gemeinden, die fünf Landkreise Alb-Donau, Biberach, Rottweil, Sigmaringen, Schwarzwald-Baar und Tuttlingen sowie die drei Regionalverbände vertreten.

Die 240 Kilometer lange, weitgehend eingleisige, aber landschaftlich überaus reizvolle Strecke ist die kürzeste Verbindung zwischen Ulm und Freiburg, zugleich aber auch diejenige mit der längsten Fahrtzeit von 4:03 Stunden. Über Stuttgart und Karlsruhe dauert es per ICE, obwohl fast 100 Kilometer länger, nur 2:15 Stunden. „Die Donaubahn ist entsetzlich langsam“, klagt Ulrich Grosse , der Nahverkehrsberater. Das will er ändern – und hat deshalb im Auftrag der Anlieger das „Zukunftskonzept“ entwickelt“.

Grosse spricht von einem „Paradigmenwechsel“. Er schlägt vor, das Ziel einer möglichst kurzen Reisezeit zwischen Ulm und Freiburg aufzugeben. Ungleich größeren Nutzen verspreche eine optimale Verzahnung der Donaubahn mit dem Fern- und Nahverkehr, nicht zuletzt mit 2100 Bussen, die jetzt schon entlang der Strecke verkehren.

Wichtigste Neuerung wäre ein Ein-Stunden-Takt zwischen Immendingen und Sigmaringen, so dass künftig auf der ganzen Linie zwischen Ulm und Donaueschingen stündlichen Verbindungen bestünden.

Die Reststrecke bis nach Freiburg soll zunächst ausgespart werden, bis im Jahr 2019 die Regio-S-Bahn, die zwischen Breisach an der französischen Grenze bis nach Villingen-Schwenningen fahren wird. Gleichzeitig soll das Zukunftskonzept dafür sorgen, dass die oft veralteten Bahnhöfe und der Tourismus aufgewertet sowie die Fahrzeuge modernisiert werden. Bis zum Jahr 2019 soll das Konzept umgesetzt sein.

„Diese Studie ist eine große Lösung“, lobte gestern Markus Riether, der Direktor des Regionalverbands Donau-Iller. „ Sie bedeutet eine spürbare Verbesserung, man kann mit geringen Kosten verhältnismäßig viel erreichen.“

Differenzen um die Kosten

Auch Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) zeigte sich angetan. „Ich halte sowohl das Konzept als auch das regionale Engagement für gut und wichtig“, erklärte er. Mit der Gründung der Interessengemeinschaft wird der Grundstein für eine Initiative gelegt, die die Kräfte entlang der Donaubahn bündeln und mit einer Stimme sprechen soll.“ Der Minister sagte seine Unterstützung zu, ließ allerdings auch keinen Zweifel daran, dass „die Finanzierung und Umsetzung nicht einfach“ werde, zumal sich die Zuschusstöpfe des Bundes und des Landes zu Ende neigten und eine neue Auffüllung bisher nicht in Sicht sei.

Dass die Landesregierung der Donaubahn eine große Bedeutung beimesse, zeige sich schon daran, dass sie sowohl den zweigleisigen Ausbau als auch die Elektrifizierung für den Bundeswegeplan angemeldet habe. Trotzdem: „Die Umsetzung bis zum Jahr 2019 ist ein ambitioniertes Ziel“, erklärte der Minister. „Das ist alles hoch spekulativ, es gibt da viele Baustellen.“ Hinzu komme, dass sich die Verhandlungen mit der Bahn erfahrungsmäßig als schwierig erwiesen. „Man braucht einen langen Atem, schnell geht nichts in dem Bereich“, so der Minister.

Über konkrete Kosten wurde gestern nicht gesprochen. Eckart Fricke, der Bahnchef von Baden-Württemberg, hat Ende vergangenen Jahres „einen dreistelligen Millionen-Betrag“ ins Gespräch gebracht. Ulrich Grosse geht dagegen von lediglich 15 Millionen Euro aus, wie er im Gespräch mit dieser Zeitung erklärte. Das könne dadurch erreicht werden, dass auf die Kilometer-Leistungen auf effiziente Art umschichte.

Ein weiteres Problem wurde gestern angesprochen: „Die unterschiedliche Interessenlage“ der verschiedenen Bereichen entlang der Strecke soll in den Gesprächen der kommenden Monaten angesprochen werden, um so von vorneherein die Brisanz herauszunehmen.